Alaaf und Helau - die fünfte Jahreszeit beginnt wieder. Das freut auch die deutsche Wirtschaft: Fast zwei Milliarden Euro setzen Einzelhandel, Hotels und Gastronomie jährlich mit dem Karneval um.
Pünktlich um 11:11 Uhr hat das Warten am Mittwoch für viele Narren ein Ende: Im Rheinland und anderen Teilen Deutschlands beginnt die diesjährige Karnevalssession. Tausende Menschen versammeln sich in den Innenstädten, um gemeinsam zu schunkeln und zu tanzen - etwa in Köln, wo in diesem Jahr unter dem Motto "Mer stelle alles op der Kopp" gefeiert wird.
Die fünfte Jahreszeit ist nicht nur für Jecken und Narren ein Vergnügen. Auch die deutsche Wirtschaft freut sich über Einnahmen aus dem Geschäft mit dem Karneval. Einzelhandel, Hotels und Gastronomie sowie Städte und Kommunen: Sie alle profitieren - vor allem in den Hochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz.
Fast zwei Milliarden Euro werden laut dem Bund Deutscher Karneval (BDK) pro Jahr mit dem Karneval umgesetzt, den man im Süden Deutschlands unter dem Namen Fasching kennt. Rund 5.000 Vereine sind im BDK organisiert. Das macht mindestens 2,7 Millionen Menschen, die sich jedes Jahr mit allem eindecken, was man für den Karneval braucht.
Einnahmen insbesondere dank der Touristen
Im Auftrag des Kölner Karnevals hatte die Boston Consulting Group 2009 die Wirtschaftskraft des närrischen Treibens in der Domstadt errechnet: Diese lag bereits damals bei rund 460 Millionen Euro - und dürfte inzwischen noch größer sein. Mehr als 5.000 Arbeitsplätze würde der Karneval bringen, mehr als fünf Millionen Euro an zusätzlichen Gewerbesteuern für die Stadt.
Die Einnahmen stützen sich dabei auf drei Pfeiler: den Sitzungskarneval und die Bälle, die Umzüge und schließlich den Karneval in den Kneipen. Besonders die Kneipenbetreiber nutzen laut Studie die Begeisterung der Jecken für sich: Allein rund 165 Millionen Euro entfallen auf Hotellerie und Gastronomie. Und fast schon kurios: 8,1 Millionen Euro auf Friseurbesuche.
"Gewinne gibt es natürlich insbesondere dank der vielen Touristen - aber beziffern lässt sich das kaum", sagt ein Sprecher der Stadt Mainz. Ein Master-Student der Fachhochschule hat es für seine Abschlussarbeit dennoch versucht. Für die Mainzer Fastnachtskampagne 2010/11 fand er einen Umsatz von 51,6 Millionen Euro heraus. Er befragte dafür die 14 größten Mainzer Fastnachtvereine und Garden, Taxiunternehmen, die Hotellerie sowie andere Geschäftszweige, die mit der Fastnacht Geld verdienen.
Mehrere Millionen Euro für Kostüme und Süßigkeiten
Wie viel die Feierlustigen für den Narrentrubel im Laden ausgeben, erhebt die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI): In der Saison 2012/13 seien fast 260 Millionen Euro umgesetzt worden. Das entspricht 2,4 Millionen Kostümen für Erwachsene, 1,9 Millionen für Kinder und mehr als 50 Millionen für Accessoires. In den Kaufhäusern sind die Kostüme vor allem in der zweiten Karnevalshälfte nicht mehr zu übersehen. Auch die Supermärkte wollen daran verdienen und bewerben die Verkleidungen in ihren Prospekten.
Hinzu kommen noch andere Teile der Wirtschaft, zum Beispiel Süßigkeiten. Für die vergangene Session geht der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) von etwa 600 Tonnen verkaufter Schokolade, Pralinen und Popcorn aus. Allein in Köln würden jährlich etwa 400 Tonnen an Naschereien von den Narren verteilt. Und weil diese auch durstig sind, steigt ebenso der Umsatz vieler Brauereien.
Dabei hängt ihr aller Geschäft von zwei Faktoren ab, die sie nur wenig beeinflussen können: Zum einen die Länge der Karnevalssession, die mal 87, dann wieder 118 Tage dauert. Und natürlich vom Wetter: "Es entscheidet beim Straßenkarneval über die Teilnehmerzahlen und somit über entsprechende Last-Minute-Käufe", teilt die DVSI-Fachgruppe Karneval mit.
Und hier herrscht frohe Kunde: Zumindest am Mittwoch bleibt es in Köln wohl trocken bei leichter Bewölkung. Aber ob das fast 100 Tage anhält? Sei's drum, einem echten Narren kann auch Regen nichts anhaben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.