Es ist schon frustrierend: Der Sommer war doch bereits da, nun ist es wieder ungemütlich. Typisch April? Meteorologe Dominik Jung klärt auf - und macht ein wenig Hoffnung.

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Dieses Jahr dachte man: Eisheilige hin oder her, das muss es wirklich gewesen sein mit dem Winter! Und dann das: Kälteeinbruch, Schnee, Sturm und Hagel, all das zurück in Deutschland. Der Spruch "April, April, der macht, was er will" bewahrheitete sich. Mal wieder. Oder hat er zu Unrecht diesen Ruf - und das Wetter spielt in anderen Monaten auch so verrückt?

Nein, der April sei in Deutschland tatsächlich ein Monat der Übergänge und der meteorologischen Unbeständigkeit, erklärt Meteorologe Dominik Jung auf Anfrage unserer Redaktion: "Das liegt vor allem an den sich wandelnden Luftmassen und den sich entwickelnden atmosphärischen Bedingungen während des Übergangs vom Winter zum Frühling."

Was sind die Eisheiligen?

  • Die Eisheiligen (11. bis 15. Mai) markieren traditionell das Ende der Spätfrost-Gefahr. Das sind die Gedenktage zu Ehren einiger Heiliger im Mai, nach denen statistisch betrachtet Minusgrade kaum noch vorkommen. In Norddeutschland gelten Mamertus, Pankratius und Servatius (11. bis 13. Mai) als Eisheilige. Im Süden und Südosten des Landes werden neben Pankratius und Servatius auch Bonifatius (14. Mai) und die "Kalte Sofia" (15. Mai) dazugezählt.

Zu Beginn des Aprils können noch kalte Luftmassen aus dem Norden Einfluss auf das Wettergeschehen haben. Die Folge seien kühle Temperaturen, vereinzelt Schneefälle und frostige Nächte. "Gleichzeitig beginnen aber auch schon wärmere Luftmassen aus südlicheren Regionen nach Mitteleuropa zu strömen. Diese Konstellation führt zu einer instabilen Wetterlage, in der sich warme und kalte Luftmassen abwechseln", sagt Jung.

Im Laufe des Aprils nehme dann typischerweise die Stärke der Sonneneinstrahlung zu, was die Temperaturen allmählich ansteigen lässt. "Die Tage werden länger und die Sonne gewinnt an Kraft, was zu wärmeren Tagen führt. Allerdings können weiterhin Kaltlufteinbrüche für plötzliche Temperaturstürze sorgen, die auch Schneefall oder Graupelschauer mit sich bringen können", führt er aus.

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Das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Luftmassen und Wetterphänomene führe zu einer Vielzahl von meteorologischen Erscheinungen innerhalb eines kurzen Zeitraums, wie wir sie in den vergangenen Tagen und Wochen beobachten konnten: Sonniges Wetter, kurz darauf Regenschauer, dann wieder blauer Himmel - die plötzlichen Wetterumschwünge, die wir zu Recht "Aprilwetter" nennen.

Dieses Jahr extreme Wechsel im April

Dass das Aprilwetter diesmal extrem war, ist mehr als eine gefühlte Wahrheit: "In diesem Jahr macht der April wirklich große Sprünge", bestätigt Jung, "die erste Monatshälfte war rekordwarm. So warm war noch nie eine erste Aprilhälfte in Deutschland. Es gab einige Sommertage und sogar schon den ersten Hitzetag."

Genau zur Monatsmitte kam der Wechsel, nun ist es deutlich kälter. Wieder in die Winterstiefel schlüpfen zu müssen, wo man doch eben noch Flipflops trug, kann ganz schön nerven. "Gerade, weil es so extrem warm war, kommt uns der Absturz natürlich deutlich heftiger vor. Aber all das ist typisch für den April", erklärt Jung.

Auch die aktuelle Kälte sei nicht untypisch: "Während die erste Monatshälfte etliche Wärmerekorde gebrochen hat, konnte die zweite Hälfte keine Kälterekorde verbuchen. Das heißt: Die aktuellen Temperaturen sind schon öfter im April da gewesen, nicht aber eben die Wärme in der ersten Monatshälfte."

Trotz der aktuell niedrigen Temperaturen ist der April im Schnitt immer noch wärmer als der April der vergangen drei Jahre. Die erste Aprilhälfte war zudem hierzulande die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.

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"Es ist Land in Sicht oder besser gesagt: Wärme", kündigt Jung an. Seine Prognose: "Ab Samstag wird es langsam wieder wärmer." Am Rhein sollen die Temperaturen dann auf 20 Grad klettern, in der Woche darauf sogar bis auf 25 Grad: "Also wieder warme Sommertage - das könnte passieren", macht er Hoffnung auf eine erneute Wetterwende und Freizeitaktivitäten im Freien.

Immer freundlich sei es dabei aber nicht: "Es bleibt leicht wechselhaft, Schauer und Gewitter begleiten uns auch in den Mai hinein." Der April bleibt also eine Zeit der meteorologischen Überraschungen. Deshalb rät Jung: "Haben Sie im April am besten immer wetterfeste Kleidung parat, dann können Sie diesen wechselhaften Monat auch genießen."

Über den Gesprächspartner

  • Dominik Jung ist Diplom-Meteorologe und Klimaexperte. Er ist als Geschäftsführer beim Wetterdienst Q.met GmbH in Wiesbaden tätig.
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