Es ist der Ort für exzellente Wissenschaft ebenso wie für zahlreiche Gerüchte, Legenden und Verschwörungstheorien: Die europäische Organisation für Kernforschung CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire - Europäische Organisation für Kernforschung) mit Sitz in der Schweiz betreibt seit 1954 physikalische Grundlagenforschung.

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10.000 Wissenschaftler aus 85 Nationen arbeiten weltweit an CERN-Experimenten, allein in diesem Jahr beläuft sich das Budget auf ungefähr 900 Millionen Euro. Im Fokus der Wissenschaft steht die Frage: Woraus besteht unser Universum und wie funktioniert es? Wir haben faszinierende Fakten zum CERN zusammengestellt.

CERN ist das Synonym für Superlative. Große Fragen der Menschheit: Warum gibt es uns und unsere Welt? Wie wird sich das Universum entwickeln? Und wie war das mit dem Urknall? In der Forschungseinrichtung in der Schweiz liegt in 125 Metern Tiefe und auf 27 Kilometern Länge der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt.

Die Röhre, in der Weltraumähnliche Bedingungen herrschen, ist die komplexeste und im wahrsten Sinne des Wortes coolste Maschine der Welt: Der Large Hadron Collider (LHC) kann auf 1,9 Kelvin, also minus 271,25 Grad Celsius, heruntergekühlt werden, um Elementarteilchen in einem Vakuum mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinander treffen zu lassen.

CERN entdeckt das Gottesteilchen

Die Folgeteilchen, die bei diesen Zusammenstößen entstehen, werden mit Hilfe von Detektoren analysiert, die die Größe mehrstöckiger Häuser haben. Das berühmteste unter ihnen ist das Gottesteilchen, das laut der gängigen Theorie allen anderen Partikeln ihre Masse verleiht.
Die Entdeckung des Teilchens, das im Fachjargon auch Higgs-Bosons genannt wird, verkündeten die Wissenschaftler im Juli 2012. In Fachkreisen war man von der öffentlichen Bekanntmachung nur wenig begeistert. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Messfehler oder Zufall handelte, lag bei etwa eins zu 1,6 Millionen. Von einer offiziellen Entdeckung dürfen Physiker aber erst sprechen, wenn die Chance für einen Zufall bei eins zu zwei Millionen liegt.

Wie es überhaupt zu dem Namen Gottesteilchen kam, erklärt der Physiker Leon Lederman mit einem Augenzwinkern in seinem Buch "The God Particle". Demnach habe der Verleger den Titel "das gottverdammte Teilchen" abgelehnt, der laut Lederman wegen der schuftigen Natur des Teilchens und der Kosten, die es verursacht hatte, seiner Meinung nach viel besser gepasst hätte.


Nicht alle Menschen sind von der Forschung am CERN begeistert, einige fürchten gar, dass der Teilchenbeschleuniger eine Art Weltuntergangsmaschine sei. Verschwörungstheorien, nach denen hier ein schwarzes Loch entstehen und die Erde zerstören werde, sind allerdings aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.

Die Kritik am CERN reißt nicht ab

Höhepunkt der bisherigen Diskussionen war eine 2009 veröffentlichte Quantentheorie, wonach die von den Wissenschaftlern erhofften Teilchen derart wider der Natur seien, dass sie selbst aus der Zukunft heraus durch "unerwartete natürliche Ereignisse" den erfolgreichen Start der LHC-Experimente und somit die eigene Entstehen verhindern würden.
Weitaus weltlicher ist die Kritik, dass der Betrieb des Teilchenbeschleunigers sechs bis acht Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Kanton Genf mit seinen immerhin 450000 Einwohnern verbraucht. Aufgrund der erhöhten Strompreise im Winter wird er daher abgeschaltet.
2009 kam es zu einem kuriosen Störfall, der zur Notabschaltung des LHC führte. Ein Stück Baguette hatte dafür gesorgt, dass sich eine Kühleinheit überhitzt hatte. Die Forscher gehen davon aus, dass ein Vogel das Weißbrot in die Anlage gebracht hatte.

CERN hebt WWW aus der Taufe

Kaum einer weiß es, doch eine wichtige Errungenschaft der Grundlagenforschung am CERN ist aus unserem Alltag längst nicht mehr wegzudenken: 1989 wurde hier das World Wide Web entwickelt. Die erste Webseite wurde 1990 von Tim Berners-Lee in Betrieb genommen und ist inzwischen wieder unter dem http://info.cern.ch abrufbar. Das Internet sollte zunächst nur dem Informationsaustausch zwischen Physikern und Universitäten auf der ganzen Welt dienen.
Im Forschungszentrum findet sich auch die Antwort auf die Frage, warum die Fehlermeldung "Error 404" erscheint, wenn man auf einen fehlerhaften Link im Internet klickt. In den Anfangszeiten des World Wide Web nämlich stand der Server, der diese Fehlermeldung auslieferte, im CERN in Raum 404.

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