Vorabendserien wie "Alles was zählt" holen immer wieder bereits ausgestiegene Figuren zurück auf den Bildschirm. Schauspielerin Tanja Tischewitsch ist eine von ihnen. Wir haben mit der 35-Jährigen gesprochen.
Zehn Jahre nach ihrem Ausstieg aus der Serie kehrt
Im Interview spricht Tanja Tischewitsch über ihr Serien-Comeback, über die Bedeutung von Body Positivity im Denken der Menschen und erklärt, warum sie sich mehr Wertschätzung für die Reality-Branche wünscht.
Frau Tischewitsch, nach zehn Jahren kehren Sie als Tina Gouverneur zurück auf den "Alles was zählt"-Kiez. Mussten Sie lange über Ihr Serien-Comeback nachdenken, als die Anfrage kam?
Tanja Tischewitsch: Mein Management hat mir erzählt, dass ich eine E-Mail von "Alles was zählt" bekommen habe, in der gefragt wurde, ob ich Lust hätte, wieder mitzumachen. Da konnte ich nicht anders, als vor Freude laut loszukreischen (lacht) – und hab sofort gesagt: "Kann ich schon heute anfangen?"
Seit Ihrem Ausstieg bei "Alles was zählt" vor zehn Jahren hat sich einiges getan am Set der Serie. Kam dennoch das Gefühl auf, nach Hause zu kommen?
Absolut, für mich hat es sich tatsächlich angefühlt, als sei ich nach Hause gekommen. Wobei es dazu fast nicht gekommen wäre, weil ich an meinem ersten Drehtag das Set nicht gefunden habe (lacht). Ich wusste nicht, dass die Produktion vor einigen Jahren ein paar Häuser weiter gezogen ist. Also stand ich vor dem alten Gebäude, habe geklopft und mich gefragt, wo denn alle sind. Für eine Sekunde kam mir dann der Gedanke, bei "Versteckte Kamera" gelandet zu sein. Glücklicherweise konnte mir jemand sagen, wo das Studio ist. Meinen ersten Drehtag hatte ich dann mit Jörg Rohde (spielt Ben Steinkamp), Ania Niedieck (Isabelle Reichenbach) und Silvan-Pierre Leirich (Richard Steinkamp) – sie alle kenne ich noch von damals. Insofern hat sich alles sehr vertraut angefühlt.
Dürfen sich die "Alles was zählt"-Fans auf einen längeren Aufenthalt von Tina im "Prunkwerk" freuen?
Das steht noch in den Sternen. Ich werde aber jeden Moment genießen, den Tina bei "AWZ" verbringen darf, und beobachte, wohin ihre Reise gehen wird.
"Häufig fehlt es diesen Frauen an Mut, ihre Kurven zu zeigen."
Sie nutzen Ihre Reichweite immer wieder, um sich für Body Positivity starkzumachen. Konnten Sie diesbezüglich ein gesellschaftliches Umdenken feststellen?
Ja. Vor allem in den sozialen Medien findet vermehrt ein Aufruf zu Body Positivity statt. Curvy Frauen präsentieren sich stolz auf Plattformen wie Instagram und ermutigen andere Frauen dazu, stolz auf ihren Körper zu sein. Aber auch auf den Catwalks ist ein Wandel festzustellen, wie etwa die Präsenz von Plus-Size-Models wie Ashley Graham beweist. Nach meinem "Playboy"-Cover im letzten Jahr habe ich wahnsinnig viele Rückmeldungen von kurvigen Frauen erhalten, die mir ihre Geschichten erzählt haben. Häufig fehlt es diesen Frauen an Mut, ihre Kurven zu zeigen – ebenso wissen sie aber oft gar nicht, wo sie passende und gleichermaßen schöne Kleidung erhalten. Vor zehn Jahren noch musste man skinny sein, um dem Schönheitsideal zu entsprechen – heute sind wir dabei zu verstehen, dass Frauen auch mehr auf den Rippen haben dürfen.
Es scheint, dass vor allem die jüngere Generation mit diesem Mindset aufwächst …
Absolut. In den Zeiten vor Social Media wurde uns durch Filme und Serien vorgelebt, wie schöne Menschen auszusehen haben. Heute zeigen junge Frauen bei TikTok und Co. ihre Kurven und machen deutlich, wie sexy, gesund und wohl sie sich in ihrer Haut fühlen. Dieses Selbstbewusstsein hatte ich mit 18 Jahren noch lange nicht. Als umso schöner empfinde ich den Wandel, der sich hier bemerkbar macht. Wenn ich darüber nachdenke, dass damals eine fiktive Figur wie etwa "Bridget Jones" als dick tituliert wurde, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Es war also dringend nötig, dass sich an der Denkweise der Menschen etwas ändert.
