Amphibien sind weltweit stark bedroht. Eine globale Bestandsaufnahme zeigt nun, dass die Zahl der Arten weltweit schrumpft. Dafür gibt es drei Hauptgründe.

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Manche sind einfarbig und unauffällig, andere bunt und mit knalligen Farben geschmückt. Es gibt sie in vielfältigen Größen und Gestalten, oft sind sie optisch perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Amphibien - etwa Kröten, Frösche, Molche und Salamander - gelten als älteste Klasse der landlebenden Wirbeltiere. In Deutschland leben mehr als 20 Arten, weltweit sind es über 8.000.

Eine große internationale Studie bewertet nun im Magazin "Nature" mehr als 40 Prozent aller Amphibienarten weltweit als bedroht - Tendenz steigend. Damit seien Amphibien die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere, weit vor Säugetieren und Vögeln. Das über 100-köpfige Forschungsteam um Jennifer Luedtke vom Amphibienteam der Weltnaturschutzunion (IUCN) wertete Daten zur Entwicklung der mehr als 8.000 Arten zwischen den Jahren 2004 und 2022 aus. Schon 2004 hatte eine Vorgängerstudie auf die großen Probleme der oft übersehenen Tierklasse aufmerksam gemacht und Maßnahmen zur Rettung angemahnt.

Beeindruckendes Schauspiel: Verliebte Frösche färben sich plötzlich gelb

Dutzende grellgelbe Frösche sorgten letzten Monat für Aufsehen im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Normalerweise haben die Amphibien eine grün-bräunliche Farbe. Zur Paarungszeit wechseln die Männchen aber die Farbe.

Zahl der gefährdeten Arten steigt und steigt

Doch die Anzahl der gefährdeten Arten steigt weiter. Waren in den 1980er Jahren knapp 38 Prozent der Amphibienarten betroffen, so bewertet die aktuelle Studie knapp 41 Prozent der Spezies weltweit als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Zum Vergleich: Bei Säugetieren sind es rund 27 Prozent, bei Reptilien 21 Prozent und bei Vögeln 13 Prozent.

Seit 2004 sind demnach vier Amphibienarten ausgestorben - drei in Mittelamerika und ein Frosch in Australien. Mehr als 160 Arten gelten als vom Aussterben bedroht oder möglicherweise bereits ausgestorben. Oft ist es schwierig, die genaue Gefährdungslage zu beurteilen: Wenn es in einer Region kaum noch Exemplare einer Art gibt, ist es schwierig sie zu finden. Entsprechend heikel ist eine Aussage darüber, ob eine Art noch existiert oder bereits ausgestorben ist. Dokumentiert sind 37 ausgestorbene Arten seit 1980. Besonders stark betroffen sind die Karibik, Mittelamerika und die tropischen Anden, aber auch Brasilien, Tansania und China.

Die Studie nennt drei Hauptursachen für den Rückgang: Vor allem schrumpfen die Lebensräume der Tiere durch Landwirtschaft, Industrie, Bautätigkeit und Verkehr. Zudem bedrohen verschiedene Infektionskrankheiten Amphibien, insbesondere die Pilzkrankheit Chytridiomykose. Hinzu komme in immer stärkerem Ausmaß der Klimawandel mit Extremwetterereignissen. Allerdings gibt es kleine Hoffnungsschimmer: Bisher verbesserte sich der Studie zufolge der Status von 120 Arten, die seit 1980 auf der Roten Liste standen.

Wichtige Rolle im Ökosystem

Generell spielten Amphibien eine wichtige Rolle im Ökosystem, heißt es - sowohl als Jäger als auch als Beute: Ihre Larven dienen als Nahrung für Insekten, Fische und Wasservögel. Erwachsene Amphibien ernähren sich von Käfern und Spinnen, sie sind selbst wiederum Beute etwa für verschiedene Vögel und Säugetiere. "Amphibien sind unerlässlich für das Lebenserhaltungssystem der Erde", erklärt Ko-Autorin Sara Ashpole von der IUCN. Würden sie in der Nahrungskette wegfallen, hätte das drastische Auswirkungen auf viele Tierarten.

"Amphibien verschwinden schneller, als wir sie erforschen können, aber die Liste der Gründe, sie zu schützen, ist lang", erläutert Ko-Autorin Kelsey Neam von der IUCN. "Sie spielen eine wichtige Rolle in der Medizin, bei der Schädlingsbekämpfung, sie machen uns auf Umweltbedingungen aufmerksam und verschönern unseren Planeten." (dpa/tar)

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