Die Steueraffäre von Uli Hoeneß spaltet den Aufsichtsrat des FC Bayern München. Während sich Audi-Vorstandschef Rupert Stadler vorsichtig vom einst unangreifbaren Präsidenten distanziert und Hoeneß auch durch Aussagen von Peer Steinbrück unter Druck gerät, springt ihm Edmund Stoiber zur Seite.

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Der einst unumstrittene Bayern-Präsident Uli Hoeneß wankt. Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats des FC Bayern München, Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, rückt vorsichtig vom Bayern-Chef ab, wie die "Wirtschaftswoche" berichtet. Im Falle einer Zulassung der Anklage wegen Steuerhinterziehung durch das Landgericht München wolle er den Verbleib Hoeneß' im Aufsichtsrat an das Kontrollgremium zur Diskussion stellen. Noch vor drei Monaten hatte der Bayern-Aufsichtsrat ein Rücktrittsangebot von Hoeneß abgelehnt.

Im Falle einer Anklage entstünde laut Stadlers Umfeld eine "neue Situation" die dann auch im Aufsichtsrat zur Diskussion gestellt werden müsse, wie die Zeitung berichtet. Offiziell hieße es von Audi bislang nur: "Bevor wir nicht definitiv wissen, ob das Gericht die Anklage gegen Uli Hoeneß zulassen wird, sollten wir nicht spekulieren, welche Konsequenzen das haben könnte."

Steinbrück schießt sich ein

Der Stimmen gegen Bayern-Boss Uli Hoeneß mehren sich, nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch aus der Politik. So ging Kanzler-Kandidat Peer Steinbrück den Bayern-Boss zuletzt in einem Interview im "Kölner Express" scharf an. Besonders stark kritisierte er das Festhalten des FC Bayern München an seinem Präsidenten: "Das halte ich für, gelinde gesagt, merkwürdig. Viele Konzerne in Deutschland haben eine Art Verhaltenskodex, der ein Aufsichtsrats- oder Vorstandsmitglied im Fall der Anklage von Steuerbetrug zum Rücktritt veranlassen würde. Und der FC Bayern ist ja nicht nur ein Verein, sondern auch ein Wirtschaftsunternehmen." Zudem bezeichnete er es als "problematisch, wenn ein Top-Fußballmanager als angeklagter Steuersünder seine Tätigkeit bis zum Urteil nicht mindestens ruhen lassen würde. Das wäre zum Beispiel im Vorstand oder Aufsichtsrat eines Automobil-Konzerns zwingend."

Stoiber kontert Steinbrück-Kritik

Das sieht Edmund Stoiber, Ex-Ministerpräsident von Bayern und Mitglied des FC-Bayern-Aufsichtsrates ganz anders, wie das "Handelsblatt" berichtet: "Wer Bundeskanzler werden will, sollte die Grundlagen unseres Rechtsstaates besser kennen. Polemik und öffentlicher Pranger können ein rechtsstaatliches Verfahren nicht ersetzen. Die rechtliche Bewertung dieser Selbstanzeige ist Sache des zuständigen Gerichts." Zudem solle der "BVB-Aufsichtsrat Steinbrück" den Sport aus seinem "missratenen Wahlkampf" besser heraushalten.

Der Streit im Aufsichtsrat scheint damit programmiert. Der Prozess gegen Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung soll noch im Herbst 2013 starten. Dann wird sich das berufliche Schicksal des Bayern-Bosses wohl endgültig entscheiden.

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