Die Wähler in Guatemala haben am Sonntag in einer Stichwahl über die Nachfolge des rechtsgerichteten Präsidenten Alejandro Giammattei entschieden. Rund 9,4 Millionen Stimmberechtigte in dem mittelamerikanischen Land konnten zwischen zwei Sozialdemokraten wählen: Sandra Torres und Bernardo Arévalo. In Umfragen lag der 64-jährige Arévalo deutlich vorn.

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Die Wahllokale sollten am Sonntag um 18.00 Uhr (Ortszeit, Montag 2.00 Uhr MESZ) schließen. Mit ersten Ergebnissen wurde in den darauffolgenden Stunden gerechnet. Der amtierende Staatschef Giammattei soll den Posten am 14. Januar an seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger abgeben. Damit endet die seit zwölf Jahren währende Herrschaft des rechten politischen Lagers.

Die Stichwahl war in dem unter Armut, Korruption und Gewalt leidenden Land nötig geworden, nachdem Arévalo bei der ersten Präsidentschaftswahlrunde am 25. Juni überraschend Platz zwei hinter Torres belegt hatte. Der 64-Jährige ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Juan José Arevalo (1945-1951), und hatte versprochen, das Bildungssystem zu verbessern und die Gewalt und das Elend zu bekämpfen.

Torres hatte sich bereits drei Mal vergeblich um das Amt beworben. Die 67-Jährige war früher mit Präsident Álvaro Colom (2008 bis 2012) verheiratet und hatte den Schwerpunkt im Wahlkampf auf die Themen Gewaltverbrechen und Armut gelegt.

Besorgnis unter anderem bei der UNO und der EU ausgelöst hatten Razzien der Staatsanwaltschaft gegen Arévalos Partei Semilla und das Oberste Wahlgericht. Seit Arévalos Einzug in die Stichwahl geht die Staatsanwaltschaft vermehrt gegen ihn vor. Der 64-Jährige sieht sich als Opfer "politischer Verfolgung einer korrupten Minderheit".

Mehr als Hälfte der Bevölkerung arm

Guatemala ist einer der ärmsten Staaten Lateinamerikas und von großer sozialer Ungleichheit geprägt. Mehr als die Hälfte der guatemaltekischen Bevölkerung lebt nach UN-Angaben in Armut. Die Mordrate im Land ist laut den Vereinten Nationen etwa drei Mal so hoch wie der weltweite Durchschnitt.

Tausende Guatemalteken wandern aufgrund von Armut und Gewalt jährlich in die USA aus. Die Geldsumme, die sie aus den USA an ihre Familien in Guatemala überweisen, ist im vergangenen Jahr auf 18 Milliarden Dollar gestiegen - damit machen die Rücküberweisungen 19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Guatemala aus.  © AFP

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