Düsterer Blick in die DDR: "Das schweigende Klassenzimmer" ist ein spannender deutscher Kinofilm, der auf wahren Ereignissen basiert. Er zeigt die bitteren Folgen für eine Abiturklasse, die für zwei Minuten nicht das Schweigen brechen wollte.
Die Erzählung spielt im Jahr 1956 in Stalinstadt, dem heutigen Eisenhüttenstadt. Einige Schüler einer Abiturklasse verfolgen heimlich im Westradio die in Ungarn voranschreitende Revolution gegen die Sowjetunion.
Nachdem der Aufstand Dutzende Opfer gefordert hat, entscheidet sich die Klasse spontan zwei Schweigeminuten am Anfang der Schulstunde zum Gedenken der Gefallenen einzulegen – mit weitreichenden Folgen.
Der Vorfall dringt bis zum Volksbildungsminister vor, der das Schweigen der Klasse als konterrevolutionären Akt auffasst. Er fordert die Schüler auf, einen Rädelsführer zu benennen. Wenn nicht, so droht er, werde die gesamte Klasse vom Abitur in der DDR ausgeschlossen.
Starker Stimmungsaufbau
Drehort von "Das schweigende Klassenzimmer" war Eisenhüttenstadt. Der Film empfängt den Zuschauer mit düsterer Stimmung und einem grauen Ambiente: Unter einer FDJ-Fahne auf dem tristen Vorhof der Schule stehen die Schüler steif beim Fahnenappell. Mit einem lauten "Freundschaft!" wird der Kinobesucher auf das Schulgeschehen eingestimmt.
Die Musik, das Szenenbild, die Dramatik - Filmtechnisch gesehen, liegen die Stärken der Produktion vor allem in der Stimmung.
Dennoch plätschert der Anfang des Films ein wenig träge vor sich hin. Leider überzeugen hier auch einige Dialoge nicht. Die sprachliche Umsetzung wirkt bisweilen nicht realistisch und zu gestellt.
Die regelrechten Verhöre später in der Schule funktionieren umso besser: Die Stimmung überträgt sich gut und lässt mit den Figuren mitfühlen. Hinzu kommen einige spannende Wendungen, die den Zuschauer am Ende noch einmal mitreißen.
Der Film nimmt dann rasch Fahrt auf: Freunde werden gegeneinander ausgespielt, die Schüler in Einzelbefragungen massiv unter Druck gesetzt. Da sind Konflikte in der Familie und unter den Klassenkameraden vorprogrammiert.
Charaktere mit Tiefe
Konflikte innerhalb der Familien werden im Film besonders hervorgehoben. Sie geben dem Zuschauer einen Hintergrund zum Geschehen. Das wirkt sich auch positiv auf die Dramaturgie aus.
Die Emotionen der Charaktere - Stolz, Wut, Angst oder Verzweiflung - werden überzeugend dargestellt und sind nachvollziehbar. Dabei glänzen vor allem die Schauspieler Jonas Dassler in der Rolle des Klassenstrebers Erik und Max Hopp als strenges Oberhaupt der Familie Wächter.
Durch die Einblicke in das Familienleben werden vor allem die Rollen des Theo (Leonard Scheicher), Kurt (Tom Gramenz) und Erik beleuchtet. Der Kinobesucher hat die Möglichkeit, Empathie für die Charaktere entwickeln. Der Film bekommt zudem einen angenehmen Tiefgang.
Gerade diese großen charakterlichen Unterschiede der einzelnen Figuren und deren Motivationen machen den Film so interessant - und damit unberechenbar.
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