In Deutschland sind in den vergangenen drei Jahren vermehrt Malaria-Erkrankungen gemeldet worden. Die Zahl hat sich bei etwa 1.000 Fällen eingependelt. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor ein paar Jahren. Trotzdem ist das kein Grund zur Beunruhigung.
Die Zahl der Malaria-Erkrankungen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Während im Jahr 2011 noch 551 Fälle gezählt wurden, waren es im vergangenen Jahr insgesamt 960 gemeldete Erkrankungen beim Robert Koch-Institut; in 2014 und 2015 waren es sogar jeweils mehr als 1.000.
Woran das liegt, erklärt Prof. Dr. Gerd Burchard, Humanmediziner am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg: "Vor allem Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia und anderen afrikanischen Ländern haben die Malaria importiert. Diese Entwicklung ist in etwa seit 2014 zu beobachten. Es bringen also nicht nur Urlauber die Erreger mit, sondern auch Flüchtlinge."
Keiner der jüngst registrierten Erkrankten hat sich die Malaria hier in Deutschland geholt. "Bei uns gibt es vor allem dank Mückenbekämpfung keine Malaria mehr", so Burchard.
Erreger in Deutschland ausgerottet
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war die Malaria auch in Deutschland heimisch. Zwar siedeln sich mittlerweile auch bei uns immer mehr tropische Mücken an, die die Krankheit theoretisch übertragen könnten, allerdings wurde der Malaria-Erreger hierzulande schon vor einigen Jahrzehnten ausgerottet.
Die Sorge, dass sich die Malaria in Deutschland wieder ausbreiten könnte, hat der Experte daher nicht: "Dass sich Mücken, die diese Krankheit übertragen können, hier bei Malaria-Patienten den Erreger einfangen, würde nur in sehr heißen Sommern funktionieren. Und auch dann muss erst mal eine gewisse Anzahl von Fällen vorhanden sein, damit sich die Krankheit ausbreiten kann – das ist in Deutschland aber nicht gegeben."
In ganz seltenen Fällen verirrt sich eine Mücke mit dem Erreger mal in ein Flugzeug oder ein Gepäckstück und könnte so hier in Deutschland landen.
"Dieses Phänomen ist als Flughafen-Malaria bekannt. Weltweit gibt es aber nur sehr wenige Fälle, in denen sich ein Mensch so mit Malaria infiziert hat", erklärt Burchard. Eine Erkrankung von Mensch zu Mensch ist nur über das Blut möglich und gilt damit ebenfalls als sehr unwahrscheinlich.
Malaria wird meist schnell erkannt
Weil Malaria zu den häufigsten Tropenerkrankungen gehört, sind Ärzte in deutschen Krankenhäusern darauf gut vorbereitet.
"Wenn die Herkunft des Patienten oder auch Auslandsaufenthalte überprüft werden, kommt es meist schnell zur richtigen Diagnose. Noch vor 15 bis 20 Jahren wurde so etwas gelegentlich nicht berücksichtigt, sodass Menschen dann erst spät die richtige Behandlung erhalten haben. Das ist aber deutlich zurückgegangen", so der Experte.
Behandelt wird die Malaria je nach Form der Erkrankung mit Parasitenmitteln, die auch bei der Prophylaxe eingesetzt werden oder mit einem Medikament, das extra aus China importiert werden muss.
Im Urlaub ist Vorsicht geboten
Dass man sich in Deutschland keine Sorgen wegen einer möglichen Ansteckung machen muss, bedeutet aber nicht, dass man die Malaria-Gefahr im Urlaub auf die leichte Schulter nehmen sollte.
"Von der Gefährlichkeit und Häufigkeit her ist die Malaria die wichtigste importierte Krankheit. Es sterben immer noch viele Menschen an dieser Erkrankung. Jeder sollte die Malaria-Gefahr deshalb ernst nehmen, sich schützen und das Risiko nicht unterschätzen", mahnt Burchard.
Der richtige Schutz ist laut dem Humanmediziner das A und O: "Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, sich zu schützen. Zum einen die klassische Variante mit Mückenspray, zum anderen Chemoprophylaxe – also die Einnahme von Medikamenten. Und auch hier gibt es noch mal zwei Möglichkeiten. Einerseits die regelmäßige Einnahme der Medikamente, andererseits eine Selbstbehandlung bei Symptomen wie Fieber."
Nicht jeder Urlauber muss jedoch Angst vor einer Malaria-Ansteckung haben. Informationen zu Hochrisikogebieten bekommen Reisende bei deutschen Tropeninstituten.
"In Afrika sind die gefährlichen Gebiete größtenteils südlich der Sahara. In Südamerika betrifft es unter anderem Länder wie Venezuela, Guyana und Surinam. In Südost-Asien ist die Gefahr unter anderem in Indonesien ab Lombok und bis hin nach Papua-Neuginea größer. Ein normaler Bali-Reisender muss aber zum Beispiel keine Malaria-Prophylaxe machen, weil das Risiko hier sehr gering ist", erklärt Burchard.
Weniger Todesfälle durch Malaria
Weltweit ist die Zahl der Malaria-Todesfälle deutlich zurückgegangen. Rund 430.000 Todesfälle waren es im vergangenen Jahr – vor zehn Jahren waren es noch etwa doppelt so viele.
Zum heutigen Welt-Malaria-Tag (25. April) zieht der Experte Bilanz: "Eine schnelle Diagnostik vor Ort, sofortige Therapie und die Mückenbekämpfung durch Bettnetze sowie Anti-Moskito-Sprays haben im Kampf gegen die Malaria sehr geholfen. Leider ist aber die Impfung bisher nicht so erfolgreich wie erhofft."
Dass die Malaria in den nächsten Jahren verschwinden könnte, glaubt Burchard allerdings nicht: "Auf lange Sicht wird die Malaria eine der häufigsten Tropenkrankheiten bleiben. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Von einer Ausrottung sind wir ganz weit entfernt. In Deutschland muss jedoch in keinem Gebiet eine neuerliche Ausbreitung befürchtet werden."
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