Ein großer Verkauf in der Presseverlagsbranche steht an. Die Madsack Mediengruppe plant die vollständige Übernahme der DDV Mediengruppe, zu der unter anderem die "Sächsische Zeitung" in Dresden gehört. Der Kauf steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung.
Die Madsack Mediengruppe will die DDV Mediengruppe mit der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung" komplett übernehmen. Den noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung stehenden Kauf kündigte die Madsack Mediengruppe, die bundesweit zahlreiche Regionalzeitungen (unter anderem "Hannoversche Allgemeine Zeitung") im Portfolio hat, am Mittwoch in Hannover an.
Kaufpreis bleibt unbekannt
Der Medien-, Bildungs- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann in Gütersloh bestätigte, dass er sich von seinem DDV-Anteil trennen wolle. Bertelsmann hält 60 Prozent. Die anderen 40 Prozent, die Madsack auch übernehmen will, gehören der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), deren Eigentümerin die Partei SPD ist. Indirekt würde DDVG trotz Verkaufs weiterhin mit der ostdeutschen Mediengruppe verbunden bleiben, weil DDVG Madsack-Anteile hält. Zum Kaufpreis wurde nichts bekannt.
Zur DDV Mediengruppe gehört neben der "Sächsischen Zeitung" mit einer verkauften Auflage von rund 150 000 Exemplaren auch die Boulevardmarke "Morgenpost Sachsen" mit eigenen Ausgaben in Dresden und Chemnitz sowie einer Sonntagszeitung. Hinzu kommt das News-Portal "Tag24". Es wäre das erste große Reichweiten-Boulevardportal im Madsack-Portfolio. Neben weiteren Online-Portalen publiziert die DDV Mediengruppe auch Wirtschaftsmagazine, Bücher und Newsletter. Hinzu kommen Geschäftsbereiche wie Postzustellung, Reisen, Ticketservice und Lagerlogistik.
Kauf würde Konzernumsatz um Viertelmillion steigern
Das Bundeskartellamt muss dem Eigentümerwechsel noch zustimmen. Madsack ist bereits in Sachsen aktiv. Der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung, Thomas Düffert, sagte in einem internen Video für die Madsack-Mitarbeiter, es gebe Überschneidungsgebiete mit der DDV. Bevor man einen finalen Vollzug der Übernahme vermelden könne, bedürfe es einer "kartellrechtlich unbedenklichen Lösung" für die "Dresdner Neueste Nachrichten" (DNN) und den Standort Döbeln in Sachsen. "Daran arbeiten wir bereits, aber es braucht noch etwas Geduld." Ob das dann konkret auch einen Verkauf des Madsack-Titels "Dresdner Neueste Nachrichten" bedeutet, wurde nicht gesagt. Das dürfte aber wahrscheinlich sein. In Döbeln konkurriert zudem die "Döbelner Allgemeine Zeitung" (Madsack) mit dem "Döbelner Anzeiger" (Lokalausgabe der "Sächsischen Zeitung").
Mit dem Kauf würde die Madsack Mediengruppe, zu der Regionaltitel wie "Hannoversche Allgemeine Zeitung", "Lübecker Nachrichten" und "Leipziger Volkszeitung" zählen, den jährlichen Konzernumsatz um rund eine Viertelmillion steigern, die Milliarden-Grenze überschreiten und die Position unter den großen Presseverlagsgruppen in Deutschland verbessern. Die Abo-Auflage aller Madsack-Blätter würde sich insgesamt auf mehr als 800 000 erhöhen.
DDV hat mehr als 1.000 Mitarbeiter
Madsack setzt schon länger im redaktionellen Bereich auch auf sein Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), das nicht nur die eigenen Regionalzeitungen, sondern auch externe Zeitungshäuser mit überregionalen Inhalten beliefert. RND hat auch eine eigene Webseite. Mit dem Zukauf der ostdeutschen Mediengruppe könnte RND seine Präsenz ausbauen.
Die DDV Mediengruppe beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter. Zu den weiteren Planungen machte Düffert gegenüber dpa keine Angaben.
Matthias Linnekugel, Geschäftsführer der DDVG, wurde in der Madsack-Mitteilung mit den Worten zitiert: "Als Gesellschafter der Madsack Mediengruppe bleiben wir DDV auch in Zukunft eng verbunden. Die neue Gesellschafterstruktur eröffnet hervorragende Perspektiven für die nachhaltige Sicherung eines guten regionalen und lokalen Journalismus in Sachsen."
Düffert teilte unter anderem mit: "Die DNA von Madsack ist Journalismus. Wir haben keinen Zweifel daran, dass Journalismus auch in einer rein digitalen Welt aus sich heraus ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein wird und damit dessen Unabhängigkeit auch zukünftig sichert."
Neuordnung bei Bertelsmann
Bertelsmann hatte zum Jahr 2022 sein Mediensegment neu geordnet. Dabei gingen die Titel des Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") in das Portfolio von RTL Deutschland über. Der Konzern will so redaktionelle Synergien schaffen. Seine Anteile an der DDV Mediengruppe sowie seine Beteiligung an der Spiegel-Gruppe behielt Bertelsmann damals. Die genauen Gründe für den DDV-Verkauf blieben unbekannt. Carsten Coesfeld, Vorstand für Investments und Financial Solutions bei Bertelsmann, teilte mit: "Der neue Eigentümer bringt alle Voraussetzungen mit, um die Erfolgsgeschichte der traditionsreichen "Sächsischen Zeitung" und anderer Unternehmensaktivitäten fortzuführen." (dpa/phs)
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