Die italienische Beamtenkomödie "Der Vollposten" hat in ihrer Heimat Besucherrekorde gebrochen. Vor dem deutschen Kinostart haben wir mit Bastian Pastewka, der dem Hauptdarsteller seine Stimme leiht, über den Film gesprochen - und ihm seine lustigste Beamtenanekdote entlockt.

Ein Interview

Ich habe mir gestern Abend "Der Vollposten" angesehen und …

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Bastian Pastewka: Auf Deutsch oder auf Italienisch?

Auf Deutsch. Ich muss ja hören, wie Sie Ihren Job gemacht haben.

(lacht) Ich werde ihn heute Abend [das war am vergangenen Freitag; Anm.d.Red.] zum ersten Mal bei der deutschen Premiere mit Publikum sehen. Auf das Endergebnis bin ich sehr gespannt.

Meine erste Frage wäre gewesen, wie Ihnen der Film gefallen hat - aber das können Sie dann wohl nur bedingt beantworten.

Ich habe den Film zur Vorbereitung komplett auf Italienisch mit deutschen Untertiteln sehen dürfen. Und ich habe laut gelacht. Dann war da aber die große Frage, ob ich Checco Zalone überhaupt synchronisieren kann.

Warum?

Ich musste die Macher ja zunächst überzeugen. Ich bin kein professioneller Synchronsprecher, und es muss nicht unbedingt eine gute Entscheidung sein, einen italienischen Komiker mit einem deutschen Komiker zu besetzen. Deshalb haben wir zunächst Testaufnahmen gemacht.

Was hat Sie überzeugt, an dem Film als Synchronsprecher mitzuwirken?

Ich mochte den Film und seine Figuren. Und es ist ein positiver, lebensbejahender Film. Er ist frei von Ironie, frei von Herablassung, Häme, Zynismus oder schwarzhumorigen Gemeinheiten, wie man es zum Beispiel aus englischen oder amerikanischen Komödien kennt.

Der Film geht aber doch hart mit Italienern ins Gericht.

Ist das so?

Es wird auf vielen Klischees herumgeritten, die man auch hierzulande kennt. Der "prototypische Italiener" kommt dabei nicht immer gut weg. Dennoch kam der Film ausgesprochen gut in Italien an.

Ich kann mir vorstellen, dass sich die Italiener gesagt haben: "Ja, das sind wir, mit all unseren Fehlern aber auch unseren Stärken, aber wir dürfen darüber lachen". Welchem deutschen Film gelang das zuletzt? Welcher Film nach "Good Bye, Lenin!" hat so konsequent rein deutsche Befindlichkeiten gezeigt?

"Der Vollposten" verbindet Motive aus "Jungfrau (40), männlich, sucht ..." mit Steve Carell, er hat die Leichtigkeit von Adriano-Celentano-Komödien und das "Fish out of water"-Motiv wie in "Willkommen bei den Sch'tis": Checco Zalone, der prototypische Italiener, muss plötzlich in Norwegen zu seinem Glück finden.

Es hat mir sehr imponiert, dass das alles in einem Film durchkonjugiert wird und dabei immer stimmig, leicht und locker bleibt.

Was war ihr liebster Gag?

Ich mag die ganze Passage, in der Checco in Norwegen ist. Er muss sein italienisches Temperament zügeln, darf nicht durch die Stadt fahren und laut hupen oder in zweiter Reihe parken. Das ist gut beobachtet und so simpel.

Wie gut muss man sich als Synchronsprecher mit der Figur, der man seine Stimme leiht, identifizieren können?

Wir haben einfach festgestellt, dass meine Stimme zu Checco Zalone passt. Es ist nicht entscheidend, ob ich mich mit der Rolle identifizieren kann. Wir mussten uns viel elementarer fragen: Wie zur Hölle spricht man in der Rolle des temperamentvollen Italieners Checco auf Deutsch plötzlich mit einem norwegischen Akzent? Da haben wir dann eine Mischform aus Norwegisch, Italienisch und Deutsch erfunden. Nicht einfach, aber lustig.

Können Sie sich persönlich mit dem Protagonisten identifizieren?

