Das perfekte Dinner Neckar-Alb-Region
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Hoch oben über Reutlingen im zehnten Stock freut sich Esther (61) auf die ihr noch unbekannten Gäste. Die gesellige und gern mal "alberne" Produktdesignerin hat sich für die "Das perfekte Dinner"-Woche in der Neckar-Alb-Region ein gut bürgerliches Menü zum Thema "Apfelglück" überlegt.
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"Kompliment, die war so was von entspannt", ist Mitstreiterin Lena von der Gastgeberin angetan. Doch noch bevor sie die Vorspeise zubereiten kann, unterläuft Esther in der Küche ein Malheur mit dem Biomüll. Die Räucherlachs-Forelle mit gestoßenem Pfeffer gelingt dennoch - nur Gast Jochen fühlt sich "nicht abgeholt".
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Dann kommen Sauerbraten mit Brezel-Serviettenknödel, Kohlrabigemüse und Karotten auf den Tisch. "Da braucht man fast kein Messer. Toll!", genießt Hannah (r.) Braten und Soße. Jochen (2.v.r.), gebürtiger Westfale, widerspricht erneut: "Ein bisschen zu sauer." Und: "Die Soße fand ich zu belanglos."
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Geschafft! Zum süßen Abschluss gibt es Vanillekekse, Mandelquark und Apfel-Crumble. Das Crumble-Rezept stammt aus einem Kochbuch von 1984. Jochen kommt es noch älter vor: "Für ein Dinner, das bei Muttern in den 60ern oder 70ern war, war das perfekt." 34 Punkte für Esther sprechen eine freundlichere Sprache - allen anderen hat's geschmeckt.
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Hannah arbeitet als Operationstechnische Assistentin. Das immerhin imponiert dem am ersten Abend auffallend kritischen Jochen: "In der Hinsicht scheint sie eine coole Socke zu sein." Allerdings: In der Küche kommt die 29-Jährige wegen ihres Perfektionismus etwas außer Tritt.
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Mit Pinzette, Beutel und höchster Präzision richtet Hannah ihr Rote-Bete-Carpaccio mit Focaccia, Pilz-Tatar und Ziegenkäse an. Die selbst auferlegte Frickelarbeit nervt sie: "Warum nimmt man sich eigentlich so was vor?" Ihre vor Nervosität zitternden Hände kriegen die Gäste aber nicht mit. "Es schmeckt toll!", jubelt Lena über ein "Gedicht" von Vorspeise.
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Der Hauptgang ist serviert, die Gäste stoßen auf Kalbsbäckchen mit Zitronen-Erbsen-Püree an. Da ist selbst Jochen mal restlos begeistert: "Sie waren von ihrer Zartheit unübertroffen. Besser kann man die Bäckchen nicht machen." Der Dessert-Käsekuchen kommt bei Uli danach "nicht ganz durchgebacken" an. Starke 36 Punkte bedeuten dennoch Platz 1.
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"Eigentlich tüftelt er schon seit Jahren an seinem 'Perfekten Dinner'-Menü", verrät Tochter und Schnibbelhilfe Lucia (25) an Tag 3 in der Neckar-Alb-Region. Sie hat ihren Vater Uli (59) eigenmächtig angemeldet. Viel aufregender als gedacht ist es im Fernsehen, stellt der Accountmanager für einen Automobilzulieferer fest.
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Dass der "grundsympathische Mann" (Hannah) aus Bempflingen auf "hohem Level" (Jochen) kochen kann, darüber sind sich alle einig. Also dann: Zum Basil Smash reicht Uli seinen Gästen einen Mangosalat und Shrimps als "Appetitanreger". Genauso gut geht es mit Linsensalat, Saibling und Wasabi-Eis weiter. "Das Eis ist ja der Kracher!", jubelt Hannah.
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Dann gibt es Tafelspitz mit einer "untraditionellen Bratensoße", die man laut Jochen nicht besser machen kann. Ganz spontan drapiert Uli zuletzt die Komponenten seiner Nachspeise auf die Teller: Weinschaumcreme, Baiser und Pomelos. "Das war für mich das perfekte Dinner", sagt Hannah. 36 Punkte insgesamt ergeben den geteilten ersten Platz.
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Lena (47) ist es gewohnt, eine sechsköpfige Patchwork-Familie zu verköstigen. Da ist eine fünfköpfige Dinner-Runde doch ein Klacks. Oder? Leider streikt die Küchenmaschine beim Zubereiten des Strudelteigs. "Das ist ja jetzt der Super-Gau", flucht die Flugbegleiterin aus Tübingen, die sich mit "roher Gewalt" aber zu helfen weiß.
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Das Menü beginnt mit gefüllten Pfannkuchenröllchen und Walnusspesto. "Da könnte man sich reinlegen", schwärmt Esther. Der eigentliche Knaller: Das hübsche Service fand Lena neben einem Altglas-Container. Danach geht's an den Hauptgang: "Der eigentliche Grund, warum ich heute hier mitmache, sind die Spätzle", behauptet Lena.
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Als die Gäste die Schabtechnik bewundern, bekommen sie das Brett selbst in die Hand gedrückt. "Eine tolle Sache", strahlt Jochen. Dass jener überkritische Geist später das Gulasch als Einziger nachsalzt, kann Hannah nicht verstehen: "War das ein bisschen Kalkül?" Jochen kritisiert später auch die Apfelrolle ("Der Teig war nicht durch"). Lena kassiert 32 Punkte.
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Seine kritischen Anmerkungen blieben den anderen nicht verborgen. Was sie jedoch nicht mitbekommen haben: Jochen (69) gab immer großzügige Punkte. An seinem Finalabend kleidet sich der pensionierte Lehrer passend zu seinem selbstgewählten Motto mexikanisch. So schüttelt sich die Margarita gleich noch authentischer.
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Was sind wohl diese "Totopos"?, fragen sich die Gäste. "Das sind eigentlich Tacos", informiert Jochen, der eine Zeit lang in Mexiko lebte. Auf sie schichtet er Paprikagelee und Avocadocreme. Das Gelee wird gelobt, den Crunch empfindet Lena als störend.
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Als die Gäste Jochen ihre Teller für den Hauptgang reichen, entdecken sie darunter eine Karte, versehen mit einem persönlichen Spruch. "Das hat mich voll ins Herz getroffen", ist Hannah von der Geste richtig gerührt. Der Lammrücken-Gang selbst kommt weniger gut an: "Die Konsistenzen alle ähnlich - das fand ich etwas langweilig."
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Der letzte Gang der Woche besteht aus Weiße-Schokoladen-Mousse, Mascarpone-Quark-Creme, Pistazien-Eis, Himbeerspiegel und Salzmandelgebäck. "Was mir überhaupt nicht geschmeckt hat, waren die salzigen Mandelstreusel", kritisiert Esther, und so verwundert es nicht, dass nicht Jochen gewinnt. Uli und Hannah feiern ihre 36 Punkte.
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Das Ganze hat ein Nachspiel. Von seinen 30 Punkten zeigt sich Jochen "erschüttert". "Das ist im Grunde wirklich eine sehr, sehr schlechte Beurteilung", findet er und bezeichnet den Punktestand als "eine echte Enttäuschung". Der Final-Gastgeber unversöhnlich: "Das ist auch irgendwie keine Anerkennung unabhängig des Geschmacks."