Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hat die schwierige Lage der Kirche in Deutschland betont und mehr Tempo bei Reformen gefordert. "Der Abbruch der Volkskirche ist Land auf, Land ab Realität", sagte Zdk-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Mittwoch vor der Eröffnung des 103. Katholikentags in Erfurt. Die Kirche sei in einer Krise, die nicht nur vom Glaubenswandel zeuge. "Sie ist in einer Krise, die sie selbst mitverschuldet hat." Zu lange habe sie auf die Wahrung des Status Quo gesetzt, habe kritische Fragen nicht an sich herankommen lassen. "Dann hat der Missbrauchsskandal im großen Maße Vertrauen zerstört."
Die Kirche reagiere auf diese Probleme zu langsam. Zwar gebe es Reformvorstöße, um etwa den Machtmissbrauch in der Kirche einzudämmen und mehr Gleichberechtigung zu schaffen. "Es quält mich, dass wir mit der Umsetzung dieser Ziele nicht schnell genug vorankommen", räumte Stetter-Karp ein. Nicht nur ihre Ungeduld sei groß.
Mit Blick auf das im säkular geprägten Ostdeutschland gelegene Erfurt als Ausrichtungsort für den Katholikentag sagte die ZdK-Präsidentin: "Wir haben hier kein Heimspiel. Aber gibt es überhaupt noch Heimspiele für Katholiken in Deutschland? Ich denke: Nein."
Weltweit gibt es laut Deutscher Bischofskonferenz 1,4 Milliarden Katholiken. 20,9 Millionen von ihnen lebten 2022 in Deutschland, was etwa einem Anteil von 25 Prozent der deutschen Bevölkerung entsprach. Rund 137 000 Kirchenmitglieder zählte das Bistum Erfurt. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.