Die Insel Usedom gilt als beliebtes Urlaubsziel – ist dieser Ruf nun in Gefahr? In den sozialen Medien wird aktuell heiß über einen außergewöhnlichen Brief diskutiert. In diesem storniert eine Frau ihren Urlaub auf Usedom, als Protest gegen das Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern und den Erfolg der AfD. Und der Brief ist kein Einzelfall.
In Peenemünde, einer benachbarten Gemeinde auf Usedom, hatten 52,4 Prozent der Wähler für die AfD oder die NDP gestimmt. Für diese Entwicklung habe die Frau "außer Brechreiz" nichts anderes übrig, wie sie in dem Brief an ihr Hotel erklärte.
Bei aller Schönheit der Landschaft wolle sie sich nicht unter Menschen begeben, "die bereit sind, mit Füßen zu treten und zu zerstören, was andere Menschen für eine weltoffene Gesellschaft aufgebaut haben".
Kein Einzelfall, wie man unserer Redaktion auf Nachfrage bestätigt. Aktuell erhält die Buchungszentrale in Usedom viele Briefe und E-Mails mit ähnlichem Inhalt.
Wegen AfD-Erfolg: Nie wieder Usedom?
Oft heißt es darin, man werde aufgrund des Wahlergebnisses nie wieder die Insel besuchen. Laut Tourismus-Geschäftsführerin Dörthe Hausmann sind die Mitarbeiter auf Usedom voll ausgelastet und versuchen, auf jeden einzelnen Brief oder E-Mail zu antworten.
Einen "Rechtsruck durch die Gesellschaft" oder "Flüchtlingsprobleme" sieht Hausmann nicht. Vielmehr seien ihrer Meinung nach regionale Themen der Grund der Bürger, aus Protest die AfD zu wählen.
Zum Beispiel wurde die Kinderstation im ortsansässigen Krankenhaus aus Kostengründen geschlossen. 19.000 Unterschriften sammelten die Bürger, um die Schließung zu verhindern – ohne Erfolg.
Auf die Tourismus-Zahlen wirke sich die Landtagswahl nicht aus. Trotz der vielen Briefe und E-Mails habe es noch keine Stornierungen gegeben, so Hausmann im Gespräch mit unserer Redaktion.
Ganz im Gegenteil: "Es ist ein tolles Tourismus-Jahr für Usedom", lautet ihr Fazit. Über eine Million Urlauber sind in diesem Jahr auf die Insel gekommen, ein Anstieg von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (mt)
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