Berlin - Er hat beim Dorffest so viel Alkohol getrunken, dass er sich nicht mehr wirklich an den gestrigen Abend erinnern kann. "Ich weiß nicht mehr, was wir gemacht haben. Aber es war auf jeden Fall meine Schuld", sagt Paul. Da entschuldigt er sich gerade bei seiner Freundin, nachdem er sie mitten in der Nacht in Textnachrichten derb beleidigt hat. Stunden später äußert er sich ähnlich - bei der Polizei, die einen Mörder sucht.
Nur die Frage der Schuld bleibt in der Vernehmung offen: "Ich kann nicht gestehen. Ich weiß es nicht", sagt Paul. "Ich weiß nicht, ob ich ihn umgebracht habe oder nicht." Er könne sich an nichts mehr erinnern. Filmriss.
Polizistin ist keine Unbekannte im Dorf
Das Erste schickt am Mittwoch (20.15 Uhr) in "Wer ohne Schuld ist" eine junge Riege an Schauspielerinnen und Schauspielern ins Rennen um Publikumsgunst und Einschaltquoten.
Paul kennt die Polizistin - sie stammt aus seinem Dorf, das sie aus gutem Grund verlassen hat. Sie lasse sich so selten blicken, moniert die Mutter, dass ihr Auftauchen gleich zu einer Staatsangelegenheit werde. Hier, zu Hause bei Maultaschen, spricht Wild Dialekt.
Bei den Gesprächen mit Zeugen hört man den nicht. Hier will sie sich distanziert und professionell geben. Doch das Wiedersehen alter Bekannter bringt Wild an ihre Grenzen. Und hier und da überschreitet sie jene auch gerade mit Blick auf ihre Arbeit als Ermittlerin.
Immer mehr Indizien
"Die Menschen hier sehen Sie nicht als Autorität an. Sie wissen, warum", hält ihr der Vater des Getöteten vor. Doch er drängt: "Mein Sohn verdient es, dass sein Tod restlos aufgeklärt wird. Und ich erwarte von Ihnen, dass Sie das tun."
Der Tote war der Ex-Freund von Pauls Partnerin. Die beiden hatten noch Kontakt.
Kein Wunder also, dass Paul, den seine Freundin einen "abgefuckten Alkoholiker" nennt, in den Fokus der Ermittler rückt. Noch dazu wacht der junge Mann nach der nächtlichen Feier mit verkrusteter Nase, aufgeschürften Fingerknöcheln und Blutflecken auf dem T-Shirt auf. Weitere Indizien folgen.
Schuldunfähig wegen Alkohol?
Der Film von Sabrina Sarabi (Buch: Lilly Bogenberger und David Weichelt) spielt mit Rückblenden. Kurze, reingeschnittene Szenen aus dem Geschehen im Dunkel der Nacht stehen in Kontrast zu den manchmal sehr ruhig voranschreitenden Ermittlungen bei Tageslicht. Dass dabei sogar die Sonne hin und wieder funkelt und einige Protagonisten sich im Freibad vergnügen, scheint im Widerspruch zu dem ernsten Mordfall zu stehen.
Das Publikum erfährt peu à peu, was an dem Abend geschah. Und was vor Jahren Ermittlerin Wild passiert ist. Darüber hinaus hält sich der Spannungsbogen in Grenzen. Zuschauerinnen und Zuschauer erfahren aber immerhin, dass bei Tötungsdelikten gemeinhin erst ab 3,3 Promille von Schuldunfähigkeit ausgegangen wird. © Deutsche Presse-Agentur
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