Oberammergau - Regisseur Christian Stückl soll im Jahr 2030 erneut die weltberühmten Passionsspiele in Oberammergau auf die Bühne bringen. Der Gemeinderat beschloss in einer nicht-öffentlichen Sitzung mehrheitlich, Stückl erneut mit der Spielleitung zu beauftragen, wie der Eigenbetrieb Kultur der Gemeinde mitteilte.

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Es wird die fünfte Passion des heute 62-Jährigen, der 1990 als damals jüngster Spielleiter diese Aufgabe übernommen hatte. Werkleiterin Ramona Wegenast werde nun die Vertragsverhandlungen mit Stückl aufnehmen.

Lob für Stückls Arbeit

Mit Stückl, "der wie kein anderer die Passionsspiele modernisiert und behutsam in die heutige Zeit geführt hat", solle die Tradition erhalten bleiben und gleichzeitig den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechen, hieß es. "Die Passionsspiele sind seit Jahrhunderten ein lebendiger Ausdruck unserer kulturellen Identität", sagte Bürgermeister Andreas Rödl. "Es ist für uns eine große Freude, dass Christian Stückl erneut bereit ist, seine Erfahrungen als Spielleiter auch 2030 wieder einzubringen und dieses historische Stück in Form einer modernen Inszenierung weiterzuentwickeln."

Erstmals offizielles Bewerbungsverfahren

Im Vorfeld hatte es im Ort heftige Debatten um die Bewerbung gegeben. Stückl hatte frühzeitig klargestellt, dass er noch einmal die Leitung übernehmen wolle. Erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte des Laienspiels hatte der Gemeinderat jedoch ein offizielles Bewerbungsverfahren beschlossen. Dem Vernehmen nach hatten außer Stückl zwei weitere Bewerber die Hand gehoben - am Ende blieb nur Stückl übrig.

Im Zuge des Bewerbungsverfahrens hatte er am Montag sein Konzept für 2030 in einer Bürgerversammlung präsentiert. Er werde voraussichtlich "mit dem gleichen Team wieder arbeiten", sagte Stückl dabei und nannte den Namen seines Stellvertreters Abdullah Karaca, der sich dem Vernehmen nach ursprünglich auch um die Spielleitung bewerben wollte.

Bürgerversammlung
Stückl musste seine Ideen in einer Bürgerversammlung vorstellen. © dpa / Sven Hoppe/dpa

Fokus auf Jesus - und Frauen

Stückl kündigte an, dass es ihm 2030 vor allem auf die Figur des Jesus ankommen werde. 80 Prozent der Jugendlichen könnten mit der Figur Jesus nichts mehr anfangen. Gerade die Jugend gelte es aber in Zeiten der Theaterkrise zu begeistern. Auch die Frauenfiguren in der Geschichte um das Sterben Jesu wolle er sich neu anschauen. Erneut will er darauf achten, dass jede Form von etwaiger Judenfeindlichkeit gestrichen bleibt.

Stückl hat die Passion seit 1990 konsequent von christlichen Anti-Judaismen befreit, entstaubt und mit eindrucksvollen Inszenierungen zum über Deutschlands Grenzen hinaus gefragten Kulturereignis gemacht. Zur Passion 2022 kamen mehr als 400.000 Besucher - ein Millionengeschäft für den kleinen Ort.

Die Passionsspiele gehen auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633 zurück. Damals versprachen die Oberammergauer, alle zehn Jahre das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi aufzuführen, wenn niemand mehr erkranke - was der Legende nach auch geschah.  © Deutsche Presse-Agentur

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