Die deutschen Landwirte protestieren aktuell gegen die Politik der Ampelkoalition. Auch Grünen-Politiker Anton Hofreiter äußerte sich bei "Markus Lanz" kritisch über die Regierung und überraschte den ZDF-Moderator mit knallharten Aussagen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Deutschlandweit waren am Montag Hunderttausende Landwirte auf den Straßen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren.

Mehr aktuelle News

Kritik kam aber auch aus den eigenen Reihen: Bei "Markus Lanz" reagierte Grünen-Politiker Anton Hofreiter mit Verständnis auf die Bauernproteste und schoss dabei deutlich gegen Olaf Scholz und die Ampel.

Weitere News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die deutschen Bauern sorgen sich um ihre Existenz, nachdem die Ampelregierung verkündete, unter anderem Vergünstigungen beim Agrardiesel abschaffen zu wollen. Trotz der Zugeständnisse der Bundesregierung, die Agrar-Kürzung teilweise zurückzunehmen, protestieren die Bauern seit Montag bundesweit gegen die Streichung von Subventionen für die Branche. In zahlreichen Städten kam es zu Blockaden und kilometerweiten Traktorkolonnen. Dies nahm ZDF-Moderator Markus Lanz am Dienstagabend zum Anlass, den Frust der Bauern näher zu beleuchten.

Das sind die Gäste

  • Anton Hofreiter, Politiker (B'90/Grüne): "In Zeiten, in denen Krieg in Europa herrscht, muss auch die Landwirtschaft einen wirklich kleinen Teil beitragen."
  • Ursula Weidenfeld, Journalistin: "Bei Subventionen zu kürzen und dann ausgerechnet bei den Bauern anzufangen, ist wirklich total bescheuert."
  • Henrik Wendorff, Biolandwirt: "Ich glaube, viele Entscheidungen in der Landwirtschaft sind zu Zeitpunkten getroffen worden, wo es uns allen gut ging."
  • Sebastian Lakner, Agrarökonom: "Viel von dem Frust hat auch mit Vorgängerregierungen zu tun, die auch nicht so viel in Zukunft investiert haben."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Mit Blick auf "Hunderttausende Trecker und LKW", die große Teile Deutschlands lahmgelegt haben, wollte Markus Lanz von Anton Hofreiter wissen: "Wie groß ist Ihr Verständnis für das, was wir da gesehen haben?" Der Grünen-Politiker zeigte sich durchaus verständnisvoll und sah den Auslöser für die Wut der Landwirte vor allem in der Führungsschwäche der Bundesregierung: "Das ist ja alles nicht so besonders geschickt kommuniziert worden. Das kam ziemlich überfallartig."

Laut Hofreiter erkläre Bundeskanzler Olaf Scholz nicht, dass sich Deutschland und Europa in einer "dramatischen Lage" befinden. Journalistin Ursula Weidenfeld stimmte zu und ergänzte, dass 90 Prozent der Deutschen die Bauernproteste in Ordnung finden, "weil sie den Eindruck haben, es ist eben nicht gut kommuniziert worden und es ist auch keine faire Entscheidung gewesen". Markus Lanz fragte daraufhin kritisch: "Wie kommt es zu so einer Entscheidung? Wer sitzt da mit wem zusammen?"

Anton Hofreiter erklärte nüchtern: "Im Kern läuft sowas unter den Spitzen der Beteiligten - also in dem Fall Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck." Lanz hakte überrascht nach: "Ohne den zuständigen Minister Cem Özdemir?" Der Grünen-Politiker antwortete: "Natürlich wird er über bestimmte Dinge informiert, aber am Ende werden solche Entscheidungen in der Spitze gefällt. Und er hat ja auch deutlich gemacht, dass er am Ende die Entscheidung nicht klug fand."

Eine Aussage, die den ZDF-Moderator schockierte: "Das halbe Land weiß ja gar nicht mehr, was eigentlich gerade Sache ist!" Lanz wetterte weiter: "Sie verstehen doch, was das für ein Gesichtsverlust ist! Also entweder für den Minister, oder für die anderen drei." Hofreiter konterte: "Es ist kein Gesichtsverlust für den Minister, er hat sich am Ende durchgesetzt." Gleichzeitig schoss der Politiker gegen Scholz und sagte wütend: "Ich wünsche mir mehr Klarheit, mehr Führungsstärke und mehr Kommunikation, in welcher Lage wir sind. Und das leistet er halt nicht."

Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: "Hätten Sie gerne einen anderen Kanzler?" Eine Frage, auf die Hofreiter zurückhaltend antwortete: "Ach, wissen Sie, zur Alternative steht ja Friedrich Merz ..." Er ergänzte: "Wenn in der Ampel gar nichts mehr geht, sagt zuverlässig jemand 'Friedrich Merz' und spätestens dann einigt man sich wieder, weil halt offensichtlich ist, dass er deutlich ungeeigneter ist." Ob er sich diesbezüglich sicher sei, hakte Lanz nach. Anton Hofreiter nickte und offenbarte, dass er sich eine schwarz-grüne Regierung gewünscht hätte, aber "jetzt muss man mit dem Personal arbeiten, das man hat". Eine Aussage, die bei Lanz für schallendes Gelächter sorgte.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Mit den Zugeständnissen der Bundesregierung, die Agrar-Kürzung teilweise zurückzunehmen, könne man laut Anton Hofreiter "eigentlich vernünftig leben". Der Grünen-Politiker erklärte: "In diesen schwierigen Zeiten geht halt nicht mehr alles." Lanz fragte daraufhin überrascht: "Sie würden den Bauern sagen: 'Geht nach Hause, euch geht's gut genug'?" Hofreiter antwortete schwammig: "Manchen Bauern geht's schlecht, aber vielen Bauern gehts auch gut. Das sagen zumindest die Zahlen."

Henrik Wendorff
Biolandwirt Henrik Wendorff warnte bei Markus Lanz vor den Folgen der Ampel-Pläne in der Agrarwirtschaft. © ZDF / Markus Hertrich

Henrik Wendorff, Biolandwirt und Bauernpräsident aus Brandenburg, konnte dies nicht unterschreiben. Er sehe aktuell nicht, dass die Bundesregierung "wirklich einen Plan hat" und wünsche sich vielmehr den direkten Austausch mit der Politik, erklärte er. "Ich glaube, viele Entscheidungen in der Landwirtschaft sind zu Zeitpunkten getroffen worden, wo es uns allen gut ging, wo es der Gesellschaft gut ging." Markus Lanz wollte daraufhin von dem Bauern wissen, was die Streichung der Agrardiesel-Subvention für ihn bedeuten würde. Wendorff antwortete streng, dass man "teilweise Flächen im Extremfall gar nicht bewirtschaftet", da es sich "nicht mehr lohnt".

Agrarökonom Sebastian Lakner sah die Proteste der Landwirte hingegen kritisch und sagte: "Viel von dem Frust hat auch mit Vorgängerregierungen zu tun, die auch nicht so viel in Zukunft investiert haben. (...) Wir brauchen im Grunde genommen gesamthafte Ideen für den Agrarsektor." Lakner ergänzte, dass sich Landwirte vor Veränderungen nicht versperren dürften: "Es gibt hier wissenschaftliche Fakten, die einfach zeigen, wir müssen auch in der Landwirtschaft anders mit Land umgehen." Laut dem Agrarökonomen seien "viele dieser Reformvorhaben, die der Landwirtschaft bevorstehen", auch "aus wissenschaftlicher Sicht sehr gerechtfertigt".

Henrik Wendorff stimmte teilweise zu und sagte: "Wir wissen, dass wir uns auch anpassen müssen an Klimaveränderungen." Gleichzeitig forderte er jedoch: "Dafür brauchen wir auch die gewisse Zeit, die man uns geben muss." Dieses Entgegenkommen fehle momentan: "Und da kann ich nicht erkennen, dass diese Bundesregierung wirklich diese Stabilität vermitteln will". Dem widersprach Anton Hofreiter, der warnte: "Wir leben einfach in Zeiten, wo es brutalen Veränderungsdruck gibt auf ganz viele Bereiche." Es sei jedoch nicht die Bundesregierung, die "den Veränderungsdruck" ausübe und zu wenig Zeit gebe, "sondern es ist die Wirklichkeit".

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz versuchte mehrmals, dem Frust der Landwirte auf den Grund zu gehen. Bei Henrik Wendorff stieß er jedoch dabei auf Granit, denn der Biobauer stellte trotz der vielen Proteste im Land klar: "Die Frage, ob da Wut drinnen ist - ich glaube, so würde ich das nicht bezeichnen."

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Der Kampf der Landwirte gegen die Bundesregierung wurde bei "Markus Lanz" von vielen Seiten beleuchtet. Anton Hofreiter stellte klar, dass der jetzt gefundene Kompromiss "ein vernünftiger ist", merkte jedoch gleichzeitig an: "Aber protestieren darf man trotzdem!" Henrik Wendorff fügte daraufhin hinzu: "Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, wo wir vielleicht wirklich in den Dialog eintreten sollten." Der Biolandwirt appellierte weiter: "Wir brauchen eine Lösung - eine Lösung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.