"Undercover Boss" startete vergangene Woche mit der fünften Staffel. Der erste Boss, den RTL in den verdeckten Einsatz ins eigene Unternehmen schickte, war Eismann-Geschäftsführer Mika Ramm. Doch was hat sich seit dem TV-Experiment verändert? Das beantwortet uns Eismann-Mitarbeiter Hubertus Menke, der das Projekt "Undercover Boss" betreute.
Herr Menke, warum hat das Unternehmen Eismann an "Undercover Boss" teilgenommen?
Hubertus Menke: Wir sind von der Produktionsfirma gefragt worden, ob wir so ein Experiment mitmachen würden. Nach einigem Zögern und Abwägen haben wir das Projekt als eine Chance gesehen. Wir haben nichts zu verbergen und konnten so einige Details unseres Eismann-Geschäfts der großen Öffentlichkeit zeigen.
Würden Sie erneut an diesem TV-Experiment teilnehmen?
Hubertus Menke: Alleine schon aus dem Grund, weil wir eine relativ kleine Organisation sind, würde das Experiment ein zweites Mal nicht funktionieren, weil inzwischen jeder weiß, wie das damals abgelaufen ist. Aber grundsätzlich war das eine tolle Sache, mit der wir sehr viele positive Dinge verknüpfen – das würden wir wieder machen!
Was war für Herrn Ramm die prägendste Erfahrung während des TV-Experiments?
Hubertus Menke: Die prägendste Erfahrung war sicher, dass man "undercover" einerseits viel ehrlichere Gespräche mit Mitarbeitern führen kann, als wenn man als echter Chef vor den gleichen Menschen steht. Andererseits zeigte genau dies, dass es offensichtlich sehr schwer ist, ehrlich gemeinte Kritik von seinen Mitarbeitern zu bekommen. Unser Undercover Boss Mika Ramm hat als Rico mit Menschen gesprochen, die er auch schon als Mika kannte und war überrascht, dass diese dem Rico beinahe mehr vertraut haben, als Mika, dem Chef.
Hat ihn die Teilnahme an "Undercover Boss" persönlich verändert?
Hubertus Menke: Mika Ramm sagte am Ende der Dreharbeiten, dass es ihm sehr gut getan hat, auf gleicher Höhe mit den Menschen gestanden zu haben und sehr intensive und aufschlussreiche Gespräche geführt zu haben, die ihm als Chef nicht gelungen wären. Er geht nun mit sehr viel mehr Respekt zu den Menschen und fordert seine Führungsmitarbeiter immer wieder auf, zu den Mitarbeitern zu gehen und den direkten Kontakt zu suchen, bevor wichtige Entscheidungen anstehen, die das Arbeiten dieser Menschen verändern könnten.
Hatte das TV-Experiment nachhaltige Auswirkungen auf die Unternehmensführung?
Hubertus Menke: Es wird noch mehr darauf geachtet, dass alle Personen in Führungspositionen den Kontakt zu den Menschen, die von Entscheidungen betroffen sein könnten, aufbauen und halten. So haben wir etwa die Einarbeitungsphasen für neue Mitarbeiter verlängert. In der neu gewonnenen Zeit gehen alle schon von Beginn an in den Vertrieb und machen Jobs, die man vom Schreibtisch aus nicht kennenlernen kann. Gerade die Mitfahrten bei Eismännern haben wir als regelmäßigen Bestandteil der Arbeit für die Führungsmannschaft etabliert.
Ist ein derartiges Experiment nötig, um auf die Bedürfnisse der Angestellten aufmerksam zu werden?
Hubertus Menke: Ich denke, es gibt auch andere Wege, diese Bedürfnisse zu erfahren. Aber das Experiment hat sicher geholfen.
Wie war die Resonanz der Mitarbeiter auf Ihre Teilnahme bei "Undercover Boss"?
Hubertus Menke: Nachdem bekannt wurde, dass Mika Ramm in der Sendung als Undercover Boss die Hauptrolle spielt und ja eigentlich das ganze Unternehmen im Fokus stehen wird, waren alle ganz aufgeregt und sehr positiv überrascht. Es gab bei vielen Gelegenheiten sehr positive Reaktionen – von Mitarbeitern und natürlich auch von den fast 10 Millionen Zuschauern.
Verfolgen Sie auch die derzeitige Staffel?
Hubertus Menke: Ich habe nicht mehr so viel Zeit, jede Folge zu verfolgen, aber ich zeichne die eine oder andere Folge auf und schaue mal im Schnelldurchlauf rein.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.