• In der Debatte um die Internetaktion #allesdichtmachen wird die Kritik an den prominenten Teilnehmern immer lauter.
  • Netz-Experten und weitere Künstler hatten sich am Samstag geäußert.
  • Update vom 25. April 10:41 Uhr: Jetzt kritisiert die Notärztin und Bloggerin Carola Holzner.

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In der Debatte um die Internetaktion #allesdichtmachen wird die Kritik an den prominenten Teilnehmern immer lauter. Unter #allemalneschichtmachen kritisierten zahlreiche Nutzer im Netz die Aktion als zynisch und nicht konstruktiv. Die Notärztin und Bloggerin Carola Holzner - im Netz bekannt als "Doc Caro" - rief die an der Aktion beteiligten Künstler dazu auf, mal für eine Schicht im Rettungsdienst oder auf einer Intensivstation mitzuarbeiten.

"Ihr habt eine Grenze überschritten", sagte Holzner, Leitende Oberärztin am Universitätsklinikum Essen, zur Aktion #allesdichtmachen am Samstagabend in einem Instagram-Video. "Und zwar eine Schmerzgrenze all jener, die seit über einem Jahr alles tun."

Politikwissenschafter: Promis bedienen Narrative von Verschwörungserzählungen

Bereits am Samstag fand Daten- und Politikwissenschaftlers Josef Holnburger die Aktion mit Blick auf die öffentliche Meinungsbildung problematisch. "Leider bedienen viele der Prominenten hämisch Narrative, welche Bestandteil vieler Verschwörungserzählungen sind", sagte er der dpa. "Etwa vermeintlich gleichgeschaltete Medien oder ein Kritikverbot an der Regierung. Es wundert mich deshalb nicht, dass der Applaus aus dieser Szene besonders laut ist."

Auch der Präsident der Deutschen Filmakademie ist unzufrieden. Schauspieler Ulrich Matthes sagte der dpa am Samstag, er habe sich sehr gewundert über die Unterstellung in den meisten der Videos, es gäbe keinen Diskurs darüber, ob die Maßnahmen in der Pandemie berechtigt seien. "Dieser Diskurs wird seit einem Jahr medial geführt. Der wird im Bundestag geführt, den führen die Stammtische, den führen wir permanent alle", sagte Matthes. "Und die Kolleginnen und Kollegen beklagen mittels dieser vermeintlichen Satire, dass dieser Diskurs nicht stattfände und geben damit - und das ist meine Hauptkritik - indirekt Schützenhilfe für die Querdenkerszene und die AfD."

Dutzende Schauspieler hatten ironisch-satirisch die Corona-Politik der Bundesregierung kommentiert

Unter dem Motto #allesdichtmachen hatten Dutzende Film- und Fernsehschauspieler mit ironisch-satirischen Clips die Corona-Politik der Bundesregierung kommentiert. "Die vor allem polemisch dargestellte Kritik seitens der #allesdichtmachen-Aktion wird den öffentlichen Diskurs nicht versachlichen, sondern verschärfen", sagte Holnburger. "Verschwörungsideologische Narrative drohen durch solche Aktionen hoffähig gemacht zu werden."

Die Seite allesdichtmachen.de war am Freitag vorübergehend nicht erreichbar, am Samstag aber wieder abrufbar. Mehrere Teilnehmer distanzierten sich im Laufe des Freitags von ihren Beiträgen. Am Samstagmorgen waren auf der Seite Videos von neun Schauspielerinnen und Schauspielern nicht mehr abspielbar, unter anderem von Meret Becker, Kostja Ullmann, Heike Makatsch oder Ken Duken. Auf Youtube fehlten zwölf Videos. (dpa/mgb/sap)

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst am 24. April publiziert.
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