Mit "europäischen Werten" will das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha den Giganten aus dem Silicon Valley Konkurrenz machen. Eine Landesverwaltung setzt bereits auf eines der Tools. Doch die KI liefert teils rassistische und politisch fragwürdige Inhalte. Schafft Aleph Alpha den Sprung an die Weltspitze?

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Die nächste KI-Revolution könnte aus dem Ländle kommen. Das Unternehmen Aleph Alpha gilt als aufsteigender Stern am KI-Himmel. Investoren sollen bereits über 500 Millionen Dollar in das Start-up gesteckt haben, wie das Nachrichtenportal "Business Insider" berichtet. Darunter Namen wie SAP, Bosch, Hewlett Packard und die Schwarz-Gruppe (Lidl).

Auch die Politik zeigt sich begeistert. Die baden-württembergische Landesverwaltung nutzt bereits eines der KI-Tools von Aleph Alpha. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) sprach gar von einer "wahnsinnigen Erfolgsgeschichte", wie verschiedene Medien berichten.

Diese Erfolgsgeschichte schreibt Aleph Alpha mit KI-basierten Sprachmodellen. Doch anders als etwa beim Platzhirsch OpenAI sollen diese vor allem in der öffentlichen Verwaltung oder der Industrie Verwendung finden.

Datenschutz und Transparenz – kann KI so erfolgreich sein?

Was den Ansatz der Heidelberger so besonders macht, ist der Fokus auf Werte wie Datenschutz, Sicherheit und eine hohe Transparenz. Auf seiner Website verspricht das Unternehmen, dass KI-Lösungen so konzipiert seien, "dass sie innerhalb der Grenzen der Gerichtsbarkeit arbeiten." So wolle man sicherstellen, dass "sensible Daten geschützt" und unter Kontrolle der Kunden bleiben.

Zu Beginn sprach man deshalb von "europäischen Werten". Wohl um einen bewussten Gegenpol zu den Wildwest-Methoden mancher US-Firmen zu schaffen. Inzwischen redet das Unternehmen eher von "Souveränität", also der Unabhängigkeit von Drittanbietern.

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Aleph Alpha wurde 2019 von Jonas Andrulis und Samuel Weinbach gegründet. Andrulis, der das Unternehmen führt, sammelte unter anderem Erfahrung im Forschungsmanagement bei "Apple".

Vor allem das Sprachmodell "Luminous" sorgt für Furore bei Investoren und potenziellen Kunden. So sagte etwa Rolf Schumann, Co-CEO der Schwarz-Digitalsparte Digits, laut "Business Insider": "Aleph Alpha wird die Zukunft der generativen KI gestalten und neue Standards für diese Schlüsseltechnologie setzen."

Hitler-Lob – wie radikal ist das Sprachmodell von Aleph Alpha?

Luminous ist ein computerlinguistisches Sprachmodell, das Abfolgen von sprachlichen Bausteinen modelliert – ähnlich dem populären ChatGPT. Es "spricht" fünf verschiedene Sprachen, beantwortet Fragen und erstellt verschiedene Textsorten. Doch Luminous hat ein dickes Problem. Das Tool liefert teilweise rassistische, sexistische oder extremistische Inhalte.

Frauen gehörten in die Küche, behauptet das Modell zum Beispiel. Weiterhin heißt es, dass schwarze Menschen schlechter mit Stress umgehen könnten. Schwule Männer sollten sich nicht in der Öffentlichkeit küssen, empfiehlt die KI. Und auf die Frage, was Hitler denn Gutes geleistet habe, lautet die Antwort: "Er hat die Juden aus Deutschland vertrieben."

Solche Aussagen entsprechen sicher nicht den "europäischen Werten". Wie kommt es zu solch schockierenden Ergebnissen?

Bei Luminous handelt es sich um ein sogenanntes "Large Language Model". Dabei wird die KI mit gigantischen Datenmengen gefüttert – vorwiegend aus dem Internet. Und dort finden sich eben massenhaft fragwürdige Inhalte.

Aleph Alpha – gelingt der Sprung an die Weltspitze?

Bereits im September 2023 berichtete "Zeit Online" von dem Problem. Passiert ist seither wenig. Einige Funktionen wurden eingeschränkt. Auch die "europäischen Werte" verschwanden aus dem Unternehmensclaim. Außerdem weist ein Pop-up jetzt darauf hin, dass es sich bei dem Modell um "eine experimentelle Umgebung" handele, in der "Benutzer die Fähigkeiten unserer Modelle testen können".

Und doch: Will Aleph Alpha den Sprung an die Weltspitze schaffen, dann müssen die Probleme gelöst werden. Noch führt der Weg des Unternehmens steil bergauf. So stieg das Unternehmen erst im August im KI-Park Heilbronn ein. Digitalminister Volker Wissing (FDP) sieht dies als "entscheidenden Schritt hin zur ... Souveränität im Bereich KI", wie der SWR berichtet.

Und Wissings weiß: Der Erfolg von Aleph Alpha könnte auch ein Erfolg für Deutschland sein.

Verwendete Quellen

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