Endlich kommt die Verfilmung von "Fifty Shades of Grey" in die Kinos. Pünktlich zum Valentinstag liefern die Filmemacher experimentierfreudigen Paaren nun also den visuellen Stoff zum Erotikbestseller. Die Verkäufe entsprechend einschlägiger Bücher gehen durch die Decke. Doch welche sind für Fans von Christian Grey und Anastasia Steele wirklich gute Nachfolge-Literatur? Wir haben uns durch die Betten der Autoren und Autorinnen gewühlt und dabei einige Perlen aufgetan, deren Genuss über den des Lesens hinausgehen dürfte.

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Der Klassiker: "Crossfire" – Sylvia Day

Zugegeben, allzu sehr unterscheidet sich "Crossfire" nicht von "Shades of Grey". Fans der Liebesromane dürfte das absolut in die Karten spielen – zumal es von den Geschichten rund um Gideon Cross und Eva Tramell nicht nur drei, sondern bereits vier Bände gibt. Die Geschichte ist, wie sie meistens ist: Sie, ein junges Ding und neu in der Firma, verliebt sich in den Inhaber des Hauses und geht mit ihm eine eher weniger liebevolle als vielmehr sexuell aufgeladene Beziehung ein. Dunkle Fantasien und Handschellen stehen hier absolut im Vordergrund, werden allerdings in eine hochwertige Sprache verpackt als noch bei "Shades of Grey".

Dafür gibt es einen Grund: Autorin Sylvia Day hat genug Erfahrung im Schreiben, um dafür bereits jede Menge Preise abgeräumt zu haben. Das merkt man auch beim Lesen. Die Szenen wirken nicht so sehr gewollt, sondern durchkomponiert und dadurch recht ansprechend. Da jeder Band mehr als 400 Seiten hat, nimmt das Vergnügen vorerst kein Ende. (Erschienen im Heyne Verlag)

Die Männersicht: "Shame On Her" - Celestun

Auf der Suche nach weiteren Treffern für "Shades" brachte mich die Autokorrektur meines Handys kürzlich zu dieser Entdeckung: "Shame On Her" – eine Kurzgeschichten, auf deren knapp 17 Seiten sich die sexuellen Ereignisse auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise schier überschlagen. Hauptcharakter ist ein junger Mann, der sich seines sexy Äußeren durchaus bewusst ist und diese Waffe schier jeden Abend gegen den Willen von mindestens einer Frau einsetzt.

Wenn auch aus Männersicht geschrieben – das kann Autor Celestun, der offenbar recht großen Wert auf Anonymität legt, nämlich nicht leugnen – ist die Geschichte in sich rund und durchaus auch für Frauen ansprechend. Stets schmutzig, nie ekelig, emotional und mit überraschendem Ende.
Voraussetzung für den Genuss der Geschichte ist allerdings ein Ebook-Reader, denn aktuell gibt es "Shame On Her" nur als Download. Eine Fortsetzung in Romanlänge könnte reizvoll sein. (Erschienen bei Amazon)

Wenn's schnell gehen muss: "Abgründe der Hingabe" – A.C. Black

Ebenfalls recht günstig und ideal für Ebook-Reader sind die Kurzgeschichten von A.C. Black. Bei der jungen Autorin, die sich aufgrund ihrer dreckigen Fantasie ebenfalls lieber ein Pseudonym zugelegt hat, geht es ziemlich heftig zu. Nichts mehr mit verbalen Liebkosungen und diskreter Vorsicht bei der Formulierung. Nein, hier werden Worte so ausgesprochen, wie sie den Charakteren angesichts der eindeutigen Szenen eben in den Kopf kommen. Das kann einen antörnen, muss aber nicht.

Mit rund 30 Seiten für je drei Euro ergeben die aktuell vier Bände zusammen schon fast einen Kurzroman, der sicherlich nichts zu zart beseitete Seelen ist. Freunde der "Feuchtgebiete" sind es ja bereits gewohnt, dass sie beim Lesen nicht geschont werden. Wer dieses Vokabular nun auch noch mit Lust zusammenbringen möchte, ist bei dieser Autorin genau richtig, die sich selbst als "Spezialistin für Dominanz und Erziehung" bezeichnet. (Erschienen bei Amazon)

Für Spaßvögel: "Fifty Shades vom Huhn" – F.L. Fowler

Bei Kapiteln namens "Die Anfängerin", "Glied für Glied" und "Zum Höhepunkt" rechnet man mit allem – aber nicht mit einem Kochbuch. Tatsächlich hat F.L. Fowler aber genau das gemacht: den Erotik-Bestseller um Christian Grey und Anastasia Steele schmackhaft umgeschrieben. In die Rolle des Meisters und seiner Sexsklavin treten ein Mann und sein Küchenhuhn, das nur darauf wartet, verschnürt und mit einer scharfen Kruste abgedeckt zu werden.

Freunde der Fleischeslust kommen voll auf ihre Kosten: "Knusprigkeit und Saftigkeit kommen auf den Punkt genau zusammen, und jeder Teil meines Körpers kommt gleichzeitig zum Höhepunkt." Mahlzeit. Wer sich beim Lesen voll und ganz von Geflügel verführen lässt, findet die passenden Rezepte zur jeweiligen pikanten Stelle des abgewandelten Romans am Ende des Buchs. Die Idee ist grandios, die Umsetzung unfassbar unterhaltsam. Was für Feministen das Original, dürfte diese Fassung allerdings für Vegetarier sein. Darüber sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein. (Erscheint im Februar im riva Verlag)

Für Spielkinder: "Nifty Shades of Play" – Erica Budge

Man nehme Barney Stinsons "Playbook", kombiniere es mit dem Klassiker "Mach dieses Buch fertig" und springe auf den aktuellen Hype um Lustliteratur auf: fertig ist "Nifty Shades of Play", eine mehr oder weniger sinnbefreite Aneinanderreihung von vermeintlich erotischen Partnerspielchen. Dieses Buch besteht ausschließlich aus Rätseln und spielerischen Betätigungen, die die Fantasie und Experimentierfreude anregen sollen.

Von Sexszenen im Malen-nach-Zahlen-Prinzip über Nippelschmuck zum Nachbasteln bis hin zu nicht ganz ernst gemeinten Intimrasur -Vorschlägen ist alles dabei. Wirklich heiß geht es hier allerdings nicht zur Sache, sondern oftmals eher peinlich. Damit ist das Buch der ideale Geschenktipp für Leser der Witzeseite im "Playboy", mehr aber auch nicht. (Erschienen im riva Verlag)

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