Vor zehn Jahren kamen 150 Menschen beim Absturz des Germanwings Flugs 9525 ums Leben. Bis heute scheint der Ablauf der Katastrophe eindeutig. Eine neue Sky-Doku wirft allerdings Fragen auf.

Mehr News über TV-Shows

Nur etwa 48 Stunden hatte es gedauert, ehe die Umstände, die am 24. März 2015 zum Absturz des Germanwings Flugs 9525 führten, angeblich geklärt waren. Der deutsche Co-Pilot Andreas Lubitz, so die offizielle Bekanntgabe der Behörden, hatte sich bei dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf im Cockpit ein- und den eigentlichen Piloten ausgesperrt. Mit voller Absicht und entgegen allen Versuchen, ihn daran zu hindern, habe Lubitz daraufhin die Maschine in den französischen Alpen zum Absturz gebracht und neben sich selbst 149 weitere Personen an Bord zum Tode verurteilt. Fall abgeschlossen?

Mitnichten: Was die zuständigen französischen Behörden nach gerade einmal zwei Tagen als Tathergang präsentierten, sorgt auch - fast auf den Tag genau - zehn Jahre später für viele Fragen. Ab dem 14. März versucht die dreiteilige Sky-Original-Doku "Germanwings - Was geschah an Bord von Flug 9525?" offenbare Ungereimtheiten zu beleuchten.

Die Beweggründe für die Dokumentation

"Im Laufe unserer Recherchen stellten wir fest, dass einige Angehörige überraschende Vorwürfe gegen die Ergebnisse der Untersuchung hatten und dass es weitaus mehr berechtigte Fragen zum Absturz und zu Andreas Lubitz gab, als wir erwartet hatten", so Regisseur Thomas Rogers. Hatten "Fiktion, Sensationsgier und Halbwahrheiten" dafür gesorgt, dass zu schnell ein "Monster konstruiert" wurde, wie es Luftfahrtexperte Andreas Spaeth anmerkt?

Denn schon der Abschlussbericht der französischen Fluguntersuchungsbehörde BEA wies Abweichungen zur Darstellung der Staatsanwaltschaft auf, auch wenn er ihr grundsätzlich beipflichtete. Mit zunehmender Dauer schwanden bei zahlreichen Angehörigen der Opfer etwaige Zweifel an Lubitz' Schuld nicht, sie wuchsen. Wurden Daten auf Mobiltelefonen und Laptops der Todesopfer professionell gelöscht, ehe man sie den Hinterbliebenen aushändigte? Sind Hinweise auf mögliche technische Mängel am Flugzeug im Vorfeld ignoriert worden? Und stimmt es, dass deutschen Behörden bis heute der Zugang zu den Originaldaten des Voice Recorders verwehrt blieb?

Auch andere Erklärungen für das Unglück möglich

Mithilfe akribischer Recherchearbeit und im Dialog mit diversen Experten sowie Hinterbliebenen versucht Showrunner Nils Bökamp nebst Regisseur Rogers, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Flugsicherheitsexperte Simon Hradecky etwa liefert in der Doku einen Erklärungsansatz, wonach durchaus auch technische Probleme zu der Tragödie geführt haben könnten - und Andreas Lubitz folglich nicht Täter, sondern selbst das 150. Opfer eines schrecklichen Unglücks wurde. Kritisch eingeschätzt wird diese Sichtweise jedoch vom Journalisten Spaeth. Außerdem kommen einige Hinterbliebene von Opfern des Absturzes mit emotionalen Berichten zum Unglück und der schwierigen Zeit danach zu Wort.

Wer die zugrundeliegenden Argumente für diese These sowie die generellen Zweifel an der offiziellen Darstellung nachvollziehen will, bekommt ab dem 14. März die Gelegenheit hierzu. Jede der drei Episoden von "Germanwings - Was geschah an Bord von Flug 9525?" umfasst rund 40 Minuten und ist wahlweise bei Sky oder dem Streamingdienst Wow abrufbar. Am selben Tag ist die Doku außerdem ab 20:15 Uhr auf Sky Documentaries zu sehen. (stk/jmk/spot)  © spot on news