Ski- und Snowboardhasen zieht es zwar in die Alpen, einige Wintersportgebiete wie die Planneralm in der Steiermark mussten den Saisonstart jedoch verschieben. Es fehlt einfach der Schnee. Was tun?

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In Österreich kommen etwa 30 Prozent der Pisten ohne künstlich hergestellten Schnee aus, in Italien nur zehn Prozent. In der Schweiz bedeckt natürlicher Schnee immerhin noch über die Hälfte aller Hänge. Und dort, wo Mutter Natur nicht mehr nachkommt, sorgen künstliche Beschneiungsanlagen dafür, dass auf Ski- und Snowboardspaß nicht verzichtet werden muss.

Um 1970 hielten die ersten Anlagen zur künstlichen Produktion von Schnee Einzug in die Alpen. Mittlerweile stellen sie eine Armada von 38.000 Stück. Wichtigste Zutat ist dabei – wie in der Natur auch – das Wasser: Ein halber Kubikmeter ergibt einen Kubikmeter künstlich hergestellten Schnee. "Die wirtschaftlichste Technik zur Schneegewinnung ist die Düsentechnik mit Lanzen und Propellermaschinen. Allerdings kann dabei nur Schnee produziert werden, wenn die Umgebungstemperatur unter null Grad fällt", erklärt Hansueli Rhyner. Er ist Leiter der Forschungsgruppe Industrieprojekte und Schneesport am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos.

Von Propellern und Lanzen

Am häufigsten begegnen Wintersportler auf der Piste der mobilen Propellerkanone – auch simpel "Schneekanone" genannt. Sie arbeitet mit Niedrigdruck: Dabei wird das Wasser durch Düsen gepresst und zerstäubt. Ein Propeller beschleunigt die so entstandenen Wassertropfen, die an der kalten Luft zu Kristallen gefrieren. Nukleatordrüsen beschleunigen den Gefrierprozess zusätzlich, indem sie dafür sorgen, dass sich sogenannte Eiskeime bilden können. Diese bilden wiederum die Basis für die Entstehung von Schneekristallen.

Schnei- oder Schneelanzen stehen im Gegensatz zur Propellerkanone immer fest an ihrem Platz. Sie arbeiten mit Hochdruck. Wasser wird hier ebenfalls mit Druckluft in Mischkammern zerstäubt, aber über die Lanzen ausgespuckt. Für eine Fläche von einem Quadratmeter, der mit 30 Zentimetern Schneehöhe bedeckt ist, braucht es grob gerechnet etwa die gleiche Energie wie für einen Waschgang in der Waschmaschine.

Nur so viel Kunstschnee wie nötig

Das Davoser Institut für Schnee- und Lawinenforschung hat gemeinsam mit der Industrie die Schneilanze "Nessy Zero E" entwickelt. Sie bezieht die Energie, die für die Herstellung des Schnees benötigt wird, vollständig aus dem Wasserdruck. Auch an der Leistung der Messgeräte wird gefeilt. "Auf diese Weise kann der aktuelle Schneebedarf genau ermittelt werden, und es wird nur so viel produziert, wie auch benötigt wird", sagt Rhyner.

In Zukunft wird es in der Schneeforschung um beides gehen: die Anlagen energieeffizienter und die Beschneiung ressourcenfreundlicher zu machen. Jedes Skigebiet muss selbst entscheiden, inwieweit es seine Hänge mit künstlichem Schnee versorgen möchte - und kann: Die jährlichen Unterhaltskosten belaufen sich auf rund 35.000 Euro pro beschneitem Kilometer. "Es gibt neue Techniken wie die Vakuum-Technik, die auch bei Plusgraden Schnee produzieren", erläutert Rhyner. "Diese sind aber um Einiges teurer. Sie werden deshalb bisher nur punktuell eingesetzt."

St. Moritz und Zermatt sind fein raus

Viele Orte in den Alpen sind auf den Wintertourismus angewiesen. Ein Ausbleiben der Schneesüchtigen käme sie ungleich teurer zu stehen als der Betrieb der Beschneiungsanlagen. "Niedriger gelegene Skigebiete wie Kitzbühel werden künftig wohl mehr Investitionen in Bezug auf technische Beschneiung tätigen müssen, während sich St. Moritz oder Zermatt wahrscheinlich weiterhin über genügend Schnee freuen können", prognostiziert Schneekundler Rhyner.

Fürchten brauchen sich Wintersportler jedenfalls nicht: "Ganz wird der Schnee nie ausbleiben. In gewissen Höhen wird es immer Schnee geben", beruhigt Rhyner. Ein Ende ist also nicht in Sicht - der Spaß verlagert sich lediglich nach oben.

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