Bei der Präsidentschaftswahl im Iran liegt der Hardliner Said Dschalili ersten Umfragen zufolge vorn. Laut einer Erhebung des iranischen Instituts ISPA von Dienstag und Mittwoch wollen 26,2 der Befragten für den Kandidaten des ultrakonservativen Lagers stimmen. Der moderate Herausforderer Massud Peseschkian käme auf 19,8 Prozent der Stimmen, der amtierende Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf auf 19 Prozent. Für die drei weiteren Kandidaten wollen jeweils nur weniger als drei Prozent der Befragten stimmen. Insgesamt seien fast 30 Prozent aber noch unentschieden, hieß es.

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Das Institut ISPA mit Sitz in Teheran veröffentlicht in der Regel die zuverlässigsten Statistiken vor den Wahlen im Iran. Es ist eine nichtstaatliche Einrichtung, gilt aber als regierungsnah. Die genaue Methodik ihrer Erhebungen veröffentlicht das Institut für gewöhnlich nicht. Laut ISPA könnte die Wahlbeteiligung bei etwa 50 Prozent liegen. Erreicht im ersten Wahlgang am 28. Juni keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit, geht es am 5. Juli in die Stichwahl.

Die Neuwahl folgt auf den Tod von Präsident Ebrahim Raisi, der am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Im Iran ist der Präsident anders als vielen anderen Ländern nicht das Staatsoberhaupt, sondern Regierungschef. Die eigentliche Macht konzentriert sich auf den Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei. Der 85-Jährige übt auch entscheidenden Einfluss auf den Wächterrat aus. Dieser entscheidet, wer bei der Wahl kandidieren darf. Als Folge können die Bürger nur aus einem Kreis systemtreuer Kandidaten wählen.

Viele Menschen im Iran sind angesichts politischer Repression, einer Wirtschaftskrise und der gescheiterten Reformversuche in den vergangenen Jahrzehnten desillusioniert. Sie haben den Glauben an große innenpolitische Veränderungen verloren. Im Herbst 2022 entfachten sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Masa Amini landesweite Proteste gegen das islamische Herrschaftssystem. Die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Parlamentswahl erreichte ein Rekordtief von rund 40 Prozent.   © dpa

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