Forscher haben die Ernährung eines riesigen Urwals analysiert und liefern den ersten Nachweis dafür, dass diese riesigen Wale in früheren Ozeanen andere Wale jagten.
Die Seeungeheuer mit dem schlangenartigen Körper maßen bis zu 18 Meter: Anhand von Fossilien haben Forscher die Ernährung eines riesigen Urwals analysiert.
Der Fund aus Ägypten deute darauf hin, dass der Gigant mit dem Fachnamen Basilosaurus isis vor etwa 35 Millionen Jahren an der Spitze der Nahrungspyramide stand und unter anderem kleinere Wale verspeiste.
Das berichtet ein Team um die Paläontologin Manja Voss vom Naturkundemuseum Berlin im Fachjournal "PLOS ONE". Es handle sich um die erste Untersuchung von Mageninhalt eines Wals dieser Gruppe und den ersten direkten Nachweis, dass Wale in früheren Ozeanen andere Wale jagten.
Ein kräftiger Biss in den Kopf
Von dem Wal erhalten sind unter anderem Schädel, Zähne, Wirbel und Rippen. In der Körperhöhle des Skeletts fanden die Forscher verschiedene Überreste, darunter von Jungtieren kleinerer Wale, die der Urwal bevorzugt gefressen habe.
Als Mageninhalt identifizierbar waren die Knochen unter anderem wegen Beißspuren. Der Wal-Riese tötete seine Beute demnach etwa mit kräftigen Bissen in den Kopf.
Seine Körpergröße, seine lange und kräftige Schnauze sowie zugespitzte Schneidezähne und scharfe Backenzähne kennzeichnen das Tier in den Augen der Forscher als "fleischfressenden Spitzenräuber" und nicht als Aasfresser, wie das Berliner Museum mitteilte.
Kiefer mit enormer Kraft
Das etwa 16 Meter lange Skelett war 2010 im ägyptischen Wadi Al-Hitan geborgen worden, einem Wüstengebiet südwestlich von Kairo. Die Stätte, die auch Tal der Wale genannt wird und auf der Unesco-Welterbeliste steht, gilt als weltweit einzigartig, weil dort zahlreiche Skelette ausgestorbener Wale liegen.
In der Studie vermuten Voss und Kollegen, dass die Gegend Aufzuchtgebiet und Kinderstube für die Beute-Wale von Basilosaurus isis war - und damit dessen ideales Jagdrevier.
Auch heutige Schwertwale fressen andere Wale. Bei der Größe können Orcas aber nicht mit dem Urwal mithalten: Sie messen normalerweise unter zehn Meter.
Der Fundort in Ägypten, der einmal Teil eines Flachmeeres war, ermöglichte Forschern schon viele Rückschlüsse auf die Evolution der Wale von an Land lebenden Tieren zu Meeresbewohnern. Anhand entsprechender Funde wird angenommen, dass sich Wale einst auf Beinen fortbewegten.
Eine frühere Studie zeigte zudem, dass Basilosaurus isis besonders stark zubeißen konnte. Die Kraft seiner Kiefer hätte demnach gereicht, um einen Kleintransporter anzuheben - und damit natürlich auch, um Knochen von Beutetieren zu zertrümmern. Manche nennen ihn deshalb auch Knochenbrecher-Wal. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.