EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll angeblich ihren Rücktritt bekannt gegeben haben, heißt es in mehreren Videos auf YouTube mit hunderttausenden Aufrufen. Mit solchen "Clickbait"-Beiträgen soll offenbar Aufmerksamkeit generiert werden, doch die Meldung ist falsch.

"Eskalation: Ursula von der Leyen Rücktritt! Neuwahlen im Parlament!" oder "Spannung steigt. Ursula von der Leyen tritt zurück, das Europäische Parlament bereitet Neuwahlen vor". So lauten die Titel von YouTube-Videos, die Ende Oktober 2024 veröffentlicht wurden. Gemeinsam kommen die Videos auf mehr als eine halbe Million Aufrufe. Die Behauptung erreichte auch auf TikTok Zehntausende.

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In den YouTube-Videos sind verschiedene unbelegte Behauptungen. In einem Video suggeriert der Sprecher, dass von der Leyens Wahl zur Kommissionspräsidentin Betrug sei. In einem anderen heißt es in der Beschreibung, dass sie wegen einer Auseinandersetzung mit dem ungarischen Präsidenten Viktor Orban zurückgetreten sei. Thema der Videos sind auch echte Begebenheiten wie ein fragwürdiger Impfstoff-Deal, den von der Leyen mit dem Pharmakonzern Pfizer per SMS ausgehandelt haben soll.

Viele halten die vermeintliche Nachricht zum Rücktritt offenbar für echt: "Ganz tiefer Sumpf die EU" oder "Zurücktreten reicht nicht aus! Sie muss persönlich in die Haftung genommen werden", heißt es in Kommentaren unter den Videos mit hunderten Likes.

Doch die Behauptung ist frei erfunden.

Falschbehauptung über Ursula von der Leyens Rücktritt
Die YouTube-Videos mit der Falschbehauptung, Ursula von der Leyen sei zurückgetreten, wurden hunderttausende Male angezeigt. © Quelle: YouTube; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck

Sprecher von der Leyens und Sprecherin der EU-Kommission dementieren

Der Sprecher von Ursula von der Leyen, Jens Flosdorff, antwortete CORRECTIV.Faktencheck auf Nachfrage, dass es sich um eine "Ente" handelt – eine Falschmeldung also. Auch Arianna Podesta, eine Sprecherin der Europäischen Kommission, dementierte.

Davon abgesehen wären bei so einer Nachricht viele Medienberichte oder auch eine Pressemitteilung zu erwarten. Eine Google-Suche zeigt, dass es diese nicht gab.

Die YouTube-Videos und dazugehörigen Kanäle sollen offenbar den Eindruck erwecken, es handele sich dabei um Nachrichten. Einer verwendet ein Logo mit dem Text "News Live", ein anderer heißt "Nachrichten Direkt".

Weitere Falschmeldung zu Rücktritten auf Fake-News-Seiten
Die YouTube-Kanäle, die die Falschmeldung zu von der Leyens Rücktritt verbreiteten, teilen auch andere Videos mit reißerischen Behauptungen, © Quelle: YouTube; Sreenshot: CORRECTIV.Faktencheck

Die Kanäle verbreiten immer wieder vermeintliche sensationelle Nachrichten auf Deutsch und Englisch. So sollen offenbar Aufmerksamkeit und Klicks generiert werden. Wie ähnliche YouTube-Kanäle Falschmeldungen zu höheren Renten verbreiten, hat CORRECTIV.Faktencheck bereits berichtet.

Verwendete Quellen

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