Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse: Beim Showsport Wrestling steht diese Geschichte oft im Vordergrund. Kevin Owens ist derzeit einer der bekanntesten Bösewichte in der Wrestling-Liga WWE. Selbst im Interview bleibt er in dieser Rolle - das bekommt auch unser Redakteur zu spüren.

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Andreas Maciejewski, Kevin Owens, WWE
Redakteur Andreas Maciejewski (r.) traf Kevin Owens vor einer WWE-Show in Stuttgart. © 1&1

Eigentlich wirkt Kevin Owens wie ein ganz normaler Kerl. Etwa 1,80 Meter groß, Bart. Er schiebt auch einen ordentlichen Bauch vor sich her. In Wirklichkeit heißt er Kevin Steen.

Wer ihn nicht kennt, würde nicht damit rechnet, dass er professioneller Wrestler ist. Und damit ist er richtig erfolgreich.

In der WWE (World Wrestling Entertainment), der populärsten Wrestling-Liga der Welt, trägt der 31-Jährige derzeit die "Intercontinental Championship". Bei den Fans kommt er richtig gut an, obwohl er einen "Heel" (Bezeichnung für einen Bösewicht) spielt.

Kevins Owens arbeitete sich hoch bis in die WWE

Zum einen, weil Owens die Rolle eines Egoisten so überzeugend darstellt, zum anderen, weil er sich nach oben gekämpft hat.

Ab 2000 tingelte er durch diverse Independent-Ligen, bis er es nach 14 Jahren zur WWE geschafft hat. Die Fans sehen ihn als einen Wrestler, der für seinen Erfolg hart gearbeitet hat - und gönnen ihm diesen.

In der Nacht von 22. auf den 23. November hat Owens bei der "Großveranstaltung "Survivor Series" die Chance, den höchsten WWE-Titel - die "World Heavyweight Championship" - zu gewinnen.

Wir haben Kevin Owens vorher kurz vor einer Show in Stuttgart zum Interview getroffen.

Kevin Owens, vor einem Match in Japan haben Sie vor wenigen Monaten Blumen geschenkt bekommen. Doch Sie haben den Strauß achtlos aus dem Ring geworfen. Hatten Sie kein schlechtes Gewissen?

Kevin Owens: Nein, ich habe einfach nicht verstanden, was ich mit Blumen im Ring tun soll. Ich habe sie beseitigt, ich wollte sie nicht. Das war alles.

Sie hätten aber jemand anderem die Blumen überreichen können …

Nein, das ist nicht mein Stil.

Was ist so toll daran, den Bösewicht zu spielen?

Ich bin einfach, wer ich bin. Manche nehmen es negativ, manche positiv auf. Das ruft interessante Reaktionen hervor. Manchmal werde ich bejubelt, manchmal ausgebuht.

Es macht Ihnen nichts aus, wenn Sie ausgebuht werden?

Nein. Lieber buht mich die komplette Arena aus, als dass sie ruhig ist. Ich versuche einfach, so starke Reaktionen wie möglich hervorzurufen. Die Leute haben für die Show bezahlt, sie sollen einfach Spaß haben.

Wer war Ihrer Meinung nach der beste Bösewicht der Wrestling-Geschichte?

Es gab zu viele, um einen rauszupicken. "Rowdy" Roddy Piper kommt mir gerade am schnellsten in den Sinn. "The Rock" zu seiner Hochphase oder Shawn Michaels: Das waren die Leute, die ich mir angesehen habe, als ich aufgewachsen bin. Aber wenn es darum geht, die Leute gegen sich aufzubringen, war es vielleicht wirklich Roddy Piper.

Roddy Piper ist vor wenigen Monaten im Alter von 59 Jahren verstorben. Haben Sie ihn gut gekannt?

Nicht sehr gut, aber wir sind uns einige Male begegnet. Er wollte der jüngeren Generation helfen, das habe ich ihm hoch angerechnet. Dass er so jung gestorben ist, ist sehr bedauerlich. Wir haben einen Großen verloren. Aber sein Vermächtnis wird weiterleben.

Sie haben auch von "The Rock" als Bösewicht gesprochen. Wäre das nicht ein Match für Sie: "The Rock" gegen Sie - als der Gute?

Sie kommen schon wieder auf das Gut-Böse-Gerede zurück. Nichts davon ist von Interesse.

Aber darum geht es doch oft im Wrestling: der Kampf von Gut gegen Böse …

Ich glaube, im Jahr 2015 bedeutet das nichts mehr. Egal, wie er zurückkommt, ich würde gegen ihn in den Ring steigen – und versuchen, ihm eine "Pop-up Powerbomb" zu verpassen (Anm. d. Red.: Das ist Owens "Finishing Move" - die Aktion, mit der ein Wrestler einen Kampf beenden will).

Viele Topstars wie John Cena, Seth Rollins oder Randy Orton fehlen derzeit oder sind verletzt. Könnte das für die WWE zu einem Problem werden?

Wir haben noch immer eine Reihe an Stars in der WWE. Roman Reigns, Bray Wyatt, The New Day oder auch ich. Es gäbe noch viele weitere, die ich aufzählen könnte. Ich denke, wir machen einen guten Job. Damit wäre alles gesagt.

Die derzeitige Situation der WWE erinnert ein wenig an die erfolgreiche "Attitude Era" gegen Ende der 1990er, als die WWE aus Mangel an Altstars neue Topstars wie "The Rock" oder "Stone Cold" Steve Austin hervorbrachte. Kommt es nun zu einem ähnlichen Wandel?

Die "Attitude Era" wird niemals zurückkehren. Ich denke aber, dass alle paar Jahre eine neue Ära entsteht. John Cena hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer Art Helden gemacht. Dass nun einige Stars fehlen, ist natürlich eine Chance für die anderen.

In Deutschland steigen die Einschaltquoten der WWE. Erlebt das Wrestling nach dem Boom in den 90er-Jahren eine Art zweiten Frühling?

Ich bin der Meinung, dass wir derzeit den besten Kader seit Langem haben. John Cena oder Randy Orton waren eine lange Zeit an der Spitze der WWE. Das war auch gut so.

Wenn ich mir heute die Shows ansehe und wie hart die Wrestler arbeiten - das merkt das Publikum auch. Besonders in Deutschland. 2016 kommt der Wrestling-Sender "WWE Network" nach Deutschland, auch eine Extratour mit vier Shows findet hier statt. Das ist Beweis genug.

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