Zeit für etwas Schönes, für das Gute. Als weltweit erstes Medium veröffentlichen wir die Reihe "Picture A Better World" der Non-Profit-Organisation Envision Kindness. Und lenken den Blick auf das, was wirklich zählt.

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Die Feiertage rücken näher. Es ist eine Zeit, in der wir andere beschenken, unsere Herzen mit Wärme füllen und die Welt ein kleines Stück heller machen. Wir spüren das Bedürfnis, anderen etwas Gutes zu tun - ein Bedürfnis, das tief in uns Menschen verankert ist. Da ist aber noch mehr: Gutes zu tun hat auch eine enorme Wirkung auf uns selbst.

In den Texten der Reihe "Picture A Better World" geht es um die erstaunlichen Auswirkungen der Freiwilligenarbeit auf die Gesundheit und warum Menschen, die sich für andere einsetzen, länger und gesünder leben. Den Einstieg ins Thema erleichtern wir Ihnen erneut mit Bildern - zwei aus Deutschland und zwei aus den USA.

Das größte Geschenk: Wenn Menschen Hoffnung geben

Es gibt ein altes Sprichwort: "Ein Leben zu retten heißt, die Welt zu retten“. Diese beiden schönen Bilder aus Deutschland veranschaulichen es. Wo es Menschen gibt, die sich gegenseitig helfen, gibt es immer Hoffnung.

Kommentar des Fotografen Toby Binder zu seinem Bild "Children Of War" (Kinder des Krieges): "400 Millionen Kinder sind weltweit von Kriegen betroffen. Die medizinische Versorgung in ihren Heimatländern bricht oft völlig zusammen. Die einzige lebensrettende Maßnahme ist eine Operation im Ausland.

Flüchtlinge und Kriege, die Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen, waren in den vergangenen Jahren ein Hauptthema in den internationalen Medien. Doch die meisten Opfer von Kriegen bleiben für uns in unserer sicheren Blase unsichtbar. Diese 'Unsichtbaren' schaffen es nie aus ihrem Land und den Konfliktgebieten heraus, weil sie zu krank, zu schwach, zu alt oder zu jung sind. Für einen großen Teil der Bevölkerung ist eine notwendige Behandlung nicht mehr möglich. Sogar Jahre nach einem Konflikt können komplizierte Operationen nicht durchgeführt werden, weil qualifiziertes Personal und Infrastruktur fehlen. Für die Patienten kann dies schlichtweg den Tod bedeuten. In Europa hingegen kann ihnen oft mit Standardoperationen geholfen werden.

Für die kleine Muzghan gab es Hoffnung - und Rettung: Hier wird sie in einem deutschen Krankenhaus versorgt. © Toby Binder

Die NGO (Nichtregierungsorganisation) Friedensdorf International ermöglicht jedes Jahr etwa 300 Kindern (hauptsächlich aus Afghanistan und Angola) eine solche lebensrettende medizinische Behandlung. Das obere Foto zeigt die Behandlung der kleinen Muzghan in einem deutschen Krankenhaus. Auf dem unteren sehen wir, wie ein Kind mithilfe von ehrenamtlichem medizinischen Personal in Deutschland ankommt."

Die NGO Friedensdorf International verhilft jährlich rund 300 Kindern zu einer lebensrettenden Behandlung. © Toby Binder

Kleine Gesten der Menschlichkeit können Großes bewirken

Einen Menschen zu retten - das kann auch der Moment sein, in dem ich eine andere Person wissen lasse, dass sie wichtig ist. Das zeigt auch das folgende inspirierende Beispiel aus den USA.

Kommentar der Fotografin Karen Focht zu ihrem Bild "Bouquets of Hope" (Sträuße der Hoffnung): "Wie kann eine Hochzeit noch mehr Licht, Herzenswärme und Freude in die Welt tragen? Indem man die Blumen weiterverwendet, um ältere und kranke Menschen aufzuheitern. Das ist die Arbeit von 'Catholic Charities' in West Tennessee: Freiwillige sammeln Blumen von Hochzeiten, binden sie neu und geben sie an ältere Menschen weiter. Ehrenamtliche Helfer sagten den Empfängern, als diese Bilder 2016 entstanden: 'Es geht darum, Sie zum Lächeln zu bringen, und ich darf nicht gehen, bevor Sie mir nicht ein Lächeln geschenkt haben.'"

