Diese mysteriöse Pilzerkrankung hat es in sich: Chytridiomykose dezimiert Hunderte Amphibienspezies. Daran ist wohl auch der Mensch schuld.
Eine besonders aggressive Pilzerkrankung hat innerhalb von 50 Jahren die Bestände von mehr als 500 Amphibienarten rund um den Globus dezimiert. In 90 Fällen gelten die Spezies bereits als in der Natur ausgestorben, schreiben Forscher in einer umfassenden Untersuchung zur Krankheit Chytridiomykose in der Fachzeitschrift "Science". Zusammengetragen hat die Daten ein Team um Ben Scheele von der Australian National University in Canberra (Australien).
"Die Krankheit wird durch einen Chytridpilz verursacht, der wahrscheinlich aus Asien stammt, wo lokale Amphibien resistent gegen die Krankheit zu sein scheinen", wird Scheele in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Von dem Pilz betroffen ist beispielsweise der Frosch Duellmanohyla soralia, der in Honduras vorkommt.
Mensch für Ausbreitung verantwortlich?
Scheele macht den Menschen für die Ausbreitung des Pilzes verantwortlich: "Die Globalisierung und der Handel mit Wildtieren sind die Hauptursachen dieser globalen Pandemie und ermöglichen die weitere Ausbreitung von Krankheiten."
Aus Roten Listen, Fachliteratur und Gesprächen mit Amphibienexperten aus aller Welt haben die Forscher eine Übersicht über die Auswirkungen der Chytridiomykose erstellt. Verursacht wird die Krankheit durch Batrachochytrium dendrobatidis, einem Pilz, der zu einer Gruppe von sonst harmlosen Boden- und Wasserpilzen gehört. In einem Fall, beim Feuersalamander (Salamandra salamandra), ist der Erreger ein Pilz derselben Gattung (Batrachochytrium salamandrivorans), der erst 2013 entdeckt wurde.
Gefährlichkeit des Pilzes hat mit mehreren Fähigkeiten zu tun
Von der Krankheit betroffen sind vor allem Froschlurche und Schwanzlurche in Mittel- und Südamerika sowie Australien. In den übrigen Erdteilen ist der Pilz zwar vorhanden, löst aber nur bei wenigen Arten die Krankheit aus.
Insgesamt zeigt sich die Chytridiomykose bei 6,5 Prozent der wissenschaftlich beschriebenen Amphibien. Aus ihren Daten haben die Wissenschaftler einige Risiken zusammengetragen: Populationsrückgänge gibt es vor allem bei Arten, die einen großen Körper haben, die in ständig feuchten Gebieten leben und die eng mit Wasserlebensräumen verbunden sind.
Die Gefährlichkeit des Pilzes hat mit mehreren Fähigkeiten zu tun: Er kann viele verschiedene Arten befallen und nutzt die Arten, die nicht durch ihn krank werden, als Überlebensraum. Außerdem kann er durch Wasser übertragen werden. Der Pilz greift die Haut der Tiere an, was problematisch für Lebewesen ist, bei denen die Hautatmung eine sehr wichtige Rolle spielt. Einige Arten scheinen aber Resistenzen gegen die Krankheit zu entwickeln.
In einem Kommentar, ebenfalls in "Science", plädieren Dan Greenberg und Wendy Palen von der Simon Fraser University in Burnaby (Kanada) dafür, dass die Erkenntnisse aus der Studie Folgen haben sollten: "Es ist äußerst wichtig, diese Daten für ein proaktives Management einzusetzen, das mehrere Bedrohungen berücksichtigt." Der Verlust von Lebensräumen und der Klimawandel gehörten nach wie vor zu den Hauptbedrohungen für Tausende von Arten. Sie empfehlen, Lebensräume zu schützen, das Sammeln wilder Tiere zu beschränken und den Handel mit Tieren einzudämmen. (dpa/szu)
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