In Deutschland sind Gehaltsangaben in Stellenanzeigen einer Umfrage zufolge deutlich seltener als in anderen großen europäischen Volkswirtschaften. Das zeigt eine aktuelle Analyse.
Nur 15,8 Prozent der Stellenanzeigen in Deutschland enthalten eine Gehaltsangabe, wie am Mittwoch veröffentlichte Daten des Jobportals Indeed zeigen. Zählt man Verweise auf Tarifangaben dazu, erhöht sich der Wert immerhin auf 23,7 Prozent. Im Vergleich mit Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Italien und Irland sei Deutschland damit Schlusslicht.
Großbritannien steht an erster Stelle im Vergleich: Den Angaben nach wird dort in 69,7 Prozent aller Stellenanzeigen ein Gehalt angegeben. Frankreich folgt mit 50,7 Prozent auf dem zweiten Platz, wie Indeed mitteilte. In den Niederlanden und Irland finden sich in 45,3 beziehungsweise 40,3 Prozent der Annoncen eine Gehaltsangabe. In Italien ist dies mit 19,3 Prozent ebenfalls eher unüblich.
Der Stellenanalyse zufolge gab es in Deutschland ab 2019 zunächst einen starken Trend hin zu mehr Gehaltstransparenz: "2019 lag der Anteil bei nur 4,1 Prozent und hat sich demnach fast vervierfacht", erklärte Indeed. Seit September 2023, als ein Höchstwert von 17,3 Prozent erreicht wurde, ist der Anteil jedoch wieder leicht rückläufig.
Wer einen Job sucht, wünscht sich Angaben zum Verdienst
Dabei gibt es unter den Arbeitnehmern in Deutschland den Wunsch nach Angaben zur Bezahlung: Wie eine Arbeitnehmer-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Censorwide im Auftrag von Indeed ergab, wünschen sich mehr als 60 Prozent diese Information in Stellenanzeigen und würden sich überdies eher auf eine solche Annonce bewerben.
Für die Umfrage befragte Censorwide vom 15. bis 20. Januar insgesamt 1.002 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren. Der Altersdurchschnitt lag demnach bei 35 Jahren.
In einigen Branchen geht es transparenter zu als in anderen
Der Analyse zufolge ist Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen je nach Berufsgruppe allerdings unterschiedlich verbreitet:
- In Sparten mit hohen Gehältern wie Wirtschaftsingenieurwesen, Softwareentwicklung oder Rechtswesen liege der Anteil von Stellenanzeigen mit Gehaltsangaben jeweils bei unter zehn Prozent.
- Am transparentesten seien Stellenausschreibungen für Reinigungsdienste (40,9 Prozent), gefolgt von Transportwesen (37,1 Prozent) und Sicherheit (29,8 Prozent), erklärte Indeed.
"Der Mangel an Gehaltstransparenz führt zu großen Gehaltsunterschieden für gleiche Arbeit - besonders in überdurchschnittlich bezahlten akademischen Berufen", erklärte Indeed-Ökonomin Lisa Feist. "Das schafft Unruhe, Unzufriedenheit und benachteiligt überwiegend unterrepräsentierte Gruppen in der Belegschaft." Die Folgen zeigten sich auch "etwa im Gender-Pay-Gap, das die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen beschreibt". (AFP/bearbeitet von tar)