Farin Urlaub: Keine Drogen, kein Alkohol - und trotzdem Rockstar

So kennt ihn ganz Deutschland: Die Gitarre in der Hand, ein breites Grinsen im Gesicht und Songs auf den Lippen, die wohl jeder schon mal gehört hat - Farin Urlaub auf der Bühne.

Doch auch er hat einmal klein angefangen - als Jan Ulrich Max Vetter. Unter diesem Namen kam er am 27. Oktober 1963 in West-Berlin auf die Welt.

Die Legende besagt, dass Urlaub im Alter von 16 Jahren bei einer Klassenfahrt nach London zum Punk fand.

Mindestens genauso wichtig war das Treffen seines Mitstreiters Bela B. 1981 soll Urlaub in dessen Band Soilent Grün eingestiegen sein. Der eher sehr zufällige Grund für den freien Platz: Dem vorherigen Gitarristen war sein Instrument gestohlen worden.

Die Ärzte, hier 1987 mit Bassist Hagen Liebing, gründeten sich ein Jahr später, der Durchbruch kam 1985 mit dem Debütalbum "Debil", das auch den von Urlaub geschriebenen Hit "Zu spät" enthielt.

Im selben Jahr spielte Farin die Hauptrolle in "Richy Guitar". Darin geht es um einen jungen Gitarristen in West-Berlin, der von einer erfolgreichen Musikkarriere träumt.

Die Schauspielkarriere wurde nicht weiterverfolgt, mit Die Ärzte schrieben Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González (seit 1993) allerdings deutsche Musikgeschichte.

14 Alben hat die nach eigenen Angaben beste Band der Welt mittlerweile herausgebracht und mit Liedern wie "Westerland", "Unrockbar", "Junge" oder "Deine Schuld" für Texte gesorgt, bei denen wohl jeder zumindest partiell mitsingen kann.

Rockstar-Klischees erfüllt Farin Urlaub trotzdem nicht: Der Musiker ist dafür bekannt, keinerlei Interesse an Alkohol, Zigaretten oder anderen Drogen zu haben. Ein Glas Champagner musste er wegen einer verlorenen Wette einmal trinken, größere Mengen Ethanol hat Urlaubs Leber in seinem Leben nicht verarbeiten müssen.

In Interviews wird der Musiker auf seine Abstinenz immer wieder angesprochen. 2001 erklärte er der Zeitung "Welt": "Meine Drogen sind das Reisen und das laute Musizieren, mit der Betonung auf laut."

Einige der größten Hits von Die Ärzte haben eine besondere Geschichte: "Männer sind Schweine" ist das kommerziell erfolgreichste Lied von Die Ärzte – leider. Die Band hat den Ballermann-Charakter des Songs offenbar unterschätzt und weigert sich normalerweise, ihn live zu spielen.

"Schrei nach Liebe", geschrieben von Farin und Bela, war 1993 ein klares Statement gegen Rechts. Die Chartspitze erreichte der Kultsong aber erst 2015. Ein Lehrer hatte dazu aufgerufen, den Song als Zeichen gegen rechtsextreme Angriffe auf Geflüchtete wieder in die Charts zu bringen. Die Band spendete die Einnahmen.

Den Erfolg seiner Band kann Farin Urlaub selbst nicht mehr nachvollziehen. "Das ist so absurd. Ich sage immer: Da war irgendwo ein Fehler in der Matrix. Wie konnte das passieren? Alter, wir sind Punker. Wir sind gegen das alles", zitierte ihn "n-tv" im Jahr 2015.

Doch eine Band ist nicht genug für Farin Urlaub: 2001 brachte Urlaub sein erstes Soloalbum "Endlich Urlaub" heraus, drei weitere folgten bisher.

Während er die meisten Instrumente für die Alben selbst einspielt, braucht Farin Urlaub bei seinen Solo-Tourneen aber Hilfe auf der Bühne. Dafür gründete er das Farin Urlaub Racing Team (kurz: FURT), das überwiegend aus Musikerinnen besteht.

Mindestens genauso wichtig wie die Musik ist für Farin Urlaub – sein Name lässt es vermuten – das Reisen. So wie hier mit der Band The Busters sollte man sich das allerdings nicht vorstellen.

So schon eher: Vier massive Bildbände sind aus seinen Reisen bereits entstanden, in denen er seine Eindrücke aus Afrika, Australien, Osttimor, Indien und Bhutan zeigt. Auch die Einnahmen aus den Büchern spendet der Musiker und (Hobby-)Fotograf.

Sein erklärtes Ziel ist es, alle Länder der Welt mindestens einmal zu sehen. Lieblingsländer bereist er aber auch 10- bis 15-mal. "Ich will ja nicht einfach nur ein Land besuchen, ich will es im Kontext erleben, ich will die Nachbarländer kennenlernen", sagte Farin Urlaub 2014 zur "taz".

Seine Liebe zum Reisen war ihm schon früh bewusst: "Mit neun Jahren wurde mir das erste Mal klar, dass ich lieber unterwegs bin als zu Hause. Ich erinnere mich genau daran", sagte er in dem "taz"-Interview.

Ein weiteres Nebenprojekt: Farin Urlaub ist seit 2017 stolzer Besitzer eines kleinen Olivenhains auf Sardinien und verkauft mit "Stella Maris" sein eigenes Olivenöl.

Und das war wohl noch nicht alles. Auf seiner Website hat Farin Urlaub verraten, dass er Pläne nach seiner Musikkarriere hat – nur nicht welche: "Ich habe konkrete Pläne, aber es ist noch zu früh, darüber zu reden. Auf jeden Fall hat es nichts mit Musik oder Fotografie zu tun." Wir sind gespannt...