Ulf Merbold, Thomas Reiter oder Alexander Gerst: Bisher flog ein knappes Dutzend deutscher Männer ins Weltall und konnte die Erde von Oben beobachten. Doch wie wird man eigentlich Astronaut und wer darf wirklich zur ISS fliegen?
Es gibt keine Schulen für Astronauten, keine Kurse an der Universität. Die Raumfahrtzentren suchen nach geeigneten Personen. "Die European Space Agency führt Kampagnen durch, wenn sie neue Astronauten benötigt", erklärt Jules Grandsire, PR-Officer bei der ESA in Köln.
Das war zuletzt 2008 der Fall, ausgewählt wurde unter anderem der Deutsche
Gesucht werden tolerante Menschen mit technischem Hintergrund. "Unsere Kandidaten sind Piloten, Ingenieure, Naturwissenschaftler und Ärzte", so Grandsire. "Sie sind psychologisch sehr stabil, besonders teamfähig und sprechen fließend Englisch."
Training ist sehr vielseitig
Die Vorbereitung auf den Einsatz im All ist langwierig, zwischen der Auswahl ins Team der ESA und einer Mission liegen oft Jahre.
Los geht es für europäische Astronauten mit einem eineinhalbjährigen "Basic Training" im Europäischen Astronauten-Zentrum EAC in Köln. "Es dient dazu, alle neu rekrutierten Kollegen auf denselben Stand in verschiedenen Disziplinen zu bringen", beschreibt Grandsire die Ausbildung.
Das Training ist so vielseitig wie das spätere Leben und Arbeiten an Bord der ISS. "Die Module reichen vom Flugtraining im Raumfahrzeug über Russisch-Kurse bis hin zum richtigen Verhalten bei Notfällen.
Dazu gibt es Kurse in naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie und Astrophysik."
Unter Wasser werden Weltraumspaziergänge und Reparaturmanöver simuliert, in exakten Kopien der echten Raumfahrzeuge trainieren Astronauten die Reise zur ISS und zurück zur Erde.
Erste Erfahrungen mit der Schwerelosigkeit sammeln die Raumfahrer bei Parabelflügen in einem Spezialflugzeug. Dort werden für etwa 20 Sekunden die Bedingungen des Alls simuliert.
In diesen kurzen Phasen lernen sie, wie man sich schwebend fortbewegt, Türen öffnet oder auf dem Laufband Sport treibt.
Das medizinische Training bereitet Astronauten auf mögliche Notfälle auf der ISS vor, beim Überlebenstraining lernen sie, wie sie sich nach einer Landung auf dem Meer oder in abgelegenen Wäldern oder Wüsten bis zur Rettung verhalten müssen.
"Jeden Kurs der Grundausbildung schließen die Kandidaten mit einer Prüfung ab", erklärt Grandsire. "Ist alles bestanden, sind sie offiziell Astronaut."
Handgriffe immer wieder trainieren
Es folgt die zweite Phase - die Fortgeschrittenenausbildung. Hier werden Kenntnisse der Grundausbildung vertieft. Außerdem begeben sich die Astronauten zum Training in die anderen Zentren wie Houston, Moskau und Japan.
An Bord der ISS verbringen Astronauten viel Zeit damit, wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Daher lernen sie bereits am Boden die verschiedenen Systeme der einzelnen Zentren kennen und trainieren mit Wissenschaftlern.
"Diese Phasen muss jeder Astronaut durchlaufen", betont Grandsire. "Erst dann kann er für eine Mission einberufen werden."
Die Missionsvorbereitung ist die letzte Ausbildungsphase und beginnt, sobald ein Astronaut für eine bestimmte Mission ausgewählt wurde.
An Bord der Raumstation hat jeder Astronaut seine eigenen Aufgaben, so dass auch jedes Crewmitglied der Mission eine maßgeschneiderte Ausbildung erhält.
"Das spezifische Training dauert etwa zwei bis zweieinhalb Jahre", so Grandsire. "Hier werden die Experimente für die Durchführung an Bord der ISS geübt und die später auszuführenden Handgriffe immer wieder trainiert."
Besonders wichtig ist das Zusammenspiel der Astronauten untereinander. Deswegen wird das Team auch nach psychologischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Schließlich verbringen die Raumfahrer auf der ISS viel Zeit auf engstem Raum.
"Die Vorbereitung auf den Alltag an Bord ist auf der Erde jedoch schwer", weiß Grandsire. "Wir wählen daher nur Leute aus, die sehr tolerant und anpassungsfähig sind."
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