Der Welt-Linkshänder-Tag findet alljährlich am 13. August statt. Während Linkshänder im Alltag oft vor Probleme gestellt werden, haben sie in anderen Bereichen durchaus Vorteile. Im Spitzensport zum Beispiel.

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Viele Linkshänder im Spitzensport

Was haben diese Olympioniken gemeinsam: der Tischtennisprofi Timo Boll, der Tennisspieler Rafael Nadal und die Handballer Steffen Weinhold und Patrick Groetzki? Richtig, sie alle sind Linkshänder. Und die sind in manchen Sportarten überdurchschnittlich oft vertreten.

"In der Bevölkerung gibt es etwa zehn Prozent Linkshänder, im Tischtennis oder beim Fechten sind es in der Weltspitze aber rund 30 Prozent," so Prof. Norbert Hagemann vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Kassel im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa). Linkshänder haben einen taktischen Vorteil: für ihre Gegner sind ihre Handbewegungen und Würfe schwerer einschätzbar.

Viele US-Präsidenten waren und sind Linkshänder

Seit 1974 waren fünf von sieben US-Präsidenten Linkshänder: Gerald Ford, Ronald Reagan, George Bush senior, Bill Clinton und Barack Obama. Wie sieht es bei Hillary Clinton und Donald Trump aus? Beide sind Rechtshänder.

Linkshändigkeit: angeboren oder nicht?

Die Diskussion, ob die Händigkeit eines Menschen angeboren ist oder nicht, reicht weit zurück. Während Platon annahm, sie sei eine Erziehungsfrage, glaubte Aristoteles, dass sie angeboren sei. Die moderne Wissenschaft hält es heute mit Aristoteles.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben: Kinder, die schon im Mutterleib am rechten Daumen nuckeln werden zum Großteil Rechtshänder. Kinder, die am linken Daumen nuckeln, werden in zwei Dritteln der Fälle Linkshänder. Ein "Linkshänder-Gen" konnte allerdings bislang nicht entdeckt werden. Und eine Tatsache macht stutzig: Ein Viertel aller eineiigen Zwillinge weist eine unterschiedliche Händigkeit auf.

Sind Linkshänder kreativer?

Die Bewegungen der rechten Hand werden von der linken Großhirnhälfte gesteuert. Bei Linkshändern wird die Handbewegung über die dominante rechte Hemisphäre gesteuert. Die rechte Gehirnhälfte beheimatet die Kreativität, das Bilddenken und die Emotionalität. Sind Linkshänder also kreativer? Manche Untersuchungen deuten auf einen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit und Kreativität hin, ganz erforscht ist das aber noch nicht.

"Die Aussage, dass Linkshänder kreativer sind als Rechtshänder halte ich für eine unhaltbare Hypothese. Das beginnt schon mit der Frage, wie man Kreativität überhaupt definiert. Was man aber sagen kann: Linkshänder lösen Dinge oft anders, sie gehen Probleme anders an. Sie denken und verarbeiten etwas anders.", so Dr. Johanna Barbara Sattler von der ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München.

Sind Linkshänder am Arbeitsplatz benachteiligt?

Ja, meint Dr. Sattler. In vielen Berufen seien Linkshänder noch immer benachteiligt, denn die meisten Maschinen und Werkzeuge seien auf Rechtshänder ausgelegt. "Manchmal tragen Linkshänder auch eine Teilschuld. Sie versuchen, die Gegebenheiten irgendwie zu kompensieren und wiegeln ab", so Dr. Sattler.

Ihre Forderung: "Ein Betrieb, der Maschinen für Linkshänder anschafft, sollte finanziell von der EU unterstützt werden. Denn es ist schade, wenn ein Linkshänder nur deshalb nicht genommen wird, weil es die entsprechenden Maschinen nicht gibt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels im Handwerk kann sich das eine Gesellschaft eigentlich nicht leisten."

Haben Linkshänder ein schlechtes Image?

Einige Redewendungen könnten zu dieser Vermutung Anlass geben. So lässt man jemanden "links liegen", ist "mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden", ist "ein linker Vogel", "linkisch" oder hat "zwei linke Hände". Das englische Wort "right" wird dagegen sowohl mit "rechts", als auch mit "richtig" übersetzt. Und in der Bibel sitzt Jesus "zur Rechten Gottes".

Im Mittelalter galt Linkshändigkeit neben roten Haaren als ein Charakteristikum für Hexen. Und vor noch gar nicht langer Zeit wurden Linkshänder dazu aufgefordert, doch bitte "die richtige Hand" zu verwenden. Heutzutage komme die direkte Umschulung hierzulande nur noch selten vor, so Dr. Sattler. Häufiger sei es, dass sich ein Kind selbst umschult, da es seine Umwelt imitiere.

In manchen Kulturen gilt die linke Hand als die unreine Hand. Hier, so die Expertin, werden Kinder zum Teil noch immer umgeschult. "Eine Umschulung der Händigkeit führt zu falschen Belastungen im Gehirn. Auch dieses wird sozusagen "umgeschult" und die Korrespondenz zwischen den zwei Gehirnhälften wird gestört. Das kann massive Folgen, bis hin zu psychischen Problemen, haben."

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