Eigentlich nicht. Außer, dass ich mich auch schon in anderen Ländern darüber aufgeregt habe, wie schlecht Pasta zubereitet ist.

Im Film ist es Checcos höchstes Ziel, Beamter zu sein und vor allem zu bleiben. Zum einen wegen der Privilegien, zum anderen wegen der Sicherheit. Können Sie diesen Wunsch nach Sicherheit nachvollziehen? Als Schauspieler hat man vor allem zu Beginn der Karriere alles, nur keine Sicherheit …

Ja, absolut. Als ich Anfang 20 war, habe ich mich natürlich gefragt, wo es hingeht. Erst einmal habe ich als Alibi ein Studium gemacht. Ich wollte eine Zeit lang Lehrer werden. Aber ich habe schnell gemerkt, dass mich dieses Studium komplett behindert.

Ich wollte schon in dieser Zeit an den Wochenenden auf der Bühne stehen, deshalb habe ich das Studium schnell wieder aufgegeben. Aber das war natürlich eine Phase, in der ich kein großes regelmäßiges Einkommen hatte. Da habe ich in einer kleinen Butze gewohnt, auf einer Matratze geschlafen und mich gefragt: "Wie willst du ohne eine Ausbildung, ohne Abschluss, jemals in einen regelmäßigen Beruf hineinkommen?" Das war schon ein sehr großes Problem für mich.

Dann hatte ich das große Glück, sehr früh beim WDR kleine Sprachaufnahmen machen zu dürfen. Später dann erste Fernsehbeiträge, und dadurch bin ich irgendwann in eine große Comedyshow bei Sat.1 hineingerutscht. Darauf konnte ich aufbauen.

Sie wollten Lehrer werden - wegen der beruflichen Sicherheit?

Nein, wegen des Wunsches, sich auszutauschen. Mit Leuten zu tun zu haben, deren Vorstellungen möglicherweise noch nicht so eingefahren und festgelegt sind. Ich bin ja in Bonn großgeworden, einer reine Beamtenstadt. Eine Hälfte Diplomatensöhne und die andere Hälfte die, die auf sie aufgepasst haben.

Das war eine sehr sichere Stadt. Lehrer haben hier einen ziemlich guten Job, dachte ich, das wäre doch auch etwas für mich. Aber ich bin froh, dass es dazu nicht gekommen ist. Ich hätte das nicht gut gemacht, dafür ist meine Geduld zu klein.

Haben Sie zum Schluss noch eine persönliche Beamtenanekdote für mich?

Ich musste mal beim Zoll sehr lange auf eine DVD warten, und da war eine sehr seltsame Zollbeamtin mit Shampoo-Allergie, die mir schnell klargemacht hat, dass ich das, was ich da bestellt habe, beim Zoll nicht so einfach bekommen könne.

Da dachte ich "Moment mal, es handelt sich um eine DVD von der Serie "24", die ich bei Amazon bestellt habe, wieso kriege ich die denn jetzt nicht?" - "Sie müssen noch Gebühren nachzahlen." - "Na schön, wie hoch ist denn die Gebühr?" - "Das müssen wir erst ausrechnen."

Das hat eine halbe Stunde gedauert. Um das zu beschleunigen, wollte ich ihr helfen. Ich bewegte mich gerade mit der Hand zu ihrem Computerbildschirm um ihr zu zeigen, wo sie es eintippen muss, und da hat sie mir – das ist kein Scherz – auf die Hand gehauen und gesagt: "Das dürfen Sie nicht, das ist eine andere Zollzone."

Dieses Erlebnis haben wir auch in einer Pastewka-Folge nacherzählt. Im Übrigen war die Schlusspointe, dass sie mich nach ganz langem Ausrechnen zur Kasse geschickt hat, wo ich meine DVD bekommen habe - und 3,46 Euro zurück.

Hat sich der Aufwand wenigstens gelohnt?

Ja, natürlich, selbstverständlich! Für amerikanische Serien tu ich alles.

"Der Vollposten" (im Original "Quo vado?") läuft seit dem 22. September in den deutschen Kinos.

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