Freude zu schenken, ist nicht schwer: Die Blumen-Initiative in Tennessee ließe sich überall nachmachen. © Karen Pulfer Focht

Diese inspirierenden Bilder zeigen den menschlichen Charakterzug, anderen in Not zu helfen. Viele ältere Menschen leiden unter Einsamkeit und dem Verlust von Sinn und Bedeutung. Die Schönheit der Natur zu schenken, scheint zunächst etwas Kleines zu sein, doch heilt und stärkt es wirkungsvoll den Geist. Und dass die Blumen ein zweites Mal verwendet werden, ist eine schöne Idee, um noch mehr Freude zu verbreiten.

Fällt Ihnen beim Gesicht der Freiwilligen auf diesem Bild etwas auf? Welche Gefühle löst ihr Gesicht in Ihnen aus?

"Bouquets of Hope" - ein inspirierendes Beispiel aus den USA. © Karen Pulfer Focht

Gut zu wissen: Gute Menschen leben länger

Ein längeres und gesünderes Leben zu führen, das wünschen sich viele von uns. Die Wissenschaft betont, dass Ernährung, Bewegung und ob wir rauchen oder nicht neben anderen Faktoren unsere Lebensqualität und -dauer beeinflussen. So wurde kürzlich in einer Studie nachgewiesen, dass Menschen, die sich streng an eine gesunde Ernährung hielten, ihr Sterberisiko um bis zu 20 Prozent verringerten. Sie lebten also länger.

Menschen geben viel Geld für Nahrungsergänzungsmittel aus, um gesund zu bleiben und länger zu leben. Mehr als 50 Prozent der Deutschen kaufen pflanzliche Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel. Amerikaner geben jedes Jahr mehr als 30 Milliarden Dollar für ergänzende Arzneimittel aus, die ihnen helfen sollen, gesund zu bleiben.

Als Arzt, der eine gemeinnützige Organisation zur Förderung von Freundlichkeit, Verbundenheit und Freude in der Bevölkerung leitet, interessierte ich mich für Studien, wie sich Freundlichkeit auf die Gesundheit auswirken könnte. In der medizinischen Literatur habe ich nach Studien über Freiwillige gesucht. Schließlich sind Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, ein Beispiel für gelebte Freundlichkeit - sie geben von sich aus etwas, ohne dafür eine Belohnung zu erwarten.

Was ich fand, war bemerkenswert: Menschen, die sich regelmäßig ehrenamtlich engagierten, hatten eine viel größere Chance, länger zu leben. In einer Studie nach der anderen in verschiedenen Ländern und Kulturen war dies zu beobachten.

Für andere da sein - ähnlicher Effekt wie gesunde Ernährung

Wenn man einige dieser Studien zusammenfasst, erkennt man, dass Freiwilligenarbeit mit einem um 22 Prozent geringeren Sterberisiko verbunden ist. Es handelt sich dabei um eine reproduzierbare Beobachtung, was bedeutet, sie würde mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder gleich ausfallen. Der Effekt von ehrenamtlichen Tätigkeiten ist mindestens genauso groß, wenn nicht sogar größer, als die Verlängerung des Lebens durch streng gesunde Ernährung.

In einer großen Studie mit über 10.000 Amerikanern fanden auch Eric S. Kim und Kollegen heraus, dass Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, ein deutlich geringeres Sterberisiko haben. Sie stellten zudem fest, dass das Sterberisiko umso mehr sank, je mehr Stunden jemand pro Jahr ehrenamtlich tätig war. Menschen, die sich viel ehrenamtlich engagierten, hatten eine viel größere Chance, länger zu leben. Schon ein geringes Maß an Freiwilligenarbeit - im Durchschnitt ein bis zwei Stunden pro Woche - verbesserte die Lebenserwartung erheblich.

Eine sehr gute Erklärung für die gesundheitlichen Vorteile sind die bedeutsamen sozialen Kontakte: Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, geben anderen etwas. Geben schafft Verbundenheit und gibt dem Freiwilligen auch ein Gefühl der Sinnhaftigkeit. Es hilft, den menschlichen Drang zu erfüllen, sich um andere zu kümmern.

