• Augustus Glupsch ist nicht mehr "fett", sondern "kräftig" und die Oompa-Loompers sind genderneutral.
  • An Änderungen im Kinderbuch "Charlie und die Schokoladenfabrik" und anderen Werken von Roald Dahl hat sich ein Streit in der Kulturszene entzündet.
  • Schriftsteller Salman Rushdie Einsatz einer "verhunzenden Empfindsamkeits-Polizei".

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Der Schriftsteller Salman Rushdie hat sich über sprachliche Änderungen in zahlreichen Neuausgaben der Bücher von Roald Dahl durch den Verlag beklagt. Die Eingriffe in das Werk seien "absurde Zensur" durch eine "verhunzende Empfindsamkeits-Polizei", kritisierte Rushdie am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Der Puffin-Verlag hat hunderte Änderungen an den Charakteren und Formulierungen in den Büchern Dahls vorgenommen. Beispielsweise wird Augustus Glupsch aus dem Kinderbuch "Charlie und die Schokoladenfabrik" nun nicht mehr als fett, sondern als kräftig bezeichnet; die kleinen Oompa-Loompers sind nunmehr genderneutral definiert.

Sprecher verteidigt Änderungen

Rushdies Kritik gilt einem wachsenden Trend in Verlagshäusern, zusätzliches Personal für die Überprüfung von möglicherweise verletzenden Inhalten über Geschlecht, Ethnie, Gewicht, Gewalt oder mentale Gesundheit einzustellen.

Ein Sprecher der Roald Dahl Story Company, die über die Rechte des Gesamtwerks verfügt, entgegnete den Kritikern, es sei etwas völlig Normales, die Sprache in Büchern für neue Auflagen "zu überprüfen". Der Leitsatz bei der Überprüfung von Dahls Texten sei es gewesen, dabei die "scharfkantige Art des Originals" beizubehalten.

Rushdie erklärte, Dahl sei ein "bekennender Antisemit mit ausdrücklich rassistischen Neigungen" gewesen und somit "kein Engel" - doch die Eingriffe des Verlages in das Werk seien "absurde Zensur".

Kritik an Änderungen: "Verdünnen von Erzählkraft"

Auch Suzanne Nossel, Leiterin des Gremiums für Meinungsfreiheit beim Schriftstellerverband PEN America, zeigte sich durch die Änderungen des Verlags "alarmiert". Eines der Probleme beim Weglassen von Formulierungen, die dem Zeitgeist nicht entsprechen könnten, sei das "Verdünnen von Erzählkraft". Diejenigen, die sich über die Eingriffe in das Werk freuten, sollten sich einmal vorstellen, wie sie sich fühlen würden, sobald die Änderungen einmal nicht ihre Werte widerspiegelten.

Andere Kritiker argumentierten, es sei gerade das Provokante an Dahls Literatur, was sie am Ende so erfolgreich gemacht hat, wie sie ist.

Roald Dahls Bücher wurden weltweit mehr als 250 Millionen mal verkauft, einige Verfilmungen seiner Werke wurden in den Kinos zu Kassenschlagern. (ld/ck/dja/afp/dh)  © AFP

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