• Am 22. November 1963 wurde der US-Präsident John F. Kennedy in Dallas ermordet.
  • Bis heute ranken sich Verschwörungstheorien um das Attentat.
  • Nun sorgt Donald Trump für weitere Spekulationen, weil er Dokumente zum Attentat freigeben wollte, diese dann aber doch zurückhielt.

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"Man müsste nur eines Tages mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf ein hohes Gebäude hinauf, niemand könnte etwas gegen einen solchen Anschlag unternehmen." So hatte sich John F. Kennedy nur wenige Tage vor seiner Ermordung geäußert.

Am 22. November 1963 wurde der US-Präsident in Dallas bei der Fahrt im offenen Wagen im Rahmen einer Wahlkampfreise durch Schüsse aus dem Hinterhalt ermordet. Um das Attentat ranken sich bis heute zahlreiche Verschwörungstheorien. Dass US-Präsident Donald Trump 2017 erst alle Akten zu Kennedys Ermordung freigeben wollte, dann aber doch noch Dokumente zurückhielt, sorgt für neue Spekulationen.

1992 wurde mit dem JFK Records Act beschlossen, dass eine Sammlung aller Unterlagen zum Thema angelegt wird. Nach Ablauf einer 25-jährigen Sperrfrist kündigte US-Präsident Donald Trump 2017 an, dass nun alles online gehen werde, um endlich Transparenz zu schaffen.

Die Freigabe wurde mit großer Spannung erwartet, einige der Akten wurden auf Anraten der Geheimdienste aber im letzten Moment zurückgehalten. Aus Gründen der nationalen Sicherheit, so Trump, sei es nicht anders machbar. Die Freigabe wurde auf den 26. April 2018 verschoben, allerdings ruderte Trump auch hier schließlich zurück. Kritiker bestärkte dies darin, dass in den Unterlagen irgendetwas Brisantes stehen müsse. Bisher sind erst 88 Prozent der Akten einsehbar.

Einzeltäter oder mehrere Täter?

Der als mutmaßlicher Täter verhaftete Lee Harvey Oswald wurde damals ausgiebig verhört, jedoch bestritt er, Kennedy ermordet zu haben und bezeichnete sich als Sündenbock. Zwei Tage nach der Tat wurde er von Jack Ruby, einem Nachtclubbesitzer mit Kontakten zur Mafia, in der örtlichen Polizeistation erschossen.

Drei Wochen nach dem Attentat kam das FBI zum Schluss, dass es sich bei Oswald um einen Einzeltäter handelte. Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson berief eine eigene Untersuchungskommission, die Warren-Kommission, ein. Deren Abschlussbericht bestätigte die Annahmen des FBI. Oswald habe insgesamt drei Schüsse vom Dach eines Schulbuchverlags abgegeben, die dritte Kugel traf Kennedy dabei tödlich am Kopf.

Viele Amerikaner zeigten sich enttäuscht und wiesen auf Unstimmigkeiten hin. So hatten manche Zeugen von Schüssen von einem nahegelegenen Grashügel berichtet, auch wollten sie fliehende Personen gesehen haben. Ebenso wurde angezweifelt, dass Oswald, der kein professioneller Schütze war, tatsächlich in weniger als 10 Sekunden drei solche Schüsse abgeben konnte.

Eine Filmaufnahme des Attentats sorgte für Spekulationen über den tatsächlichen Hergang, auch der Ablauf der Obduktion Kennedys erweckte Argwohn. Umfragen über die letzten Jahrzehnte zeigen, dass der Zuspruch für die Einzeltäter-These steigt, nach wie vor aber glaubt die Mehrheit der Amerikaner, dass es mehrere Täter gab. 2013 lag der Wert für letzteres noch bei über 60 Prozent.

Spekulationen, Theorien, Verschwörungen

Die vielen Unklarheiten bei der Ermordung Kennedys führten dazu, dass sich bis heute verschiedene Theorien über die Hintergründe herausbildeten. Dass Oswald bekennender Kommunist war, ließ eine Beteiligung der Sowjetunion oder des kommunistisch regierten Kubas möglich erscheinen.

Allerdings war auch die Gegenseite im Verdacht: Möglicherweise hatten Exil-Kubaner ihre Hände im Spiel, die durch die Ermordung Kennedys hofften, die USA würde Kuba den Krieg erklären und die Herrschaft Fidel Castros beenden. Auch die amerikanische Mafia wurde als Drahtzieher vermutet, denn Kennedys Bruder Robert hatte in seiner Funktion als Justizminister einige bedeutende Kriminelle in Bedrängnis gebracht.

Dass die CIA dahinterstecken könnte, wurde ebenfalls immer wieder behauptet. Selbst Kennedys Nachfolger Johnson wurde eine mögliche Mittäterschaft vorgeworfen. Andere wiederum nehmen an, dass das Attentat in Kreisen des Militärs geplant wurde.

Wieder andere Theorien sehen den israelischen Geheimdienst dahinter oder vermuten, dass Kennedys Politik der amerikanischen Notenbank gefährlich wurde. Manches davon mag plausibel klingen, endgültig beweisen lässt sich aber nichts so einfach. Auch die offizielle Darstellung ist längst nicht hieb- und stichfest.

Neue Erkenntnisse aus den Akten

Die Freigabe der Akten hat das Rätsel zwar bisher nicht gelöst, aber zumindest eine Reihe neuer Erkenntnisse geliefert: So hatte Oswald in Mexiko Kontakt zu einem KGB-Mitarbeiter, die Sowjetunion zeigte sich allerdings vom Attentat überrascht und vermutete eine inneramerikanische Verschwörung dahinter. Sie fürchtete sogar einen möglichen amerikanischen Vergeltungsschlag.

Auf Kuba hingegen herrschte eine freudigere Stimmung. Die englische Zeitung "Cambridge News" soll eine knappe halbe Stunde vor dem Attentat einen Anruf erhalten haben mit dem Hinweis, sich bei der US-Botschaft wegen großer Neuigkeiten zu melden.

Auch weiß man nun, dass das FBI Oswald bereits vor dem Attentat auf der Spur war, auch von dessen Bedrohung danach war man unterrichtet, die lokale Polizei war nicht in der Lage, ausreichenden Schutz zu gewähren. Ferner enthalten die Dokumente auch Details über amerikanische Planungen zur Tötung ausländischer Staatschefs.

Nun sollen bis spätestens 26. Oktober 2021 alle noch ausstehenden Dokumente veröffentlicht werden. Damit würde die Chance bestehen, den Gründen für die Ermordung Kennedys endlich näherzukommen. Bis dahin bieten die vielen ungeklärten Fragen und Unstimmigkeiten im Fall Kennedy weiterhin den Nährboden für Spekulationen und Verschwörungstheorien.

Die Akten selbst können hier frei zugänglich eingesehen werden:
https://www.archives.gov/research/jfk/release

Verwendete Quellen:

  • faz.net: Warum viele Kennedy-Akten nun doch unter Verschluss bleiben
  • heise.de: Das Schweigen der Akten
  • theguardian.com: JFK documents: what we have learned so far
  • abendblatt.de: Wie John F. Kennedy zur Legende wurde
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