Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will das Rentenniveau bei 48 Prozent festschreiben. Nur: Die Pläne sind teuer – und zahlen müssen es Beschäftigte und Unternehmen. Aktuelle Zahlen zeigen, wie viel weniger Netto vom Brutto bleibt.

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Es ist eines der großen rentenpolitischen Projekte der SPD: In der Ampel-Koalition hat die Partei durchgesetzt, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben wird. Das heißt aber auch: Die Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung steigen weiter.

Noch liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent. Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen diesen paritätisch. Doch bald wird es teurer. Im Jahr 2028 sind 20 Prozent fällig, bis 2035 soll der Beitragssatz auf 22,3 Prozent steigen. Die "Bild"-Zeitung hat ausgerechnet, was das bedeutet – und wie viel weniger Netto vom Brutto Beschäftigten so bleibt.

  • Bei einem Bruttolohn von 2000 Euro: Aktuell zahlen Beschäftigte 186 Euro monatlich. Ab 2028 sind es 200 Euro und ab 2035 223 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 14 bzw. 37 Euro pro Monat.
  • Bei einem Bruttolohn von 3000 Euro: Aktuell: 279 Euro monatlich. Ab 2028: 300 Euro und ab 2035: 334,50 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 21 bzw. 55,50 Euro pro Monat.
  • Bei einem Bruttolohn von 4000 Euro: Aktuell: 372 Euro monatlich. Ab 2028: 400 Euro und ab 2035 446 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 28 bzw. 74 Euro pro Monat.
  • Bei einem Bruttolohn von 5000 Euro: Aktuell: 465 Euro monatlich. Ab 2028: 500 Euro und ab 2035 557,50 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 35 bzw. 92,50 Euro pro Monat.
  • Bei einem Bruttolohn von 6000 Euro: Aktuell: 558 Euro monatlich. Ab 2028: 600 Euro und ab 2035 669,50 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 42 bzw. 111 Euro pro Monat.
  • Bei einem Bruttolohn von 7000 Euro: Aktuell: 651 Euro monatlich. Ab 2028: 700 Euro und ab 2035 780,50 Euro. Das entspricht einer Mehrbelastung von 49 bzw. 129,50 Euro pro Monat.

Wie Bild weiter schreibt, heißt das für einen Durchschnittsverdiener (3540 Euro brutto im Monat): Aufs Jahr gerechnet, sinkt das Nettoeinkommen um knapp 800 Euro.

In der Ampel-Koalition rumort es deshalb. Zwar hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Heil-Pläne im Kabinett mitgetragen. Denn auch ein wichtiges liberales Projekt soll umgesetzt werden: das Generationenkapital. Damit legt der Staat erstmals Geld an den Aktienmärkten an, um mit der Rendite den Anstieg der Beitragssätze abzubremsen.

Widerstand kommt aus der FDP

Die FDP-Bundestagsfraktion meldet aber weiteren Gesprächsbedarf an. Vor allem die Heil-Pläne beim Sicherungsniveau gehen den Liberalen zu weit. "So ist das Rentenpaket im Parlament noch nicht zustimmungsfähig", sagte FDP-Fraktionsvize Johannes Vogel der Bild. Die "arbeitende Mitte" brauche "mehr Geld in der Tasche und nicht weniger", so Vogel. Widerstand kommt auch von FDP-Jungpolitiker Max Mordhorst (28): "Solange sich bei Beiträgen und einer echten Aktienrente nichts dreht, wird es mit dem Rentenpaket II nicht weitergehen."

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In der SPD kommt das nicht gut an. Die Genossen, von schlechten Umfragewerten gebeutelt, wollen im letzten Ampel-Jahr ihr sozialpolitisches Profil schärfen. Parteichef Lars Klingbeil hat von Kanzler Olaf Scholz bereits mehr SPD in der Regierung gefordert. Die Rentenpolitik könnte also zur nächsten Bruchlinie der Bundesregierung werden.

Allerdings sind sich die meisten Rentenexperten einig: Das, was die Koalition plant, ist zu teuer – und zu halbherzig. Das Generationenkapital komme zu spät und die Heil-Pläne belasten einseitig die Jüngeren. Der Rechnungshof kommt laut Bild auf Extrakosten bis 2045 von rund 500 Milliarden Euro. (fah)

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