Rund einen Monat wurde um die Streichung von mehr als 400 Stellen bei der Meyer Werft gestritten. Nun steht fest: Der Jobabbau kommt, aber anders als zunächst geplant. Niedersachsens Ministerpräsident hat eine Forderung an das Schiffbauunternehmen.

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Im Ringen um eine Rettung der finanziell schwer angeschlagenen Meyer Werft pocht Niedersachsens Landesregierung darauf, dass das Unternehmen seinen Firmensitz aus Luxemburg zurück nach Deutschland verlegt. Auf die Frage, ob dieser Schritt eine zwingende Voraussetzung für staatliche Hilfe sei, sagte Ministerpräsident Stephan Weil der Deutschen Presse-Agentur: "Ja, so sehen wir das." Es gehe um viel öffentliches Geld. "Dann muss man auch von den Eigentümern verlangen, dass sie auf berechtigte Anliegen des Staates eingehen", sagte der SPD-Politiker.

Weil betonte, die für ihre großen Kreuzfahrtschiffe bekannte Werft sei in einer existenziellen Krise. "Ohne Wenn und Aber: Das ist eine ernste Lage und die Zukunft der Meyer Werft steht auf dem Spiel", sagte er. Die Entscheidung für den Sitz in Luxemburg hatte die Meyer Werft 2015 getroffen, um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen.

Weil fordert Unterstützung vom Bund

Das Land wolle daher helfen, das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu sichern. "Wenn wir gute Gründe dafür haben, dass das Unternehmen eine Perspektive hat, werden wir uns sehr dafür einsetzen, diese Zukunft auch möglich zu machen. Das tun wir, weil wir Arbeitsplätze retten wollen", sagte der Regierungschef. Über die Stammbelegschaft und über Niedersachsen hinaus hingen "etliche Tausend Arbeitsplätze" von der Werft ab.

Derzeit liefen vertrauliche Gespräche mit dem Unternehmen und dem Bund und es würden Gutachten zur Zukunftsfähigkeit der Werft erstellt. "Klar ist: Auch der Bund muss sich engagieren, wenn die Rettung gelingen soll", forderte Weil. Außerdem brauche es Vereinbarungen mit Banken, und man müsse wissen, wie die Kunden zu dem Unternehmen stehen. "In sämtlichen Bereichen laufen die Gespräche auf Hochtouren", sagte Weil.

Viel Zeit für eine Entscheidung bleibe angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens nicht mehr. "Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind", sagte der Ministerpräsident.

Queen Anne

Riesiges Kreuzfahrtschiff läuft in Hamburg ein

Die "Queen Anne" zieht alle Blicke auf sich: Das mehr als 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff ist in Hamburg eingelaufen. (Foto: picture alliance/empics/Peter Byrne)

Milliardenloch in der Finanzierung der Meyer Werft

Die Meyer Werft ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen. Die Auftragsbücher des Unternehmens sind voll, heißt es - allerdings muss die Werft wegen Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hatte erklärt, es stehe deshalb eine Erhöhung des Eigenkapitals sowie die Absicherung von Krediten mit Bürgschaften im Raum.

Die Verträge für die Kreuzfahrtschiffe waren zum Teil vor der Pandemie abgeschlossen worden und sehen keine Anpassung an die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Die Werft bekommt rund 80 Prozent des Kaufpreises zudem erst bei der Ablieferung und muss den Bau mit Krediten zwischenfinanzieren.

Meyer Werft will weniger Stellen abbauen als geplant

Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen, davon sind etwa 3.000 Stellen im emsländischen Papenburg. Am Mittwoch wurde bekannt, dass weniger Arbeitsplätze wegfallen als zunächst vom Unternehmen beabsichtigt. Statt einer zunächst geplanten Streichung von 440 Stellen sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden, wie der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung des Unternehmens bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Papenburg mitteilten. Weitere Werften stehen in Rostock und im finnischen Turku. (dpa/phs)

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