Die Zeckensaison hat früher circa acht Monate gedauert, mittlerweile sind die Tiere ganzjährig unterwegs. Grund dafür sind die anhaltend milden Winter. Selbst die eingewanderte Hyalomma-Zecke kann nun hierzulande überwintern. Sie ist potenzieller Überträger von einem gefährlichen Virus.
Der anhaltend milde Winter begünstigt Zecken. Die Zeckensaison dauerte früher etwa von März bis Ende Oktober, mittlerweile sind die Spinnentiere ganzjährig aktiv, wie der Jenaer Zeckenforscher Jochen Süss der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt. "Bei Bodentemperaturen ab 7 Grad marschieren sie los."
Zecken sind Überträger von Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin wurden 2018 gut 580 FSME-Erkrankungen gemeldet. Bei Borreliose wird jährlich von Zehntausenden Patienten in Deutschland ausgegangen.
Hinzu komme, dass eingewanderte Arten wie Hyalomma-Zecken durch fehlenden Frost hierzulande überwintern könnten, so Süss weiter. Solche in Nordafrika, Südeuropa und Regionen Asiens heimischen Zecken seien schon in der Vergangenheit durch Vögel eingeschleppt worden, hätten dann aber den Winter nicht überlebt.
Das habe sich durch die milde Witterung infolge des Klimawandels geändert. "Jetzt schafft sie es, auch in Deutschland ihren natürlichen Zyklus vom Ei über die Larve und Nymphe hin zum erwachsenen Tier zu durchlaufen."
Zecken im Winter: Krim-Kongo-Fieber kann zum Tod führen
Die Hyalomma-Zecke sei mit einer Länge von bis zu zwei Zentimetern nicht nur deutlich größer als der Gemeine Holzbock, sie bewege sich auch mit relativ hohem Tempo auf ihren Wirt zu, erläutert Süss. Außerdem hat sie auffällig gestreifte Beine.
Sie ist potenzieller Überträger des gefährlichen Krim-Kongo-Fieber-Virus. Eine Infektion mit diesem Virus ruft eine Erkrankung hervor, die häufig mit schweren Blutungen einhergeht und tödlich enden kann. In Deutschland wurden bisher nur vereinzelte eingeschleppte Fälle nach Reisen bekannt.
Hyalomma-Zecken können außerdem das Zecken-Fleckfieber übertragen. Das Bakterium Rickettsia aeschlimannii verursacht dabei einen fieberhaften Infekt mit Kopf- und Muskelschmerzen, extremen Gelenkschmerzen und einem Gefühl, als würde man verbrennen.
Typisch für die Erkrankung ist der Hautausschlag, der dem Fleckfieber den Namen gibt. Nach Angaben des RKI ist es eine in Deutschland höchst selten auftretende Krankheit.
So schützen Sie sich vor Zecken
Zecken lauern auf Wiesen und in Wäldern. Wer viel draußen ist, sollte vor allem lange Hosen und Oberteile sowie geschlossene Schuhe tragen. Sprays und Co. können ebenfalls helfen, müssen aber regelmäßig erneuert werden. Ihre Wirkung verfliegt nach ein bis zwei Stunden.
Nach einer Wandertour oder anderen Aufenthalten im Freien ist ein Zecken-Check Pflicht. Vor allem Hautfalten, Achselhöhlen, Kniekehlen, der Bauchnabel und behaarte Körperstellen verdienen Aufmerksamkeit: Hier saugen sich Zecken besonders häufig fest.
Für FSME-Risikogebiete, dazu zählen unter anderem Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile von Hessen, Thüringen und Sachsen, wird eine Schutzimpfung empfohlen. Gegen die von Bakterien übertragene Borreliose gibt es keinen zugelassenen Impfstoff.
Das müssen Sie bei einem Zeckenbiss beachten
Wurden Sie trotz der Vorsichtsmaßnahmen von einer Zecke gebissen, sind Zeckenkarten oder -zangen aus der Apotheke das beste Hilfsmittel. Packen Sie damit das Tier möglichst nah am menschlichen Körper an und ziehen es dann langsam sowie senkrecht heraus. Wichtig: Die Zecke nicht quetschen und nicht drehen.
Danach sollte man die Haut im Auge behalten. Bildet sich rund um den Biss ein roter Kreis, die sogenannte Wanderröte, geht man am besten zum Arzt. Gleiches gilt, wenn grippeähnliche Symptome, wie Muskel- und Gelenkschmerzen oder Fieber, hinzukommen. Das kann ein Hinweis auf Borreliose oder FSME sein.
Anlass zur Panik sollte ein Stich nicht geben: Das Risiko einer Borrelien-Infektion ist gering und ein Großteil der Erkrankungen ist problemlos zu behandeln. (ff/dpa)
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