Eine neue Studie belegt: Knapp 50 Prozent aller Hitzewellen in den Ozeanen wären ohne den Klimawandel gar nicht entstanden. Dass Meere immer wärmer werden, hat weitreichende Folgen für Umwelt, Wetter und Menschen. Auch Nord- und Ostsee sind betroffen – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität.

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Fast die Hälfte aller Hitzewellen in den Weltmeeren ist einer Studie zufolge auf den Klimawandel zurückzuführen. Die Hitzewellen seien länger, häufiger und intensiver geworden, schreibt ein Team der Universität der Balearen und der britischen Universität Reading in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("Pnas").

Diese Entwicklung ist an sich bekannt – der Einfluss des Klimawandels auf einzelne Hitzewellen war jedoch komplizierter nachzuweisen. Als maritime Hitzewellen definieren die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Zeiträume von mindestens sieben Tagen, an denen die Temperaturen an der Meeresoberfläche über den üblichen lokalen Durchschnittsspannen des Referenzzeitraums der Jahre 1940 bis 1970 liegen.

Bedrohung von Umwelt und Menschen

Wenn das Meer über längere Zeit zu heiß ist, beschädigt das Korallenriffe oder lässt Seegraswiesen absterben. Auch für Menschen kann es gefährlich werden: "Die Bereiche, in denen sich der Ozean erwärmt, können auch die atmosphärischen Prozesse beeinflussen, indem sie zum Beispiel Stürme und tropische Zyklone auslösen", sagt Erstautorin Marta Marcos von der Universität der Balearen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Für ihre Erkenntnisse haben Marcos und ihre Kolleginnen und Kollegen ein Modell erschaffen, dass die Erderwärmung gewissermaßen aus der Gleichung nimmt. So lässt sich für den Zeitraum ab 1940 ausrechnen, wie viele maritime Hitzewellen es in dem theoretischen Szenario mit unverändertem Weltklima gegeben hätte. Die Ergebnisse wurden dann mit den tatsächlich beobachteten Hitzewellen in der realen, bereits aufgeheizten Welt verglichen.

Dreimal so viele Hitzetage im Meer seit 1940

Das Team kommt zu dem Schluss: 47 Prozent der Meereshitzewellen, die in den Jahren von 2000 bis 2020 gemessen wurden, hätten ohne den Effekt des Klimawandels nicht die Schwelle einer definierten Hitzewelle erreicht. Die vom Menschen verursachte Erderwärmung sei somit der Haupttreiber der Zunahme, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Seit 1940 habe sich die Zahl der Tage pro Jahr, an denen die Ozeane extreme Oberflächentemperaturen aufweisen, fast verdreifacht. Für die Jahre seit Beginn der Jahrtausendwende konnten die Forschenden eine besonders deutliche Intensivierung der Meereshitzewellen feststellen.

In der Ostsee intensiver, in der Nordsee auch häufiger

Je nach Region gibt es Unterschiede: "In einigen Regionen nehmen die Ozeane mehr von der zusätzlichen Wärme auf, die sich auf dem Planeten angesammelt hat, und erwärmen sich stärker", erklärt Studienautorin Marcos. In anderen Regionen werden sie laut Studie häufiger warm.

Für diesen Effekt liefert die Studie Beispiele: So werden demnach etwa in der Nordsee oder im Südpazifik Hitzewellen in den Ozeanen häufiger und intensiver, während zum Beispiel die Ostsee sich zwar stärker erwärmt, aber nicht häufiger. Im Ostatlantik oder im tropischen östlichen Pazifik hingegen erwärmen sich die Meere durch den Klimawandel zwar häufiger als ohne, aber nicht stärker.

Es sei wichtig, diese regionalen Unterschiede zu verstehen, betonen die Autorinnen und Autoren – denn dies habe Auswirkungen darauf, auf welche Art und Weise sich die maritimen Ökosysteme den neuen Bedingungen anpassen müssen.

Ozeane beeinflussen das Wetter

Die Ozeane spielen für das Klima der Erde eine große Rolle, denn sie nehmen rund 90 Prozent der durch den Anstieg der Treibhausgase entstehenden Wärme auf. Zudem beeinflussen sie wiederum das Wetter, indem sie Wärme und Feuchtigkeit an die Atmosphäre abgeben. (dpa/bearbeitet von ali)