Wenn etwas nicht läuft, wir wir es möchten, werden wir wütend. Dabei ist Ärger durchaus ein wichtiges Signal. Eine Psychologin erklärt, wie er uns sogar helfen kann, uns für die richtige Handlungsweise zu entscheiden.

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Ärger ist wahrlich kein schönes Gefühl. Doch er kann uns dabei unterstützen, Hindernisse zu überwinden und Ziele zu erreichen. Daher sei es besser, sich mit dem negativen Gefühl auseinanderzusetzen, statt es etwa zu unterdrücken. Das schreibt die Psychologin Heather Lench im Wissenschaftsjournal "Scientific American".

Infos zur Studie

  • Heather Lench und ihre Kollegen führten eine Reihe von Experimenten mit über 1.000 Teilnehmern durch, in denen sie die Auswirkungen von Ärger auf die Leistung in herausfordernden Situationen untersuchten. Die Teilnehmer, die zuvor gezielt in einen Zustand der Wut versetzt wurden, zeigten eine bessere Leistung in anschließenden Aufgaben, wie dem Lösen schwieriger Anagramme oder dem Spielen anspruchsvoller Videospiele, im Vergleich zu Teilnehmern, die neutrale oder andere Emotionen erlebten. Allerdings galt das nur für wirklich herausfordernde oder anspruchsvolle Aufgaben, bei einfachen schnitten die wütenden Probanden nicht besser ab als die anderen.

Denn: Negative Emotionen seien Reaktionsmuster, die auftreten, wenn etwas nicht gut läuft, was uns wichtig ist. Ärger kann somit ein Signal sein, dass uns etwas beim Erreichen eines Ziels im Wege ist.

Dann sei die beste Reaktion, innezuhalten und sich darüber klar zu werden, was passiert ist, so Lench. Und dann zu überlegen: Auf welche bestmögliche Weise kann ich das gewünschte Ergebnis noch erreichen?

Wut kann zu vorteilhaftem Handeln motivieren

Man solle sich fragen: Was ist mein Ziel? Und dann entsprechend der eigenen Antwort handeln. Bei einem Streit in einer Partnerschaft etwa, in der das langfristige Ziel ist, die Beziehung zu verbessern, könne Ärger zu entsprechenden Schritten motivieren: eigene Bedürfnisse formulieren, an einem Kompromiss arbeiten und zuhören.

Wenn man aber nur recht haben will, werde man vielleicht lauter, ignoriere die Perspektive des Partners oder werde gar aggressiv.

Oder die Wut, wenn ein Computer in einer wichtigen Projektphase ständig abstürzt: Sie kann dazu motivieren, das Gerät zur Reparatur zu bringen. Aber sie könnte uns auch dazu bringen, den Computer auf den Boden zu schmeißen.

Das Hindernis ist in beiden Fällen erst mal weg: der abstürzende Computer. Doch nur die erste Handlungsweise ist wirklich vorteilhaft, um das eigentliche Projekt abzuschließen.

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Negative Emotionen verlangen unsere Aufmerksamkeit

"Negative Emotionen sind nicht schlecht", schreibt Lench, die als Professorin für Psychologie und Hirnforschung an der Texas A&M University lehrt. Sie seien vielmehr "unglaublich wichtige Hinweise" darauf, dass es gerade um etwas Wichtiges gehe. "Schieben Sie sie nicht weg - widmen Sie ihr Aufmerksamkeit."

Lench betont aber auch, dass Ärger nicht als grundsätzliche Strategie zur Zielerreichung gefördert werden sollte. Denn Emotionen leiteten nicht zwangsläufig zu spezifischen, zielführenden Handlungen an. Vielmehr könnten negative Emotionen auch zu unerwünschtem oder unethischem Verhalten führen. (ff/dpa)

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