• Der Landgasthof "Op de Limeke" glich einem Saustall.
  • Am liebsten wäre Restaurantretter Frank Rosin sofort wieder abgereist.
  • Warum er dennoch blieb, zeigte Folge zwei der neuen Staffel, die noch vor der Corona-Pandemie aufgezeichnet wurde.

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Chaos, Gerümpel, Schmutz - einzig das Motorrad glänzte im großen Vorrats- und Garagenraum des Restaurants "Op de Limeke" im westfälischen Verl.

Sternekoch Frank Rosin (54) stand in Folge zwei der neuen Staffel von "Rosins Restaurants", die noch vor dem Corona-Lockdown im März aufgezeichnet wurde, das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Er nahm auch kein Blatt vor den Mund: "Okay, Butter bei die Fische. Also: Was ich da gesehen habe, ist meiner Meinung nach kriminell", schockierte er Restaurantbetreiber Stefan Kranz (39) mit seinem harten Urteil. Und legte nach: "Das ist ein Skandal!"

"Eine Beleidigung der Branche!"

Der hatte sich mit dem immerhin idyllischen Fachwerk-Gasthof aus dem Jahr 1773, dessen Name auf Plattdeutsch so viel bedeutet wie "Unter den Linden", eigentlich einen Traum erfüllen wollen.

Doch stattdessen hatte ihn der Albtraum bislang vor allem sein Erspartes von 120.000 Euro gekostet und ihm Schulden von rund 60.000 Euro eingebracht. Ohne die Einkünfte seiner Frau Annika (38) wäre Stefan Kranz längst aufgeschmissen.

Rosin war entsetzt, wie blauäugig der gelernte Kaufmann an die Sache herangegangen war, räumte allerdings auch ein, das sei kein Einzelfall. "Wie kann man in etwas investieren, von dem man keine Ahnung hat!" Es sei eine Beleidigung der Branche, wenn jeder denke, ein Restaurant führe man mal eben so.

Vernichtendes Urteil bei "Rosins Restaurants"

Das geplante Testessen wurde aufgrund der desaströsen Zustände sogleich abgesagt und der Betreiber erst einmal dazu verdonnert, für Ordnung zu sorgen.

Und tatsächlich: Mit handfester Unterstützung von Team und Gästen sorgte er nach eineinhalb Jahren endlich für Struktur, Sauberkeit und Ordnung in seinem Lager.

Ein kleiner Lichtblick, bevor das nun anberaumte Testessen für den nächsten Tiefschlag sorgte: Die Suppe war zu knapp bemessen für die 20 Gäste, die Schnitzel hatten "Pommesbuden-Niveau" (Rosin), der Kaiserschmarrn war mehlig-pappig.

Vernichtende 23 von 50 Punkten gaben die Testesser, wobei es hauptsächlich der Service und das Ambiente rausrissen, die immerhin sechs und sieben Punkte bekamen.

Tränen im Team von Koch Stefan

An Souveränität, die ein (Restaurant-)Chef braucht, fehlte es Stefan völlig - zum Leidwesen seiner Mitarbeiterin Inga Dick (38), die die Küche mehr oder weniger im Alleingang schmiss und dafür ein dickes Lob von Frank Rosin bekam: "Wenn du nicht hier wärst, wär' ich auch nicht mehr hier."

Stefan solle schleunigst mal "die Potenz seiner Mitarbeiter" wahrnehmen. Und mehr noch: dringend ordentlich kochen lernen. Dafür ging's mit Frank Rosin in die Küche, wo der den Brokkoli-Hasser sogar von diesem Gemüse überzeugen konnte.

Frischer, authentischer und origineller sollte alles werden, das war das Ziel. Und tatsächlich schlug Stefan Kranz sich gar nicht so schlecht, nahm die Ratschläge dankbar an und war am Ende vom Ergebnis selbst überrascht.

Dass er öfter mal auf sie gehört hätte, hätte sich auch Inga gewünscht, wie Rosin aus der sichtlich erschöpften Küchenhilfe herauskitzelte. Die vom Sternekoch initiierte Aussprache lief dann allerdings komplett aus dem Ruder.

Ingas Vorwurf von mangelnder Kritikfähigkeit traf Stefan zutiefst: "Da kannste auch'n Dolch nehmen und mir einfach in'n Rücken stechen!" Unter Tränen stellte seine langjährige Freundin klar, er sei "ein super Mensch und ein ganz herzlicher Chef", käme aber einfach stets viel zu langsam in die Pötte.

Das Wunder von Verl

Dass er nicht zum Chef gemacht war und noch viel zu lernen hatte, ließ auch Rosin den zweifachen Vater immer wieder wissen. Nichtsdestotrotz hatten die harten Worte offenbar gefruchtet, denn das zweite Testessen wurde ein erstaunlicher Erfolg.

"Heute bin ich ein bisschen geflasht", freute sich eine der Testesserinnen. Und Stefan und sein Team konnten sage und schreibe 44 von 50 Punkten einheimsen, wobei der vorherige Spitzenreiter "Ambiente" nun mit "nur" acht Punkten das Schlusslicht bildete, Service und alle Gänge dagegen jeweils satte neun einheimsten. Rosins erleichtertes Fazit: "Wunder gibt es immer wieder."

Auf das hofft die gesamte Branche derzeit, weshalb Kabel Eins während der Ausstrahlung immer wieder einblendete, dass man die neue Staffel bewusst derzeit ausstrahle, um Hoffnung zu machen. Gleichzeitig wurden die Zuschauer immer wieder aufgefordert, während der Coronakrise bei ihren Lieblingsrestaurants etwas zum Mitnehmen zu bestellen.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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