Familien, die eine klimafreundliche Immobilie bauen oder kaufen, können Kredite zu günstigen Zinsen vom Staat bekommen. Die Bundesregierung weitet die Förderung "Wohneigentum für Familien" jetzt aus. Damit sollen sich mehr Menschen den Traum vom eigene Heim erfüllen, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz.
Eine eigene Immobilie zu bauen oder zu kaufen, übersteigt die finanziellen Möglichkeiten von vielen Familien – erst recht in einer Zeit steigender Zinsen. Das Bundesbauministerium hat deshalb zum 1. Juni dieses Jahres das Förderprogramm "Wohneigentum für Familien" aufgelegt. Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen können einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW zu günstigen Zinsen bekommen.
2023 stellt der Bund für das Programm bis zu 350 Millionen Euro zur Verfügung. Offenbar wurden die Mittel aber nicht im erhofften Umfang abgerufen. Deshalb gelten vom 16. Oktober an neue Bedingungen: Die Zahl der anspruchsberechtigten Familien soll steigen.
Einkommensgrenze wird angehoben
Anspruch auf die zinsvergünstigten Darlehen hatten nach den bisherigen Bedingungen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind und einem zu versteuernden Jahreseinkommen von bis zu 60.000 Euro. Diese Grenze wird nun angehoben – auf 90.000 Euro. Mit jedem Kind erhöht sich die Einkommensgrenze weiter um 10.000 Euro.
"Familien mit zwei Kindern und mit einem jährlich zu versteuernden Haushaltseinkommen von bis zu 100.000 Euro können die Förderung in Anspruch nehmen", sagt Bundesbauministerin
Die weiteren Bedingungen sind der KfW zufolge:
- Gefördert werden der Neubau und der Erstkauf von klimafreundlichen Häusern und Wohnungen in Deutschland. Die Immobilie muss die Familie selbst nutzen.
- Das Wohngebäude muss in seinem Lebenszyklus wenig CO2 ausstoßen. Das gilt unter anderem für Gebäude der Effizienzhaus-Stufe 40.
- Der effektive Jahreszins liegt – je nach Laufzeit – bei 0,01 bis 0,61 Prozent.
- Der höchstmögliche Kredit liegt zwischen 140.000 Euro (Familien mit einem oder zwei Kindern) und 240.000 Euro (für Familien mit fünf oder mehr Kindern, deren Immobilie besondere Qualitätsanforderungen erfüllt).
Der Wohnungsbau steckt wegen gestiegener Zinsen, Bau- und Materialkosten in der Krise. Ursprünglich hatte sich die Ampel-Koalition zum Ziel gesetzt, dass in Deutschland pro Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen. Dieses Ziel wurde aber im vergangenen und im laufenden Jahr verfehlt.
"Wir brauchen in Deutschland dringend mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien, für Studentinnen und Studenten, für Menschen, die vor Kriegen zu uns fliehen, wir brauchen mehr altersgerechte Wohnungen", sagt Bauministerin Geywitz. "Es ist ein zentrales Anliegen dieser Regierung, dafür zu sorgen, dass jetzt schnell neue Wohnungen und Häuser entstehen."
Zustimmung und Kritik von der CDU
Nordrhein-Westfalens Bauministerin Ina Scharrenbach begrüßt die Anhebung der Einkommensgrenze. "Sie kommt spät, aber sie kommt", teilte die CDU-Politikerin auf Anfrage unserer Redaktion mit. Nordrhein-Westfalen habe bereits im Frühjahr 2023 angesichts des Einbruchs der Baugenehmigungszahlen die Sätze über die landeseigene Förderbank anheben lassen und im September 2023 die Konditionen zusätzlich verbessert.
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"Lebensfremd" findet Scharrenbach allerdings die Auflagen für die Klimafreundlichkeit der geförderten Immobilien: Sie kritisiert, dass die Förderung zum Beispiel an die Effizienzhaus-Stufe 40 gekoppelt ist. Wer auf einen KfW-Kredit angewiesen ist, hat aus ihrer Sicht häufig nicht noch das Geld für die nötigen Nachhaltigkeitszertifikate.
Aus Sicht von Scharrenbach wäre es zudem besser, wenn Familien die Darlehen auch beim Kauf einer bestehenden Immobilie beantragen könnten. "Letzteres wäre unter Nachhaltigkeitsaspekten eine sinnvolle Förderoption gewesen", sagt die CDU-Politikerin. (fab)
Verwendete Quellen:
- Stellungnahme von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD)
- Stellungnahme von Ina Scharrenbach, Bauministerin von Nordrhein-Westfalen (CDU)
- kfw.de: Wohneigentum für Familien
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