Apple muss einen seltenen Rückschlag eingestehen: Ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsquartal verfehlt der erfolgsverwöhnte Konzern seine eigene Prognose. Das Problem seien vor allem die iPhone-Verkäufe in China gewesen, erklärt Firmenchef Tim Cook.
Das vergangene Weihnachtsgeschäft ist für Apple deutlich schlechter gelaufen als erwartet. Der iPhone-Konzern senkte die Umsatzprognose für die vergangenen drei Monate auf 84 Milliarden Dollar, während zuvor 89 bis 93 Milliarden erwartet worden waren.
China sei schuld an Korrektur
Die Korrektur gehe vor allem auf die schwächeren iPhone-Verkäufe in China zurück, betonte Konzernchef Tim Cook am Mittwoch. Apple habe die allgemeine wirtschaftliche Abschwächung in dem Land und ihre Folgen unterschätzt. Zu diesem Abschwung habe auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China beigetragen: "Während wir einige Herausforderungen in Schlüsselmärkten vorhergesehen haben, haben wir den Umfang der wirtschaftlichen Verlangsamung, insbesondere in China, nicht vorhersehen", schrieb Cook in einer Mitteilung an Investoren. Das wirtschaftliche Umfeld in China sei nach Einschätzung der Konzernführung beeinflusst von den Spannungen mit den USA.
Die beiden größten Wirtschaftsmächte liegen im Handelsstreit und haben sich gegenseitig mit hohen Strafzöllen belegt. Der Handelsstreit schickte die Börsen im Dezember weltweit auf Talfahrt und belastete die globale Wirtschaft.
Aber auch in einigen entwickelten Märkten seien nicht so viele Nutzer auf neue iPhones umgestiegen wie gedacht, räumte Apple ein - ohne die Länder zu nennen. Das Weihnachtsquartal ist traditionell das wichtigste für Apple. Der Konzern stellte in diesen drei Monaten mehrfach Rekorde bei Umsatz und Gewinn auf. Im Jahr 2017 gab es einen Quartalsumsatz von 88,3 Milliarden Dollar und 20 Milliarden Dollar Gewinn. In China machte Apple damals rund ein Fünftel seines Geschäfts.
iPhone ist wichtigstes Apple-Produkt
Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und brachte zuletzt rund 60 Prozent der gesamten Erlöse ein. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft mehrten sich bereits Alarmsignale. Mehrere Medien berichteten, Apple habe die Produktionsaufträge an die iPhone-Fertiger gesenkt. Zugleich hatte Apple im vergangenen Jahr noch einmal teurere neue Modelle seines Smartphones herausgebracht. Das günstigste frische Telefon war das iPhone XR, das in Europa ab 849 Euro zu haben ist.
Der Konzern hatte bereits angekündigt, vom Weihnachtsquartal an keine Stückzahlen verkaufter Geräte mehr zu veröffentlichen - was von einigen Marktbeobachtern als Zeichen für eine Abschwächung beim iPhone-Absatz gewertet wurde. Allerdings war es Apple in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Skeptiker zu widerlegen.
Kunden nutzen Telefone länger
Apple-Chef Cook verwies jetzt auch darauf, dass Mobilfunk-Anbieter die Subventionen für neue Smartphones heruntergefahren hätten - und sich Verbraucher daran anpassten und seltener die Geräte auswechselten als zuvor. Zudem hätten einige Kunden die Lebenszeit ihrer iPhones mit den günstigeren Angeboten zum Batterieaustausch verlängert. Apple hatte den Preis für den Akku-Wechsel zeitweise stark gesenkt, nachdem bekanntwurde, dass der Konzern die Leistung älterer Geräte mit erschöpften Batterien zum Teil drosselte.
Zugleich seien die Verkäufe mehrerer anderer neuer Produkte wie des iPad Pro, der aktuellen Apple Watch und des Laptops MacBook Air durch Produktionsengpässe gebremst worden, erklärte Cook.
Die Apple-Aktie verlor im nachbörslichen Handel nach der Senkung der Prognose mehr als sieben Prozent. Auch die Papiere asiatischer Zulieferer wurden am Donnerstag in Mitleidenschaft gezogen. Ausführlichere Zahlen zu dem Weihnachtsquartal will Apple am 29. Januar veröffentlichen. (mgb/dpa/afp)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.