Schlank ist schön und dick eben nicht: Diesen Gedanken legen ein Trailer und ein erstes Filmplakat zum neuen Kinderfilm "Red Shoes and The 7 Dwarfs" nahe. Hallo Shitstorm!

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Dass so etwas in Zeiten von Plus-Size-Models, unretuschierten Kampagnen und allseits propagierter Diversity noch passieren kann: In Cannes wurde ein Filmplakat für einen neuen Kinder-Animationsfilm gezeigt, das nicht gerade ein gesundes Körpergefühl vermittelt.

Auf dem Plakat ist ein typisches Disney-Mädchen mit großen Augen, übertrieben langen Beinen und biologisch unmöglicher Wespentaille zu sehen. Daneben ein pummeliges Mädchen mit offenem Mund und ratlosem Blick. Dazu der Slogan: "Was wäre, wenn Schneewittchen nicht mehr schön wäre und die sieben Zwerge nicht mehr klein?"

Logische Schlussfolgerung: Wer nicht einer vollkommen überzogenen Barbie-Norm entspricht, der ist nicht mehr schön.

Hallo Marketingteam?

Keine große Überraschung, dass sich über dieses Plakat ein Shitstorm entwickelt, der mittlerweile weite Kreise zieht. So fragt Plus-Size-Model Tess Holliday (31) ganz richtig: "Wie konnte das von einem ganzen Marketingteam abgesegnet werden?"

Und damit ist sie nicht alleine. Das Poster wurde mittlerweile gestoppt, ging im Internet aber viral. Doch damit nicht genug: Ein erster Trailer zu dem Streifen schockiert fast noch mehr. Darin beobachten zwei entzückte Zwerge heimlich, wie sich das erst noch extrem schlanke Schneewittchen ihrer Kleider entledigt (wtf?). Als die Disney-Barbie ihre Stöckelschuhe auszieht, verwandelt sie sich schließlich in ein dickes Schneewittchen - und in den Gesichtern der beiden Zwerge spiegelt sich blankes Entsetzen.

Red Shoes and The 7 Dwarfs

Schockschwerenot: Dünnes Prinzesschen wird zum dicken Schneewittchen. Dieser Trailer löste einen Shitstorm aus. © YouTube

Das Pummel-Schneewittchen schüttet sich dann noch einen Krug Bier in die Kehle, rülpst lautstark, freut sich "endlich wieder atmen" zu können und soll damit offensichtlich das komplette Gegenteil der feinen Prinzessin darstellen.

Bodyshaming, Sexismus, Stalking ...

Sieht alles eher nach Bodyshaming, Sexismus und Stalking aus, als nach der Vermittlung richtiger Werte. Ein User kommentiert etwas ironisch: "Ich habe mir schon immer gedacht, dass es mehr Animationsfilme für Kinder geben sollte, in denen die Diskriminierung von dicken Menschen und perverses Spannern ohne Konsequenzen bleibt."

Selbst Chloe Grace Moretz (20), Synchronsprecherin der Hauptrolle, twitterte, dass sie von der Marketingkampagne entsetzt sei und damit nichts zu tun hatte.

Gleichzeitig betont sie aber, dass hinter dem Film eine wunderbare Geschichte steckt.

Zu schnell geurteilt?

Eine Produzentin des Films erklärte ebenfalls, dass das Plakat unglücklich war, der Film aber "eine Botschaft vermittelt, die soziale Vorurteile in Bezug auf physische Schönheit in unserer Gesellschaft herausfordert und dabei die hohe Bedeutung innerer Schönheit betont."

Bei so guten Vorsätzen sollte man vielleicht etwas sensibler in der Marketingstrategie vorgehen. Nun sei dahingestellt, wie die Geschichte ausgeht – gut möglich, dass der Film sogar aufzeigt, dass es eben gar keinen Unterschied macht, wenn Schneewittchen nicht mehr gertenschlank und die Zwerge nicht mehr klein sind.

Wie wäre es mal mit einem anderen Thema

Dass ein Kind so weit denkt, davon kann man allerdings nicht ausgehen. Und vielleicht wäre es auch mal an der Zeit, Filme (Anzeige) zu machen, in denen die weibliche Hauptrolle mehr zu tun hat, als sich über ihre Schönheit Gedanken zu machen.  © top.de

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