Mit den zunehmend trockenen Sommern könnte Wasserknappheit zum Problem werden. Noch ist in Deutschland genügend Wasser vorhanden. Aber einzelne Regionen schlagen bereits Alarm. Müssen wir mehr Wasser sparen?
Wasser ist die Grundlage unseres Lebens. In Deutschland nimmt man es als selbstverständlich hin, jederzeit über genügend Wasser zu verfügen, eine Knappheit verbindet man eher mit südlicheren Regionen. Doch der Klimawandel und die immer heißeren Sommer bringen auch hierzulande Dürre mit sich. Und damit eine mögliche Wasserknappheit.
Gerade die letzten beiden Jahre waren extrem trocken. Und auch 2020 hat es in Deutschland viel zu wenig geregnet, wie das Umweltbundesamt meldet. Der April war der sonnigste sowie der dritttrockenste seit Messbeginn im Jahr 1881. In dem Monat wurden 17 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen – kaum ein Drittel des Solls von 58 Litern pro Quadratmeter.
Gibt es Wasserknappheit in Deutschland?
"Langanhaltende Trockenheit kann nachteilige Auswirkungen auf die Grundwasserstände haben", sagt Corinna Baumgarten, Wasserexpertin beim Umweltbundesamt. "So sind zum Beispiel 2018 und 2019 in einigen Regionen die Grundwasserstände deutlich zurückgegangen. Die niederschlagsreichen Wintermonate konnten nicht in allen Regionen die Defizite ausgleichen."
Könnte uns das Wasser also ausgehen? Wasserknappheit sei noch kein Problem, sagt Baumgarten. "Insgesamt betrachtet befinden sich in Deutschland die Wassernutzungen und das jährlich verfügbare Wasser in einem ausgeglichenen Verhältnis."
Erst wenn die entnommene Menge 20 Prozent des zur Verfügung stehenden Wassers übersteigt, spricht man von "Wasserstress". In Deutschland liegt der Anteil bei 12,8 Prozent.
Wasserknappheit vor allem ein regionales Problem
Und doch rufen einzelne Gemeinden in Hitzeperioden zum Wassersparen auf. In Simmern-Rheinböllen in Rheinland-Pfalz war es Anfang August so weit, wie "rheinpfalz.de" berichtet. Um die Grundversorgung mit Trinkwasser sicherzustellen, untersagte die Gemeinde, Planschbecken und Schwimmbäder zu befüllen, Rasen und Gartenflächen zu bewässern oder Fahrzeuge zu waschen.
Wasserknappheit entsteht durch teils drastische Unterschiede in der regionalen Niederschlagsmenge, wie Baumgarten erklärt: "Die Niederschläge in Deutschland sind ungleich verteilt. So regnet es im langjährigen Durchschnitt in den östlichen Bundesländern, in Teilen Niedersachsen und in Teilen des Rhein-Main-Gebietes deutlich weniger als in anderen Regionen."
Ist unser Trinkwasser dadurch gefährdet? Die Expertin beruhigt: "Es gab bisher keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung aus Grundwasser." Doch die Expertin mahnt an: "In Abhängigkeit der weiteren Entwicklung, zum Beispiel der Grundwasserstände, können Maßnahmen erforderlich werden."
Trinkwasserverbrauch in Deutschland fällt
Tatsächlich hat der Trinkwasserverbrauch in den letzten Jahrzehnten sogar abgenommen. Mit 123 Litern täglich pro Bürger (Stand 2016 laut Umweltbundesamt) beträgt er 21 Liter weniger als 1991. Grund dafür dürften sparsamere Haushaltsgeräte sein, vor allem aber ein bewussterer Umgang mit der Ressource. So zeigte eine Forsa-Umfrage, dass 23 Prozent der Befragten den sparsamen Umgang mit Wasser als entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensweise ansehen.
Allerdings tragen Privathaushalte nur sehr wenig zur Wasserknappheit bei. Denn zu den 123 Litern kommen nach Angaben des Umweltbundesamts pro Kopf mehr als 3.900 Liter hinzu. Schließlich verbraucht jedes Produkt, das wir konsumieren, bei der Herstellung enorme Mengen an Wasser. Ob aus Landwirtschaft oder Industrie.
Deshalb hat die Bundesregierung 2018 den nationalen Wasserdialog ins Leben gerufen. "Wir müssen unseren Umgang mit Wasser in Zeiten des Klimawandels und neuer Schadstoffe überdenken", heißt es dort.
Verbrauch verringern – jeder kann Wasser sparen
Und dazu kann jeder Einzelne beitragen, wie Baumgarten betont. "Es gibt viele Möglichkeiten, die eigene Wassernutzung zu verändern. Das Einfachste ist, die Waschmaschine und den Geschirrspüler nur anzuschalten, wenn sie wirklich voll sind. Im Garten ist der Einsatz einer Regenwassertonne oder Zisterne für die Bewässerung sinnvoll."
Die deutschen Wasserversorgungsunternehmen raten jedoch teilweise ab, den Verbrauch im Haushalt weiter zu verringern. Der Grund: Durch die geringe Auslastung steht das Trinkwasser zu lange im Leitungsnetz und kann faulen. Allerdings wirken die Versorger dem mit Spülungen der Rohre entgegen.
Und Wasser lässt sich auf vielerlei Arten sparen. Baumgarten weist auf den hohen Wasserverbrauch von Konsumgütern hin: "Daher gilt für Lebensmittel: besser regional und saisonal kaufen."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Corinna Baumgarten
- Umweltbundesamt: "Trockenheit in Deutschland – Fragen und Antworten"
- Umweltbundesamt: "Öffentliche Wasserversorgung"
- Umweltbundesamt (2014): "Wassersparen in Privathaushalten: sinnvoll, ausgereizt, übertrieben? Fakten, Hintergründe, Empfehlungen"
- Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: "Wasserfußabdruck: Wie viel Wasser steckt in landwirtschaftlichen Produkten?"
- Pressemitteilung Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Svenja Schulze startet Nationalen Wasserdialog (16.10.2018)
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