2015 haben Sie bei "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" den dritten Platz belegt. Wie blicken Sie zehn Jahre später auf diese Erfahrung?
Zunächst bin ich wahnsinnig dankbar, dass ich überhaupt in den Dschungel ziehen durfte. Man kannte mich zu diesem Zeitpunkt lediglich von meiner Teilnahme bei "Deutschland sucht den Superstar", und obwohl ich es nicht einmal in die Top 10 geschafft hatte, bekam ich diese großartige Chance, während für viele etablierte Reality-Stars die "IBES"-Teilnahme ein großer Traum ist. Rückblickend würde ich mich auch heute im Dschungel genauso verhalten wie damals. Ich bereue nichts – immerhin war es das Dschungelcamp, das mir und meiner Karriere viele Türen geöffnet hat.
Zur diesjährigen Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" haben Sie auf Social Media Ihre Community dazu aufgefordert, für Teilnehmer
Sam und ich sind eng miteinander befreundet. Viele meiner Freunde und Freundinnen, die mit der Reality-TV-Branche nichts zu tun haben, können diese außergewöhnliche Branche und das, was in ihr passiert, nicht verstehen – mit Sam ist das natürlich anders. Reality-Shows verbinden uns und wir können über alles reden.
Die Kunstfigur Sam Dylan gilt als sehr polarisierend …
Ich weiß, dass es Menschen gibt, die nicht nachvollziehen können, dass wir uns so gut verstehen. Sam hat eine giftige Zunge, ähnlich wie Désirée Nick – aber er hat auch eine liebevolle und emotionale Seite. Wer ihn als Feind hat, hat womöglich schlechte Karten (lacht), doch wer Sam als Freund weiß, darf sich wirklich glücklich schätzen.
"Tatsächlich könnte ich mir eine Teilnahme bei "Promis unter Palmen" vorstellen."
Reality-Shows sind aus den TV-Programmen nicht mehr wegzudenken. Wie blicken Sie auf die Entwicklung des Reality-Genres?
Ich finde die Entwicklung toll und spannend, und um ehrlich zu sein, finde ich es schade, dass es Formate wie "Love Island" oder "Are You the One" noch nicht gab, als ich 20 war (lacht). Es begeistert mich, dass Reality immer mehr wertgeschätzt und nicht mehr ausschließlich mit Trash-TV gleichgesetzt wird. Inzwischen haben wir mit den Reality-Awards sogar unsere eigene Awards-Show, und auch die Einschaltquoten vieler Formate sprechen für sich. Insofern finde ich, dass Reality-Persönlichkeiten weniger belächelt und vielmehr ernst genommen werden sollten.
Gibt es auf Ihrer Reality-Show-Bucketlist noch ein Format, auf das Sie Lust hätten?
Tatsächlich könnte ich mir eine Teilnahme bei "Promis unter Palmen" vorstellen. Ähnlich wie "Kampf der Realitystars" (Tischewitsch nahm 2024 an der Show teil; Anm. d. Red.) ist "Promis unter Palmen" ein Gute-Laune-Format, das bestimmt Spaß macht. Und auch wenn es kein typisches Reality-Format ist, könnte ich mir sehr gut vorstellen, bei "Let's Dance" mitzumachen. Allerdings darf die Anfrage nicht mehr zu lange auf sich warten lassen – ich werde nicht jünger (lacht).
Über die Gesprächspartnerin
- Tanja Tischewitsch ist eine deutsche Schauspielerin und Reality-Persönlichkeit, die mit ihrer Teilnahme bei "Deutschland sucht den Superstar" bekannt wurde. Dort erreichte sie 2014 die zweite Recall-Runde. 2015 nahm sie an der RTL-Show "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" teil und belegte den dritten Platz. Im selben Jahr übernahm sie ihre erste Schauspielrolle bei "Alles was zählt". Zuletzt war Tischewitsch in verschiedenen Reality-Formaten, wie "Promi Big Brother" (2021), "The 50" (2024) oder "Kampf der Realitystars" (2024) zu sehen.
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