• Der französische Schauspieler und Filmregisseur Jean-Louis Trintignant wird am 11. Dezember 90 Jahre alt.
  • Er wollte immer wieder mit seiner Filmkarriere aufhören, ist dennoch immer wieder auf der Bühne zu sehen.
  • Insgesamt drehte er über 150 Filme und erlangte mit "Und immer lockt das Weib" seinen internationalen Durchbruch.

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Blass, eingefallene Wangen und einen von Schmerz, Krankheit und Alter gekennzeichneten Körper. Ans Aufhören hat Jean-Louis Trintignant deshalb schon öfter gedacht. Doch steht er immer wieder auf der Bühne und vor der Kamera, denn das Spielen ist für die französische Film-Legende ein Segen oder, wie er sagt, ein großes Glück. Das sei eine wirklich schöne Sache, sagte er der Zeitung "Le Parisien". Vor Publikum zu spielen, mache ihn glücklich, helfe ihm gut zu schlafen und zu leben.

In Deutschland war der französische Schauspieler, der am 11. Dezember 90 Jahre wird, erst vor kurzem in "Die schönsten Jahre eines Lebens" von Claude Lelouch zu sehen. Der Film knüpft an dessen legendären Kino-Klassiker "Ein Mann und eine Frau" von 1966 an, mit dem Lelouch ein Nouvelle-Vague Epos drehte und seinen internationalen Durchbruch schaffte.

Das Melodrama etablierte auch Trintignant einst in der Welt des Kinos. Darin verkörpert er einen Rennfahrer, der sich in eine verwitwete Frau verliebt, gespielt von der heute 88-jährigen Anouk Aimée. Über 50 Jahre später führt Lelouch das Duo in "Die schönsten Jahre eines Lebens" an die früheren Schauplätze zurück.

Jean-Louis Trintignant drehte über 150 Filme

Trintignant hat über 150 Kino- und Fernsehfilme gedreht. Zu seinen bekanntesten zählen neben "Ein Mann und eine Frau" der Skandalfilm "Und immer lockt das Weib" von Roger Vadim, der Polit-Thriller "Z" von Costa-Gavras, für den er 1969 in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, "Der große Irrtum" von Bernardo Bertolucci, "Die Stadt der verlorenen Kinder" von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro und "Liebe" mit Michael Haneke.

Der Österreicher Haneke gehört für ihn zu den größten Filmemachern überhaupt. Für ihn wirkte er als Erzähler in "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" aus dem Jahr 2009 mit, für ihn stand er auch 2017 in "Happy End" vor der Kamera, einen Film über eine großbürgerliche Familie im nordfranzösischen Calais. In der schwarzen Komödie spielt Trintignant den im Rollstuhl sitzenden Großvater Georges, der sich umbringen will.

Schauspieler und Regisseur Trintignant: "Ich überlasse den Jungen den Platz."

Seinen Abschied vom Film und Theater kündigte Trintignant erstmals 2013 an. Damals wollte er sich mit einer Lesung seiner Lieblingsgedichte von Boris Vian, Jacques Prévert und Guillaume Apollinaire von seiner langen Schauspielkarriere verabschieden. "Ich überlasse den Jungen den Platz", sagte er damals. Im März 2021 will er aber im Pariser Theater Porte Saint-Martin wieder auftreten: erneut mit einer Lesung.

Seit mehr als zwei Jahren leidet Trintignant an Prostatakrebs. Er werde nicht kämpfen und sich keiner Chemotherapie unterziehen, sagte er mehreren Zeitungen. Früher habe er Angst davor gehabt, jetzt nicht mehr, erklärte er der Tageszeitung "Nice Matin". Wenn man alt sei, habe man schon viel erlebt, viel gesehen, erzählte er auch "Midi Libre". Trintignants zwei Jahre älterer Bruder ist im Alter von 41 Jahren an Krebs gestorben.

Trintignant hat in seiner bald 70-jährigen Karriere geheimnisvolle und nur schwer zu ergründende Menschen verkörpert, die nicht das waren, was sie auf den ersten Blick schienen: den eiskalten Mörder, eifersüchtigen Ehemann, verklemmten Spießbürger und verkappten Schwulen. Mit wenigen Gesten, beherrschter Miene und scheinbar ausdruckslosen Augen hat sich der ehemalige Jura-Student als vielschichtiger Charakterdarsteller profiliert.

Internationaler Durchbruch mit "Und immer lockt das Weib"

Seinen internationalen Durchbruch schaffte er mit dem Skandalfilm "Und immer lockt das Weib" im Jahr 1956 an der Seite von Brigitte Bardot. Darin spielt er den jungen Ehemann von Juliette, deren Schönheit den Männern den Kopf verdreht. Nicht nur im Film verliebte er sich in das Sexsymbol. Um dem Medienrummel um seine Liaison mit Bardot zu entfliehen, floh er freiwillig in die Armee und kehrte erst rund drei Jahre später wieder zurück.

Trintignant wurde im südfranzösischen Piolenc in der Nähe von Orange geboren. Der Sohn eines wohlhabenden Industriellen entdeckte während seines Jura-Studiums in Aix-en-Provence seine Liebe zum Schauspiel, als er das Theaterstück "Der Geizige" von Molière entdeckte. Heute lebt er die meiste Zeit im malerischen Ort Uzès, rund 40 Kilometer nordwestlich von Avignon, wo er einst das Gymnasium besuchte.

Sein Privatleben ist von einigen Dramen geprägt. Von seinen drei gemeinsamen Kindern mit Ex-Ehefrau Nadine verlor er eines durch plötzlichen Kindstod. Seine Tochter und Schauspielerin Marie Trintignant starb 2003 im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Gewalt ihres Freundes, Rockstar Bertrand Cantat.

Sie war zusammen mit ihrem Vater in mehreren Filmen und Theaterstücken aufgetreten. Ihren Tod hat er bis heute nicht verkraftet. Er sei vor 15 Jahren mit ihr gestorben, sagte er 2018 in der Fernsehsendung "Entrée libre". (dpa/ari)

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