Auch sieben Jahre nach dem Tod von Peter Lustig hält sich ein Gerücht über den "Löwenzahn"-Moderator hartnäckig: Peter Lustig mochte keine Kinder. Stimmt das?

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Wer zwischen 1981 und 2005 Kind war, ist mit ihm aufgewachsen: Peter Fritz Willi Lustig, alias Peter Lustig, der nonkonformistische Latzhosen-Träger im blauen Bauwagen. 24 Jahre lang stand Lustig als Moderator für die Kindersendung "Löwenzahn" vor der Kamera und erklärte darin - nicht nur Kindern - die Welt.

Doch irgendwann machte ein Gerücht die Runde: Peter Lustig mag keine Kinder. Bis heute hört man diesen Satz, wenn sein Name fällt. Kann es wirklich sein, dass der liebste Erklär-Onkel einer ganzen Generation für sein kleines Publikum vor den TV-Geräten in Wahrheit gar nichts übrig hatte?

Seinen Ursprung hat das Gerücht in einem Bericht der "Bild am Sonntag". Im Jahr 2002 titelte die Boulevard-Zeitung: "Peter Lustig – ich kann Kinder nicht leiden". Der Artikel nahm Bezug auf ein Interview, das zuvor im Magazin der "Stuttgarter Zeitung" erschienen war.

Im Interview erklärte der "Löwenzahn"-Moderator unter anderem, warum in seiner Kindersendung kein einziges Kind zu sehen ist. "[…] mit Kindern zu drehen ist anstrengend, und sie gehören einfach nicht vor die Kamera. Das ist Quälerei, immer." Der Satz "Ich kann Kinder nicht leiden", fällt nicht. Lustig sagt lediglich: "Sicher, Kinder stören und sind klebrig, na und? Das wissen die doch selbst." Der ironische Unterton des Zitats wurde in der Meldung der "Bild am Sonntag" und anderer Medien aber unterschlagen und die Aussage Lustigs für die Schlagzeile verdreht.

Interviewer stellt klar: "Peter Lustig hatte nichts gegen Kinder"

Der Journalist Kai Biermann, der das Interview mit Lustig für die "Stuttgarter Zeitung" geführt hatte, räumte 2016 in einem "Zeit"-Beitrag schließlich mit dem Gerücht auf. "Peter Lustig hatte nichts gegen Kinder. Da bin ich mir sicher", schrieb Biermann. Dass Lustig nicht mit Kindern vor der Kamera stehen wollte, zeige vielmehr, wie sehr er die Bedürfnisse von Kindern verstand und respektierte. Aus Sicht Biermanns habe das Zitat "Kinder stören und sind klebrig" auch Lustigs verständnisvollen Blick auf Kinder gezeigt.

"Wir hatten darüber geredet, wie es ist, Kindern die Welt zu erklären. Er erzählte, dass er gut darin sei, weil er Kindern auf Augenhöhe begegne, weil er sie nehme, wie sie seien" – nur sei das von vielen Medien grundlegend missverstanden worden.

Dass er Schuld an der Entstehung des Gerüchts hatte, belastete Biermann noch lange Zeit – vielleicht bis heute. Er habe sich bei Peter Lustig in einem Brief dafür entschuldigt, als sich die falsche Schlagzeile wie ein Lauffeuer in Deutschland ausbreitete. Lustig musste sich in der Folge wohl auch privat ständig die Frage gefallen lassen, warum er eigentlich keine Kinder leiden könne. Dem Interviewer Biermann machte Lustig dennoch keinen Vorwurf.

Dass er sich erst viele Jahre später – unmittelbar nach Lustigs Tod im Februar 2016 - öffentlich zu dem Gerücht äußerte, erklärte Biermann damit, dass ihm bis zum Tod Peter Lustigs einfach nicht klar gewesen sei, wie sehr sich "dieser Blödsinn" festgesetzt hatte. "Mir selbst war die Aussage nie wieder begegnet. Bis zum Tag von Peter Lustigs Todesmeldung, als mir gleich zwei Leute nur diesen einen Satz sagten. […] Erst da begann ich zu ahnen, dass damals bei vielen Menschen mehr passiert sein musste."

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"Er war ein Menschenfreund und großer Kinderliebhaber"

Doch der Klarstellung Biermanns zum Trotz folgt bis heute auf den Namen Peter Lustig immer noch regelmäßig der Satz: "Der mochte doch keine Kinder." Auch die Tatsache, dass Lustig vier Kinder hatte, ändert nichts an der Erzählung.

Die Geschichte, dass der liebste Erklär-Onkel einer ganzen Generation scheinbar ein Kinder-Hasser war, ist offenbar einfach zu gut, um sie nicht zu erzählen. Aber wahr ist sie deshalb nicht. "Er war ein Menschenfreund und großer Kinderliebhaber", sagt laut "Focus" einer über ihn, der es wissen muss: sein Sohn Pavi Momme.

Verwendete Quellen:

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