Seit mehr als einem Jahrhundert macht der Internationale Weltfrauentag auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam. Der Tag geht auf die Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in Kopenhagen zurück. Doch die Geschichte begann eigentlich schon zwei Jahre zuvor.

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Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Weltfrauentag. Er zeigt einerseits, was die Frauenbewegung bereits erreicht hat. Andererseits dient er dazu, die Benachteiligungen von Frauen sichtbar zu machen.

Offiziell begangen wird der Feiertag seit 1911, wie es auch auf der offiziellen Webseite des Internationalen Frauentags heißt. Mehr als eine Million Menschen hätten den Aktionstag damals bereits unterstützt.

Initiatorin Clara Zetkin soll Idee von Theresa Malkiel übernommen haben

Nach einer Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in Kopenhagen wurde der Tag eingeführt. Als Initiatorin gilt die Frauenrechtlerin Clara Zetkin, die damals den Vorschlag vorbrachte. Gemeinsam mit Käte Duncker stellte sie, auch im Namen anderer Genossinnen, den Antrag, der in der Folge dann auch verabschiedet wurde.

Allerdings wird gerne der Fakt untergraben, dass Zetkin diese Idee nicht selbst aus dem Boden stampfte, sondern eine Inspirationsquelle hatte.

Diese Inspiration heißt Theresa Serber Malkiel. Sie organisierte bereits im Jahr 1909 den ersten "National Woman's Day". Im Rahmen der nordamerikanischen Frauendemonstration forderte sie Wahlrecht und Rechte für Arbeiterinnen – und einen länderübergreifenden Streiktag gegen die Unterdrückung von Frauen. Beschlossen wurde dieser Kampftag im Jahr darauf: 1910 auf besagter Frauenkonferenz in Kopenhagen.

Theresa Malkiel
Theresa Malkiel etwa im Jahr 1910, kurz nachdem sie den "National Woman's Day" organisiert hatte. © Wikimedia Commons

Wer war die Frau, die mitverantwortlich ist für die Entstehung des Weltfrauentages – und über die so wenig bekannt ist? Geboren wurde sie am 1. Mai 1874 in Bar in der heutigen Ukraine. Malkiel sei eine jüdische Ukrainerin gewesen, "die wegen Antisemitismus in die USA geflüchtet war und dort als Textilarbeiterin arbeitete", erzählt die Sozialwissenschaftlerin Barbara Thiessen im Gespräch mit unserer Redaktion. "Dort hat sie sich in der sozialistischen Partei engagiert und festgestellt, dass die Männer die Perspektive erwerbstätiger Frauen kaum einbeziehen."

Bereits mit 20 Jahren hatte sie daraufhin ihre eigene Gewerkschaft gegründet. Sie war auch eine der ersten Frauen, die sich in den USA für die Rechte von Arbeitnehmerinnen einsetzte. Später wurde sie auch Mitglied im Nationalen Frauenkomitee. Außerdem verfasste die Gewerkschafterin und Sozialistin den Roman "The Diary of a Shirtwaist Striker", in dem sie den Mut der Arbeiterinnen in der Textilbranche lobte. Malkiel starb im Jahr 1949 im Alter von 75 Jahren.

Weiterer Meilenstein im Jahr 1977

Zu Beginn fand der Internationale Frauentag am 19. März statt. Später wurde es der 8. März. Zu den wichtigsten Forderungen in Deutschland zählte damals das Wahlrecht für Frauen, das 1918 eingeführt wurde.

In der Bundesrepublik war der Kampftag jedoch einige Jahrzehnte nahezu bedeutungslos. Anders in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), wo er ab 1947 offiziell begangen wurde. Im Westen gewann er erst in den 1970er-Jahren durch die damalige Frauenbewegung wieder an Bedeutung.

Ein entscheidender Schritt kam in den 70er-Jahren dazu: Die Vereinten Nationen riefen im Rahmen des internationalen Jahrs der Frau eine Feier zum 8. März 1975 aus. Zwei Jahre später erklärte die UN-Generalversammlung den 8. März zum "Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden".

Mittlerweile ist der Internationale Frauentag in Deutschland in zwei Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag: in Mecklenburg-Vorpommern seit vergangenem Jahr, in Berlin seit 2019. Immer wieder werden seitdem Forderungen laut, ihn deutschlandweit zum Feiertag zu erklären.

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Verwendete Quellen

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