Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf unser Leben? Dieser Frage ging eine groß angelegte Umfrage unter mehr als 600.000 Personen aus 21 Ländern nach. Hierzulande ist ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger zwar im Allgemeinen zufrieden – allerdings bereitet einigen ihre finanzielle Lage größere Sorgen als vor der Pandemie.

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Die Corona-Pandemie hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Statt netter Gesprächen bei der Arbeit hieß es für viele Homeoffice oder Kurzarbeit – was auch finanzielle Sorgen mit sich brachte. Mit Freunden und Familie gab es Telefonate oder Videoanrufe, anstatt sich in geselliger Runde zu treffen.

Hinzu kam die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren. Die Auswirkungen der Pandemie waren in allen Lebensbereichen zu spüren. So ging es nicht nur den Deutschen, sondern Menschen weltweit.

Mittlerweile ist bei den meisten Menschen zwar wieder eine gewisse Normalität eingekehrt, doch die Corona-Krise hat Folgen. Das verdeutlicht auch die Pandemic Recovery Survey (PRS), eine von der Ludwig-Maximilians-Universität München weltweit durchgeführte Umfrage.

Beteiligt waren auch Forscherinnen und Forscher der University of Maryland (UMD), dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) und Meta. Die Studie beschäftigt sich mit der Lebenssituation der Menschen nach der Corona-Pandemie. Dafür wurden 621.000 Menschen aus 21 Ländern befragt, wie sie ihre Gesundheit und medizinische Versorgung, Ernährungssicherung, Bildung und Finanzlage einschätzen. In Deutschland beteiligten sich 9.354 Menschen ab 18 Jahren.

Weitere Informationen zur Studie

  • In diesen Ländern leben die Menschen, die befragt wurden: Ägypten, Argentinien, Brasilien, Chile, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kolumbien, Mexiko, Nigeria, Peru, Philippinen, Polen, Südafrika, Spanien, Türkei, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten und Vietnam.
  • Befragt wurde eine Zufallsstichprobe von Personen, die sich über Facebook beteiligen wollten. Die Fragebögen wurden in 15 Sprachen übersetzt und an die User verschickt.

Deutsche bei Zufriedenheit im Länderdurchschnitt

Der Großteil der Deutschen (63,8 Prozent) ist mit dem Leben im Allgemeinen zufrieden oder sehr zufrieden. Unterschiede gibt es je nach Alter der Befragten. Menschen über 30 Jahren sind im Schnitt zufriedener als Befragte zwischen 18 und 29 Jahren; von ihnen gab nur etwas mehr als die Hälfte (54,9 Prozent) an, zufrieden zu sein.

Anders verhält es sich beim Thema Gesundheit. Insgesamt bewerteten 63,6 Prozent der Teilnehmenden in Deutschland diese als gut oder sehr gut. Vor allem jüngere Menschen zeigten sich hier zufrieden, während bei den Teilnehmenden über 50 Jahren fast die Hälfte (46,6 Prozent) ihre Gesundheit als mittelmäßig oder schlecht einschätzte.

Im Ländervergleich liegt Deutschland bei der Lebenszufriedenheit damit im Mittelfeld. Am besten bewerteten Ägypter diese Kategorie: 79,6 Prozent sind zufrieden, gefolgt von Nigerianern (73,9 Prozent) und Kolumbianern (71,6 Prozent). Am unzufriedensten nach der Pandemie sind die Menschen in Vietnam: Gerade einmal 39,6 Prozent bewerteten ihr Leben positiv. Auch in der Türkei (45,7 Prozent), Indonesien (46,1 Prozent) und Polen (48,6 Prozent) findet nicht einmal die Hälfte der Befragten ihr Leben zufriedenstellend.

Was man tun kann, um von den vielen Krisen nicht überfordert zu werden

Eine Krise jagt die nächste, wir kommen einfach nicht zur Ruhe. Viele Menschen sind auch von der damit einhergehenden Nachrichtenflut überfordert. Doch wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Was man selbst tun kann, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck in der aktuellen Ausgabe der Wissenschaftskolumne "Die Psychologie hinter den Schlagzeilen".

Jeder zehnte Deutsche hat nicht immer genug zu essen

Sorgen bereitet einigen Menschen hierzulande ihre finanzielle Situation. Bei rund jedem Fünften (21,6 Prozent) ist das Haushaltseinkommen niedriger als vor der Pandemie. Das hat Folgen: 23,2 Prozent sind laut der Umfrage nicht in der Lage, einige oder alle medizinischen Behandlungen zu bezahlen und damit auch zu erhalten, die sie benötigten. Etwa jeder Zehnte (11 Prozent) sagte sogar, nicht immer genug zu essen zu haben - vor allem, weil das Geld dafür fehle.

Projektleiterin Wiebke Weber sagt zu den Ergebnissen der Befragung: "Wir stehen noch ganz am Anfang, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft zu verstehen." Dennoch könnten Forschende und Entscheidungsträger "nun auf Grundlage unserer Studie gezielte Maßnahmen und Projekte entwickeln".

Auch andere Umfragen der jüngeren Zeit zeigen, dass sich immer mehr Deutsche Sorgen um ihre finanzielle Lage machen. In einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Teambank gaben vier von zehn Menschen an, monatlich weniger Geld als noch im Vorjahr zu Verfügung zu haben. Eine andere YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank verdeutlichte ebenfalls, dass sich Deutsche immer weniger leisten können. Von gut 1.000 befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sagten 21 Prozent, ihr Gehalt reiche "eher nicht" aus, um laufende Lebenshaltungskosten zu decken - bei 8,5 Prozent reiche es sogar "überhaupt nicht" aus.

Verwendete Quellen:

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