Die Verbundenheit mit anderen fördert ein gesünderes und längeres Leben in zweierlei Hinsicht. Erstens hilft es, die ungesunden Auswirkungen von Stress zu vermeiden. Wenn Probleme auftreten (etwa finanzielle oder familiäre), kann uns das stressen. Wenn der Stress zu lange anhält, verursacht oder verschlimmert er Krankheiten - das gilt im Grunde für jede Krankheit: Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Depressionen und Angstzustände, Infektionen und viele andere Krankheiten werden durch Stress verstärkt.

Wir sind nicht allein

Die zweite Art, wie Verbundenheit mit anderen ein gesünderes Leben fördert, ist ein gesellschaftliches Netzwerk, in dem man sich gegenseitig unterstützt. Das heißt, wenn ich Probleme habe, aber zugleich bedeutsame Beziehungen, helfen mir die Mitglieder meiner Gemeinschaft. Vielleicht, indem sie mich einfach ermutigen. Vielleicht, indem sie mir Essen bringen, wenn ich krank bin, oder mir helfen, Rechnungen zu bezahlen, wenn ich meinen Job verliere. Diese Handlungen entlasten mich und helfen mir, mich zu erholen. Ich bin nicht allein. Und wenn sie mich brauchen, bin ich da, um ihnen zu helfen.

Die Biologie erklärt diesen Effekt noch genauer. Wenn Menschen gestresst sind, nehmen Entzündungen im Körper zu, die wiederum eine zentrale Rolle bei den oben genannten Krankheiten spielen. Indem man Stress abbaut, werden Menschen bereits gesünder. Und dann gibt es da noch weitere Auswirkungen, die sich aus Mitmenschlichkeit und Freundlichkeit ergeben, auf die wir in einem späteren Beitrag noch eingehen werden.

Falls dieser Text Sie motiviert hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, wäre das großartig! Ein Punkt ist dabei noch hervorzuheben: Engagieren Sie sich für etwas, das Ihnen wichtig ist. Vielleicht wollen Sie in einem Tierheim helfen oder Kinder beim Lesenlernen unterstützen. Wichtig ist dabei nur, dass die Tätigkeit, für die Sie sich entscheiden, zu Ihnen passt. Dann wird es Ihnen höchstwahrscheinlich leichtfallen, dabeizubleiben und die gesunden Auswirkungen des Ehrenamts bestmöglich zu nutzen.

In Kindness

David

ZITAT DER WOCHE

"Zweifeln Sie nie daran, dass eine kleine Gruppe aufmerksamer, engagierter Bürger die Welt verändern kann: Tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde."

Margaret Mead, Anthropologin und Autorin

(Mitarbeit: Molly Ferrill und Antonia Fuchs)

Wie Envision Kindness die Botschaft des Guten verbreitet

  • Dies ist ein Text von Envision Kindness. Die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Connecticut, USA, hat es sich zum Ziel gemacht, als Ausgleich zu schlechten Nachrichten den Blick auf das Gute in der Welt zu richten und Freundlichkeit, Verbundenheit, Freude und Menschlichkeit sichtbarer zu machen. Unterstützt durch Sponsoren streamt die Organisation Bilder der Menschlichkeit etwa in Wartebereiche von Krankenhäusern. Studien belegen den Effekt: Die Bilder fördern Ruhe, Glück, Großzügigkeit und das Gefühl von Verbundenheit. Als weltweit erstes Medium veröffentlichen wir regelmäßig die Fotoserie "Picture a Better World".

Über den Autor

  • David Fryburg ist Arzt und Wissenschaftler. Vor rund zehn Jahren gründete er zusammen mit seinem Sohn Jesse Fryburg die Non-Profit-Organisation Envision Kindness. Zu seinen Veröffentlichungen gehören eine Reihe von Artikeln über den Effekt der Kindness, etwa: "The Secret Sauce of Kindness: Connection" in "Psychology Today" oder "Kindness as a Stress Reduction–Health Promotion Intervention: A Review of the Psychobiology of Caring" in SageJournals.

Verwendete Quellen

Weihnachtspost: Ein Wunsch hat seit Corona deutlich zugenommen

Rührend - oder traurig? Christkind-Helfer beobachten Trend bei Kindern

Weihnachten steht vor der Tür – Zehntausende Wunschzettel trudeln in diesen Tagen in den Weihnachtspostfilialen ein. Ein Wunsch hat zugenommen, der sich mit Geld nicht kaufen lässt.

  © Envision Kindness

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