Liegt am Grund des Bottnischen Meerbusens ein UFO? Bis heute ist rätselhaft, worum es sich bei einer außergewöhnlichen Formation handelt, die ein Taucherteam im Jahr 2011 entdeckt hat. Die sogenannte "Ostsee-Anomalie" weckt die Neugierde von Abenteurern und Wissenschaftlern gleichermaßen. Eine Expedition zu dem Objekt könnte Klarheit bringen. Doch diese war bislang nicht möglich.
Das schwedische Ocean-X-Team ist eine Gruppe von Abenteurern, die in den Weltmeeren versunkene Schätze aufspüren. Zu den Höhepunkten ihrer Erlebnisse zählt das Team die Bergung von 2.400 Flaschen Champagner und Cognac aus dem Wrack eines im Jahr 1916 versunkenen Segelschiffs.
Im Sommer 2011 fuhren die Schatzjäger unter der Leitung des Tauchers Peter Lindberg aus, um in der Ostsee zwischen Schweden und Finnland ein Schiffswrack aufzuspüren – nicht ahnend, dass sie mit einem viel spektakuläreren Fund zurückkommen würden.
Die Gruppe stieß bei ihrem Tauchgang auf eine ungewöhnliche Formation am Meeresgrund. Dort lag eine große, etwa 3 bis 4 Meter hohe Scheibe mit einem Durchmesser von etwa 60 Metern. 200 Meter davon entfernt fanden sie ein kleineres Objekt in der Form eines Muffins.
Laut der britischen Zeitung "Express" beschrieben die Taucher, dass die Formationen unnatürlich aussehende Details aufwiesen. Auf einer Seite des größeren Objekts sei eine Struktur, die einer Treppe ähnlich sehe. Sie führe zu einem dunklen Loch.
Außerdem konnten sie eine 300 Meter lange Gerade hinter der Scheibe ausmachen, die auf sie wie eine Bahn wirkte, die zu dem Objekt hinführt.
Sämtliche Elektronik fällt aus
Der "Daily Mail" zufolge berichtete Stefan Hogerborn, einer der Ocean-X-Taucher, dass jegliche elektronische Ausrüstung ausgefallen sei, während sie sich über dem Objekt befanden. Als sie sich mehr als 200 Meter von der Stelle entfernten, habe alles wieder funktioniert.
Die Expedition war nicht auf einen längeren Tauchgang ausgelegt, in dem die Abenteurer das Objekt hätten genauer untersuchen können. Doch sie brachten eine relativ undeutliche Sonaraufnahme mit.
Das Team war den Berichten zufolge selbst ziemlich in Aufruhr über den Fund. Die Schatzsucher spekulierten darüber, ob es sich dabei vielleicht um ein U-Boot-Wrack handle oder gar um Ruinen einer versunkenen Siedlung.
Laut "Express" sagte Teammitglied Dennis Asberg, dass sie zunächst in der Öffentlichkeit keinen großen Wirbel um ihren Fund machen wollten. Sie hätten im Stillen die Einschätzung von Wissenschaftlern zur Sonaraufnahme eingeholt und Materialproben untersuchen lassen.
Dass einige Wissenschaftler sagten, dass sie so etwas noch nie gesehen hatten, fachte die Neugierde der Abenteurer weiter an. Um Geldgeber für weitere Expeditionen zu dem Objekt zu finden, wandten sie sich mit ihren bisherigen Erkenntnissen an die Medien.
Ob sie geahnt hatten, welch große Aufregung sie damit auslösen würden?
Die auf der Sonaraufnahme erkennbare Form und die zusätzlichen Detailbeschreibungen der Taucher lassen bei der Scheibe an den "Millenium Falken" denken – das Raumschiff von Han Solo in der Fantasy-Reihe "Star Wars".
Und die seltsame Gerade hinter der Formation: Könnte das eine Schneise sein, die das Objekt in den Boden schabte, als es dort aufkam?
Die Sonaraufnahme lässt kaum Details erkennen, aber anhand der Beschreibungen der Taucher haben Künstler Illustrationen von dem Objekt erstellt, die im Internet kursieren und die Fantasie der Menschen zu weiteren Spekulationen anregen.
Ruinen einer alten Zivilisation?
Haben wir es mit einem Relikt einer längst erloschenen Zivilisation zu tun? Ist die Ostsee-Anomalie der erste konkrete Hinweis auf das sagenumwobene Atlantis? Diese und ähnliche Thesen werden bis heute im Internet diskutiert.
Doch was sagt die Wissenschaft?
Das Ocean-X-Team hat bislang keine Geldgeber gefunden, die eine genauere Untersuchung der Formation ermöglichen würden. Aus der Sonaraufnahme lassen sich Experten zufolge keine zuverlässigen Schlüsse ziehen.
Der einzige brauchbare Ansatzpunkt für die Wissenschaftler sind die Materialproben, die die Taucher mitgebracht haben. Die Oberfläche des Objekts besteht demnach nicht aus Metall, wie es manche Beobachter mutmaßen.
Geologen haben darin vor allem Granit, Gneis und Sandstein ausgemacht. Die Proben enthalten aber auch vulkanischen Basalt. Die Gesteinsproben waren den Berichten zufolge von verbranntem organischem Material bedeckt.
Steve Weiner ist einer der Geologen, der die Proben untersucht hat. Dem Bericht des "Express" nach ist er der Ansicht, dass die Materialkomposition nicht natürlichen Ursprungs ist, sondern menschgemacht. Andere Wissenschaftler halten es dagegen für möglich, dass die Gesteinsmischung durch geologische Prozesse entstehen kann.
Das Alter des Materials datieren die Wissenschaftler auf 15.000 bis 140.000 Jahre. Das Ungewöhnliche daran: In der Region hat es seit 150 Millionen Jahren keine vulkanische Aktivität gegeben.
Wie kommt dann das fremde Material in die Ostsee? Eine Möglichkeit wäre den Wissenschaftlern zufolge, dass die Sedimente während der letzten Eiszeit von Gletschern ins Meer transportiert wurden.
Doch bis die ungewöhnliche Formation genauer untersucht wird, lassen sich weder die Thesen der Fantasy-Fans noch die der Wissenschaftler bestätigen. (ada)
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